Protest und Gegenprotest zu geplanter Flüchtlingsunterkunft

von Redaktion

Ende 2025 sollen in die Container an der Pfälzerstraße in Großkarolinenfeld 54 Bewohner einziehen

Großkarolinenfeld – So wirklich wusste niemand, wie der Abend ausgehen wird. Eigentlich sollte am vergangenen Dienstagabend im Gemeinderat in Großkarolinenfeld wieder über die geplante Unterkunft für Geflüchtete an der Pfälzerstraße gesprochen werden. Während das Thema aber kurzerhand – auf Wunsch der Freien Wähler-GBV – von der Tagesordnung gestrichen wurde, tauchten einige Tage vorher in vielen Briefkästen im Dorf Flyer auf. Darauf: eine Einladung zu einer Protestkundgebung gegen die Unterkunft – vor dem Rathaus, kurz vor der Gemeinderatssitzung.

Da von den Plänen auch „Die Linke“ Wind bekam und auf die Schnelle eine Gegendemonstration auf die Beine stellte, gab es am Dienstagnachmittag zwischenzeitlich die Sorge, dass der Abend hitziger werden könnte.

Die Polizei machte sich bereit, schickte mehrere Beamte auf den Volksfestplatz, positionierte drei weitere Polizeibusse als mögliche Verstärkung an der Feuerwehr. Gebraucht wurden sie nicht.

Um kurz nach 18 Uhr trudelten die ersten Demoteilnehmer auf dem Volksfestplatz ein. Darunter viele Menschen, die schon länger in Großkaro wohnen, aber auch einige „Neulinge“. Aus einer bestimmten politischen Ecke sei die Gruppe nicht, sagte der Veranstalter, der lieber anonym bleiben möchte. „Wir sind eigentlich eher entstanden, weil einige von uns Ängste und Sorgen haben und wir unser Gesicht zeigen wollen“, betonte er. Es gehe nur darum, Präsenz zu zeigen. „Wir wollen hier keinen Aufstand machen und auf die Pauke hauen, sondern deutlich machen, dass es ein bisschen Unmut gibt“, sagte er.

Aus diesem Grund haben sie darauf verzichtet, Plakate oder Megafone mitzubringen. „Es ist ein stiller Protest“, sagte der Veranstalter. Rund 50 bis 60 Menschen folgten dem Aufruf. Ihnen geht es darum, dass die Entscheidung zum Bau der Unterkunft besser kommuniziert hätte werden müssen und die Sorgen der Anwohner nicht berücksichtigt worden seien. Grundsätzlich hätten sie nichts gegen die Unterkunft. Es gehe mehr um die Art und Weise als um die Sache selbst.

Oder auch darum – wie es die Gruppe auf ihrem Flyer fordert – dass die Anzahl der Geflüchteten zum Beispiel von 54 auf 20 Personen beschränkt wird. „Vielleicht gibt es ja noch die ein oder andere Stellschraube, damit sich alle damit wohlfühlen“, sagte der Veranstalter. Dafür brauche es aber einen vernünftigen Dialog und ein gutes Miteinander. Das soll dem Gemeinderat mit der Kundgebung in Großkarolinenfeld klargemacht werden.

Es sind Punkte, welche die Gegenseite, die sich auf der anderen Seite des Platzes versammelte, nicht nachvollziehen kann. Auch dort kamen rund 50 Menschen zusammen. Einige Anhänger von der Partei „Die Linke“, aber auch ein paar Großkarolinenfelder. Sie haben vereinzelt bunte und rote Fahnen dabei, heben Plakate nach oben oder stimmen Lieder an. Die Gruppe hätte die Gegendemonstration nur angemeldet, um der Kundgebung Paroli zu bieten, sagte Ates Gürpinar, Bundestagsabgeordneter für „Die Linke“, der mitdemonstrierte. Für sie sei der Protest eben keine Dialogsuche, sondern Konfrontation – „auf dem Rücken der Geflüchteten“.

Zum Austausch der unterschiedlichen Meinungen kam es aber nicht. Diskutiert wurde nur innerhalb der Gruppen. Oder mit einzelnen Gemeinderatsmitgliedern und Bernd Fessler, die mit Personen aus beiden Lagern das Gespräch suchten.

Der Bürgermeister dankte dabei allen Teilnehmern für den friedlichen Umgang miteinander. Und er versprach, dass es am 13. Oktober zusammen mit dem Landratsamt eine Infoveranstaltung zur Unterkunft für die Bürger geben soll. Damit ist zumindest einer der Wünsche einiger Großkarolinenfelder erfüllt.

Julian Baumeister

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