Frasdorfer Dorfgeschichte erleben

von Redaktion

Historischer Rundgang begibt sich auf Spurensuche durch den Ortsteil Westerndorf

Frasdorf – Rund 60 Teilnehmer, darunter auch Frasdorfs Bürgermeister Daniel Mair, ließen sich von Rupert Wörndl auf eine Zeitreise durch ein halbes Jahrtausend Geschichte des Ortsteiles Westerndorf mitnehmen. Der Heimat- und Kulturverein hatte zu dem historischen Rundgang eingeladen.

„Das Besondere an Westerndorf ist, dass alle alten Anwesen in ihrer Bausubstanz im Wesentlichen erhalten geblieben sind. Nicht umsonst stehen nicht nur die meisten davon, sondern auch das ganze Ensemble Westerndorf“ unter Denkmalschutz“, so Wörndl am Beginn des Rundganges am Rastplatz Westerndorf. Dort befindet sich auch eines der insgesamt 32 Schilder mit ortsgeschichtlichen Informationen, die entlang der Frasdorfer Wanderwege angebracht sind. Via QR-Code kann man per Smartphone zum jeweiligen Thema weitergehende Informationen abrufen.

Bäck, Schmied, Schuster oder Wagner

Bei jedem der ehemals 15 Westerndorfer Höfe wurde die Herkunft der Hofnamen besprochen, soweit sie sich nicht aus Berufsbezeichnungen wie Bäck, Schmied, Schuster oder Wagner von selber erklären. Einige sind aus Personennamen entstanden wie Kainz (von Chunz = Konrad) oder Paulkarl. Nicht so leicht ist dies beim Jell-Hof nachzuvollziehen. Aus alten Urkunden weiß man, dass der Name Ulrich hier zugrunde liegt.

Beim „Bäck“, wie der Landgasthof Karner früher hieß, durfte das Hausgangpflaster besichtigt werden, das der Überlieferung nach vom aufgelösten Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee stammt.

Als Besonderheit kann auch die ehemalige „Rauchstube“, wie die Flachsbrechhäuser hier genannt werden, gelten. Alle 15 Westerndorfer Bauern sowie der Lederstubner waren beteiligt und durften die Einrichtung der Reihe nach benutzen. „Bis in die 1930er-Jahre geschah dies regelmäßig und sogar nach dem Krieg hat man noch einmal einige Jahre Flachs angebaut“, erinnert sich Benno Stettner, mit 89 Jahren einer der ältesten Teilnehmer am Rundgang.

Im weiteren Verlauf der Exkursion machte Wörndl besonders auf die Segenssprüche an den Laibungen einiger Haustüren aufmerksam. „Eine einheitliche Rechtschreibung gab es noch nicht. Man hat so geschrieben, wie man es gehört hat.“ So würden sich Sprüche wie: „Gott giwt den Segen von owen herab“ oder „Jesu von Nazeret behiet ins von Unglück“ erklären.

Den Höhepunkt des Rundganges bildete dann die Einladung in die jahrhundertealte Schmiede des Paulschmied. Thomas Fischer hatte die Esse in Gang gesetzt und demonstrierte eindrucksvoll die Schmiedetechnik.

Rathaus
und Radhaus

„Die wenigsten werden wissen, dass es in Frasdorf früher zwei Rathäuser gab, neben dem offiziellen mit der Gemeindekanzlei noch unser „Radhaus“, in dem sich ein Wasserrad befand. Mit diesem wurde über ein Gestänge über die Straße hinweg der Blasebalg für die Esse betrieben“, so Fischer.

Bei einer Brotzeit fand dann die Abschlussbesprechung im Hof des besonders kunstvoll bemalten Rauch-Anwesens statt. 1907 hatte der Kunstmaler Friedrich Gumpertsberger aus München hier eingeheiratet und sich sofort an die Verschönerung seines Hofes gemacht. Sohn Balthasar war Priester geworden.

Seine Primiz im Jahr 1936 war für die benachbarten Höfe der Anlass gewesen, ebenfalls Malereien, Putzgliederungen und Heiligennischen anbringen zu lassen. „So ein Rundgang würde nächstes Jahr gut ins Programm passen, wenn wir die erste Erwähnung von Frasdorf vor 1150 Jahren feiern“, meinte Bürgermeister Daniel Mair abschließend.

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