Philanthropen, Prothesen, Perspektiven

von Redaktion

Die Ausstellung „Philanthropen | Prothesen | Perspektiven“ in der Kinderklinik Aschau spannt den Bogen von historischen Prothesen zu moderner Technik. Sie beleuchtet das soziale Engagement der Familie von Cramer-Klett und die Pionierarbeit der MAN.

Aschau – In der Orthopädischen Kinderklinik Aschau wurde die Ausstellung „Philanthropen | Prothesen | Perspektiven“ eröffnet. Peter Wichelmann, Geschäftsführer Kind im Zentrum Chiemgau, begrüßte zur Eröffnung zahlreiche Gäste, darunter Ludwig Freiherr von Cramer-Klett und seine Mutter Peggy Freifrau von Cramer-Klett sowie Philipp Clarin mit Ehefrau Rita.

150 Jahre Cramer-Klett
im Priental

Im Rahmen von 150 Jahre Familie Cramer-Klett im Priental zieren Banner den Ort – und eines davon die Orthopädische Kinderklinik. Darauf ist ein historisches Foto des sogenannten „Nürnberger Ideal-Beins“ zu sehen, einer Beinprothese von 1917 mit flexiblem Schaft und seitlich beweglichem Fuß. Daneben steht das Schlagwort Philanthropen – Menschenfreunde, Menschen, die gerne und freiwillig Gutes für andere tun.

Aschaus Bürgermeister Simon Frank bezeichnete das Zusammenspiel von Technik und Fürsorge als „bewegendes und zeitlos aktuelles Thema.“ Kuratorin Michaela Thomas spannte den thematischen Bogen vom großformatigen Cramer-Klett-Meilen-Banner an der Außenfassade bis zur Ausstellung im Foyer und den Fluren der Klinik. Das Leitmotiv umschrieb Thomas mit „Außen Technik – innen Menschlichkeit.“

Der Titel „Philanthropen | Prothesen | Perspektiven“ verbindet das soziale Engagement der Familie von Cramer-Klett mit der technischen Pionierarbeit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) und den neuen Perspektiven, die die Orthopädische Kinderklinik in Aschau im Chiemgau Kindern und Jugendlichen geben kann.

Impulsgeber der Ausstellung ist ein einzigartiges, über 100 Jahre altes Fotoalbum aus dem Privatarchiv der Familie von Cramer-Klett, das die Entwicklung früher Armprothesen im Auge der Ingenieurskunst dokumentiert. Ein zweites, thematisch ergänzendes Album mit Fokus auf Beinprothesen wird im Historischen Archiv MAN in Augsburg (heute Everllence) aufbewahrt. Einige Aufnahmen daraus sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Die historischen Fotografien zeigen eindrucksvoll, wie die MAN bereits 1916 eine Übungswerkstatt in Nürnberg einrichtete, in der Kriegsversehrte und Arbeiter mit individuell angepassten Prothesen geschult wurden. Über 3000 Menschen lernten dort bis 1922, mit künstlichen Gliedmaßen zu leben und zu arbeiten. Dies war eine Pionierleistung, die Technik und Fürsorge vereinte.

Die Ausstellung stellt auch eine berührende Verbindung zu den jungen Patienten der Klinik her, indem sie historische Fotos aus dem Klinikalltag bis hin zur technischen Entwicklung von Prothesen und Orthesen zeigt. Neben den historischen Prothesen, die schwere Metall- und Holzkonstruktionen waren, sehen die Besucher der Ausstellung auch moderne Hightech-Beinprothesen.

Initiative mitten im
Ersten Weltkrieg

Die Verbindung nach Aschau ist damit unmittelbar, auch zu den Mitbegründern der Einrichtung, betonte Thomas. Theodor und Annie von Cramer-Klett waren 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, Initiatoren des ersten orthopädischen Kinderheims im Ort. Sie schufen den Ursprung der heutigen Klinik. 1918 erwarben sie das Grundstück, auf dem die Einrichtung bis heute steht, und übergaben es der katholischen Jugendfürsorge. Thomas schloss mit den Worten: „Diese philanthropische Tradition lebt in der Ausstellung weiter – im Dialog von Vergangenheit und Gegenwart, Technik und Menschlichkeit, Fürsorge und Fortschritt.“

Die Ausstellung ist während der regulären Öffnungszeiten der Orthopädischen Kinderklinik Aschau zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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