Trampelpfad wird zum Politikum

von Redaktion

Bauen wir den Trampelpfad aus oder nicht? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Stephanskirchener Gemeinderat in gleich drei Sitzungen. Warum das Thema für hitzige Diskussionen sorgte, was Rindviecher damit zu tun haben und wie sich das Gremium am Ende entschieden hat.

Stephanskirchen – Wer zu Fuß von der Westerndorfer Straße zur Simsseestraße möchte, kann entweder den „Milchweg“ an der Gärtnerei Lex benutzen. Oder aber man benutzt den Trampelpfad entlang der Weidefläche wenige Meter weiter vorn. Das Problem: Der Weg ist nicht offiziell, sondern wurde über die Jahre von den Bürgern ertrampelt.

Von Mensch und
Tier gern genutzt

Das soll sich, wenn es nach dem Willen der Gemeinderatsfraktionen von Grüne und SPD geht, nun ändern. Denn die Fraktionen haben bereits im Mai einen Antrag auf Ausbau dieses Wegs gestellt – sowie die Sanierung des schon bestehenden Weges. Das Ziel: Die nichtmotorisierte Mobilität sowie Barrierefreiheit verbessern. Wie Johannes Lessing (Grüne) erklärte, werde der Weg auch von Senioren mit Rollator, Müttern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrern genutzt.

Doch der rund 135 Meter lange Trampelpfad wird nicht nur von Menschen als Abkürzung genutzt. Regelmäßig marschiert auch eine Herde Rinder über den Weg. Dieser führt nämlich über eine von der Gemeinde verpachtete landwirtschaftliche Fläche. Und der Pächter, ein Landwirt, nutzt den Weg, um sein Vieh auf diese Wiese zu treiben. Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) wies darauf hin, dass zunächst Gespräche mit dem Pächter stattfinden müssten, ob ein Ausbau möglich sei und ob der Landwirt den betreffenden Grundstücksteil abtreten würde.

Während die einen den Antrag wohlwollend nickend begrüßten, schüttelten einige Gemeinderäte den Kopf. Allem voran die CSU-Fraktion. „Wir können doch nicht jeden Weg ausbauen, der wild angelegt wird“, wunderte sich Thomas Hoffmann (CSU). „Wahnsinn“, fand auch Fraktionskollege Günther Juraschek. Harald Oberrenner, Behindertenbeauftragter der Gemeinde Stephanskirchen und selbst Rolli-Fahrer, wies darauf hin, „alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit auch wir uns gut und ohne Stolpern fortbewegen können.“

Da der Diskussionsverlauf bei der Sitzung im Mai – und auch bei einer weiteren Sitzung Ende Juli – zu keinem Konsens bei den Gemeinderatsmitgliedern führte, wurde die Behandlung des Antrags zurückgestellt, bis die Verwaltung eine Kostenschätzung vorlegen kann. Auch mit dem Landwirt wollte man zunächst sprechen.

Nun, vier Monate später, schaute sich der Gemeinderat das Thema erneut an. Mair erklärte, dass die Verwaltung dem Antrag wohlwollend gegenüberstehe, wie der Ausbau vonstatten gehen könnte und mit wie viel der Ausbau zu Buche schlagen würde. Laut dem Bürgermeister müsste der Zaun innerhalb der verpachteten Fläche versetzt werden, der Weg entsprechend verbreitert und der Untergrund befestigt werden. „Die Verwaltung schätzt die Kosten dafür auf 11800 Euro“, so Mair.

Auch bei dieser Diskussion meldete sich zunächst Johannes Lessing als Fürsprecher zu Wort. „Der Weg ist nicht nur eine gern genutzte Abkürzung, er verbindet auch die Bushaltestellen an der Simsseestraße und der Westerndorfer Straße miteinander.“ Außerdem, so Lessing weiter, wird der Weg offiziell bei der App MoBy (ehemals Bayernfahrplan) der Bayerischen Eisenbahngesellschaft als Wegbeschreibung angegeben. Sollte also jemand nach einer Busverbindung von der Simsseestraße aus suchen, von dort aus aber kein Bus fahren, wird die nächstgelegene Haltestelle vorgeschlagen. Diese ist die Westerndorfer Straße. Der vorgeschlagene Fußweg dahin führt über den Trampelpfad.

Nicht alle Räte sind überzeugt

Die überschaubaren Kosten sorgten bei einigen Gemeinderäten für Verwunderung. So wollte Stephan Mayer (Parteifreie Bürger) wissen: „Was wird da gemacht?“ Christian Hausstätter, zuständig für Bauangelegenheiten, erklärte, dass neben der Zaunversetzung etwa 30 Zentimeter Humus abgetragen werden muss und anschließend Kies darauf käme. Auf diese Weise sei heuer bereits der gern genutzte Trampelpfad zwischen Hermann-Löns-Straße und Reichenberger Straße in Haidholzen ausgebaut worden.

Kritische Worte kamen von Robert Zehetmaier (Bayernpartei), der die „Landwirtschaft beschnitten“ sah, und Gerhard Scheuerer (Parteifreie Bürger): „Da wird davon gesprochen, dass sich die Menschen zu wenig bewegen, und dann sollen wir knapp 12000 Euro hinlegen, damit sie 100 Meter weniger laufen müssen.“ Dem hielt abermals Harald Oberrenner, der auch wieder zur Sitzung gekommen war, entgegen: „Jeder Euro, der in die Barrierefreiheit investiert wird, ist gut investiert.“

Da sich die Argumentationen auf beiden Seiten zu wiederholen begannen, schloss Bürgermeister Mair die Diskussion. Er erinnerte daran, dass angesichts der geringen Investitionssumme, die Angelegenheit auch auf dem Verwaltungsweg, also ohne Zustimmung des Gemeinderates, hätte entschieden werden können. Mit 12:8 Stimmen entschied sich der Gemeinderat letztlich für den Ausbau.

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