von Redaktion

Schutzwaldmanagement im Wildbacheinzugsgebiet der Rohrdorfer Achen zur Hochwasserprävention

Samerberg/Marquartstein – Ortstermin auf rund 1100 Meter: An den Nordwesthängen des Riesenbergs über die Hochries bis zum Feichteck pflegt die Fachstelle Schutzwaldmanagement Marquartstein (FSWM) zwölf Sanierungsflächen auf 382 Hektar Sanierungsfläche. Warum es so wichtig ist, den Schutzwald zu sanieren, erläuterten Vertreter der FSWM und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF) Vertretern der Gemeinde Rohrdorf (Bürgermeister Simon Hausstetter) und Frasdorf (Bürgermeister Daniel Mair kam mit Geschäftsleiter Andreas Oppacher, dem Bauamtsleiter Olaf Hoffmeyer und dem Bauhofleiter Josef Schäffer) auf steilem Gelände. Beide Gemeinden an der Hochries seien vom Hochwasser betroffen. Dabei könne der Schutzwald in Wildbacheinzugsgebieten wie hier an der Rohrdorfer Achen viel leisten, betonte Michael Luckas, stellvertretender Bereichsleiter Forst beim AELF.

Seinen nüchternen Zahlen – circa 60 Prozent des gesamten Bergwalds in Bayern sind Schutzwald, davon sind auf circa zehn Prozent der Fläche Schutzfunktionen eingeschränkt oder fehlend – ließen die Forstleute dann den anschaulichen Teil folgen. Über feuchte Almwiesen – der Herbst grüßte mit Nieselregen – ging es einen steilen, bewaldeten Berghang hinauf.

An drei Stationen erläuterte Wolfgang Gar vom AELF den Ist-Zustand. Er wies darauf hin, dass die Erwärmung im Alpenraum schneller voranschreite als im übrigen Bayern („vielfach bereits drei bis vier Grad Temperaturerhöhung“), was sich auf den Wald und dessen Baumartenzusammensetzung auswirke. Häufigere Starkniederschläge und längere Trockenphasen stellten hohe Anforderungen an die Bergwälder. Der Forst-Experte zeigte auf Merkmale des schlechten Waldzustands wie überalterte Bäume, vergraste Hänge und von Borkenkäfern befallene Bäume. Erosion und Humusschwund gefährden die Schutzwälder, Lawinen beeinträchtigen darunterliegenden Wirtschaftswald und das veränderte Bodenklima der großen Freiflächen forciert den Humusabbau. Der aber die wichtigste Grundlage für das Waldwachstum sei: „Er enthält Nährstoffe und speichert Wasser.“ Nicht umsonst werde der Humus als „das schwarze Gold der Alpen“ bezeichnet. Gar gab weiter zu bedenken: Wenn die Bodenvegetation oft nur spärlich entwickelt ist, werden die freigesetzten Nährstoffe mit dem Sickerwasser ausgewaschen und fehlen der nachfolgenden Bergwald-Generation. Ein Quadratmeter intakter Bergmischwald könne bis zu 145 Liter Wasser speichern. Für das Schutzwaldsanierungsgebiet „Hochries“ mit rund 200 Hektar Wald im Wildbacheinzugsgebiet der Rohrdorfer Achen seien das rechnerisch 290000 Kubikmeter Wasser. Wie also dagegen angehen? Gar erläuterte Schutzmaßnahmen: Man kann gezielt Bäume entnehmen, um den Wald zu verjüngen. Oder man legt an von Gras überwucherten Steilhängen gefällte Bäume quer, um so eine natürliche Schneebremse zu bilden. Oder man pflanzt andere Baumarten wie Weißtannen, wobei hier wiederum die Jungpflanzen vor Verbissbelastung durch Schalenwild (Gamswild, Rotwild, Rehwild) beispielsweise mit Schafwolle geschützt werden müssen. Zudem sei zu beachten, dass das Gebiet „Hochries-Gebiet und Hangwälder im Aschauer Tal“ als FFH-Gebiet mit gesetzlich geschützten Biotopen, Tier- und Pflanzenarten gelte. „Das braucht viel Planung“, stellten die Gemeindevertreter aus Frasdorf und Rohrdorf fest. Man werde die Arbeit der Schutzwaldsanierungsmanager in den lokalen Gremien vorstellen. „Gern“, erklärten die Forstvertreter unisono. Denn nur gemeinsam könne man die Bergmischwälder in der heutigen Ausprägung erhalten, die Schutzfunktionen insbesondere zum Wasserrückhalt sichern/wiederherstellen und die Naturverjüngung fördern.

Bis 2034 sollen auf rund 7,8 Hektar neue Bäume angepflanzt werden. „Unser Jahresbudget macht rund eine Million Euro aus“, betonte Michael Luckas. Den Deich in Rohrdorf instand zu setzen koste weitaus mehr, sagte der Rohrdorfer Rathauschef.

Ortstermin auf 1100 Metern Höhe

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