Vogtareuth – Die Gefäßchirurgie an der Schön-Klinik Vogtareuth hat sich schon abgemeldet. Die Herzchirurgie ist mehr oder weniger abgeschrieben. Neurochirurgie und Neurologie hoffen noch auf ein Wunder.
Am 23. September wurde die Entscheidung verkündet, an der Schön-Klinik Vogtareuth sechs Fachzentren zu schließen. „Diese Planung ist das Ergebnis sorgfältiger Abwägungen vor dem Hintergrund einer wirtschaftlich herausfordernden Situation der Klinik“, informierte Klinik-Geschäftsführer Georg Thiessen.
Familienunternehmen mit Finanzpartnern
Wie angespannt die Situation der Vogtareuther Klinik ist und welche Ursachen es dafür gibt, wurde nicht näher beleuchtet. Auch drei Wochen später liegen dem Betriebsrat noch keine konkreten Zahlen zur wirtschaftlichen Lage der Klinik vor, aus denen hervorgeht, warum die betroffenen Abteilungen geschlossen werden müssen. Dafür gibt der Jahresbericht der Schön-Klinik-Gruppe für 2024 Auskunft über die wirtschaftliche Situation des Konzerns und das Jahresergebnis der Schön-Klinik in Vogtareuth.
Die Schön-Klinik-Gruppe ist ein privater Klinikbetreiber. Das Familienunternehmen ist im mehrheitlichen Besitz der Familie Schön aus Prien am Chiemsee. Minderheitsgesellschafter der Schön-Klinik SE ist die Carlyle Group über die Gesellschaft CGP Peggy S.à.r.l. – ein weltweit tätiger Finanzpartner.
In Deutschland zählt die Schön-Gruppe nach eigenen Angaben zu den führenden Anbietern von stationären und ambulanten Gesundheitsdienstleistungen. Ihr gehören 15 Kliniken, 14 Tageskliniken, 15 Medizinische Versorgungszentren (MVZ), sieben Institute und vier Ambulanzen. Hinzu kommen zwei Kliniken in Großbritannien und die digitale Klinik MindDoc. 13800 Beschäftigte haben im vergangenen Jahr 364000 Patienten versorgt.
Die geschäftsführenden Direktoren der Gruppe – Dr. Mate Ivancic und Christopher Schön – schätzen die Geschäftsentwicklung im Jahr 2024 positiv ein. „Trotz eines weiterhin anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfelds konnte der Konzern seine Marktposition festigen, den Umsatz steigern und die Profitabilität weiter verbessern“, heißt es im Finanzbericht.
Demnach hat die Schön-Klinik-Gruppe im Jahr 2024 eine Gesamtleistung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro erzielt, was einem Zuwachs von 118,9 Millionen Euro entspricht. Der Bilanzgewinn – also das Geld, das einem Unternehmen am Ende des Jahres nach Abzug aller Kosten, Steuern und Rücklagen wirklich bleibt – lag bei 107,2 Millionen Euro. Damit fiel der Gewinn um ein Fünftel geringer aus als noch im Vorjahr. 2023 lag er bei 132,8 Millionen Euro.
Die strategische Ausrichtung der Schön-Klinik-Gruppe basiert nach eigenen Angaben auf drei Säulen: dem Krankenhaus-Kerngeschäft, dem Ausbau nicht-medizinischer Dienstleistungen sowie der Erweiterung des ambulanten Bereichs durch den Einstieg in die hausärztliche Versorgung. Im Bereich des Krankenhaus-Kerngeschäfts habe der Fokus 2024 auf der Profitabilität der bestehenden Einrichtungen sowie dem selektiven Ausbau des Portfolios gelegen.
Im Jahr 2024 hat die Schön-Klinik-Gruppe insgesamt weniger eingenommen: Die Umsatzerlöse – also das Geld, das durch das eigentliche Kerngeschäft erzielt wird – sanken um 2,1 Millionen Euro (6,2 Prozent) auf 31,3 Millionen Euro. Die Materialaufwendungen lagen bei 13,5 Millionen Euro. Davon waren allein 12,6 Millionen Euro Energiekosten.
Die höchsten Einnahmen erzielte die Schön-Klinik-Gruppe im Jahr 2024 aus Verträgen mit den im Konzern verbundenen Unternehmen – also mit Beteiligungen, Gewinnabführungsverträgen, Ausleihungen von Finanzanlagevermögen, Abschreibungen, Zinsen und ähnlichen Erträgen: insgesamt mehr als 91 Millionen Euro.
2024 wurde trotz aller wirtschaftlicher Herausforderungen ein Jahresüberschuss von 4,4 Millionen Euro erzielt. Inklusive des Gewinnvortrags aus dem Vorjahr liegt der im Finanzbericht ausgewiesene Bilanzgewinn bei 107,2 Millionen Euro. Das Vermögen der Schön-Klinik-Gruppe betrug Ende vergangenen Jahres 2,1 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2023 hat es sich um 106,7 Millionen Euro (5,2 Prozent) erhöht.
„Die Schön-Klinik-Gruppe konnte sich 2024 im schwierigen Marktumfeld behaupten“, so die Bilanz des Finanzberichtes. Die Gruppe habe ihre Position durch die gezielte Fokussierung auf medizinische Spezialisierung, hohe Versorgungsqualität und eine effiziente Kostenstruktur gestärkt. Strategische Maßnahmen, wie die Optimierung bestehender Strukturen, ermöglichten es der Gruppe, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Finanzbericht des Konzerns sind alle Kliniken, MVZ und Gesellschaften der Schön-Klinik SE mit ihrem 2024er-Jahresergebnis aufgelistet. Demnach erwirtschaftete die Schön-Klinik Vogtareuth im vergangenen Jahr einen Verlust von 8,4 Millionen Euro.
Als privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen arbeitet die Schön-Klinik-Gruppe unabhängig von staatlichen oder kommunalen Hilfen, um finanzielle Verluste auszugleichen. Erforderliche Mittel für den Verlustausgleich einzelner Kliniken werden in der Gruppe aufgebracht.
Psychosomatik
ist der Umsatztreiber
Umsatztreiber sind vor allem Psychosomatik und Orthopädie. Positive Jahresergebnisse erzielten beispielsweise die Fachklinik für Psychosomatik in Prien (28,8 Millionen Euro), die Klinik für Neurologie und Orthopädie in Bad Aibling (6,2 Millionen Euro), die Fachklinik für Psychosomatik und Pneumologie im Berchtesgadener Land (4,6 Millionen Euro) oder die Fachklinik für Orthopädie in München Harlaching (28,4 Millionen Euro). Die höchsten Verluste im Jahr 2024 verzeichnete die Klinik „Newbridge Care Systems“ in Großbritannien mit einem Minus von 11,5 Millionen Euro.
Der Jahresbericht wurde im März 2025 vorgelegt. Das Unternehmen kündigte darin auch an, sich im Wettbewerb mit anderen Kliniken in privater, öffentlicher und freigemeinnütziger Trägerschaft unter anderem auf Spezialisierung und Prozessoptimierung zu fokussieren.