von Redaktion

Iris Berbens Walle-Mähne, mit der die 75-Jährige kürzlich in der „Elle“ für Furore sorgte, hat der Wasserburger Till Zettl frisiert. Über einen Haar-Künstler, der Promis für Fotoshootings und Red-Carpet-Auftritte stylt und keinen Unterschied macht zwischen Berühmtheit beim Film und Kundin im Salon.

Influencerin Caro Daur gehörte bereits zu seinen Kundinnen.

Wasserburg – Er trägt die Haare kurz, leicht gelockt und blondiert: Till Zettl (29) hat keine auffällige, aber eine stylische Frisur. Sie passt zu ihm, denn der Friseurmeister, der in Wasserburg und beim Filmfestival in Cannes gleichermaßen schneidet und frisiert, ist ein eher zurückhaltender Typ. Freundlich, zugewandt, ruhig, ohne Star-Allüren steht er im Salon seines Vaters, berät konzentriert eine Kundin, bevor er zu Kamm und Schere greift.

Was kaum jemand weiß: Till Zettl hat auch sehr prominente Kundinnen: die bezaubernde Iris Berben beispielsweise, eine Stil-Ikone mit Haltung. Mit 75 lief sie erst jüngst strahlend über den Catwalk bei der Fashion Week in Paris.

Styling für die
Oscar-Verleihung

„Iris Berben ist eine fantastische Frau. Sie weiß, was sie will, ist dabei sehr, sehr lieb“, sagt Till Zettl. Regelmäßig sorgt er für aufmerksamkeitsstarke Frisuren der Schauspielerin. Sie ist in der Oktober-Ausgabe der deutschen „Elle“ auf einer Modestrecke zu sehen, frisiert von Till Zettl.

Er hat auch schon den Bob von ESC-Siegerin Lena Meyer-Landrut gestylt. Und er hat 2024 für Furore gesorgt: Der Wasserburger setzte den glamourösen neuen Haarschnitt von Schauspielerin Leonie Benesch („Babylon Berlin“) in Szene. Sie war für ihre Rolle im Film „Das Lehrerzimmer“ für den Oscar nominiert – und ließ sich für die Verleihung in Los Angeles die Haare kurz schneiden. Jede Frau, die schon einmal von „lang“ auf „kurz“ umgestiegen ist, weiß, wie aufregend eine solche Verwandlung ist. Und wie wichtig das Vertrauen in den Friseur.

Leonie Benesch hatte den Mut und übergab die Aufgabe an Till Zettl. Ihre neue Frisur war großes Thema in den Berichterstattungen rund um die Oscar-Verleihung. Unter anderem widmete die Vogue Germany dem Umstyling eine ganze Story.

Zu Hause arbeitet er
im Salon seines Vaters

Dass Till Zettl diese Chance erhalten hat, verdankt er der Zusammenarbeit mit Star-Visagist Philipp Verheyen. Er gilt als einflussreichster Hair- und Make-up-Artist in Deutschland. Auf seiner Kundenliste steht die Who-is-Who der deutschen und internationalen Schauspielgrößen. In Berlin, wo sich Till Zettl als Hair-Stylist selbstständig gemacht hatte, lernte er Verheyen kennen, eine Zusammenarbeit, die bis heute weitergeht. Berlin ist für den Wasserburger zweite Heimat, beruflich und privat zieht es ihn alle zwei bis vier Wochen in die Bundeshauptstadt.

Erste Wahl ist jedoch die Kleinstadt am Inn: Wasserburg. Hier hat Till Zettl am 1. Januar als Mitglied eines Teams neu angefangen. Sein Chef: der Papa. Vater und Sohn gemeinsam im Salon: „Das läuft wirklich gut“, sagt Till Zettl, „wir haben ein gutes, entspanntes Verhältnis zueinander.“

Aufgewachsen ist der 29-Jährige bei seiner Mutter in Niedersachsen. Dort hat er Abitur gemacht. Danach folgte ein Semester Wirtschaftswissenschaftsstudium, doch Till Zettl merkte nach eigenen Angaben schnell: „Das ist nicht das Richtige für mich. Ich bin eher ein kreativer Mensch.“

Vater Jürgen sah dies genauso. „Er fand, ich sei eigentlich ein exzellenter Dienstleister.“ Als solcher sieht sich Till Zettl in der Tat. „Ich habe Interesse an Menschen. Und ich mag es, ihnen eine Freude zu machen, indem ich aus ihren Persönlichkeiten über die Frisur das Beste raushole“, sagt er. Familiären Druck, auch ins Friseurhandwerk einzusteigen und die Tradition des Betriebs in vierter Generation fortzusetzen, gab es nach seinen Angaben jedoch nicht. Auch deshalb entschied sich Till Zettl, doch eine Ausbildung in diesem Bereich zu beginnen – und bekam die Chance bei einem der exklusivsten Friseur-Betriebe weltweit: bei Vidal Sassoon in München.

Hier hatte auch schon Vater Jürgen den Beruf erlernt. Till Zettl machte danach noch seinen Meister, eine betriebswirtschaftliche Ausbildung für das Handwerk, arbeitete im Sassoon-Salon in München und ging dann nach Berlin, um sich dort als Hair-Stylist einen Namen zu machen.

Einsatz bei Festivals
und Fotoshootings

Mit Erfolg. Er schnitt und frisierte bei den Fashion-Weeks, bei Filmfestivals in Cannes und Venedig, bei der Berlinale, für Fotoshootings und bei Starauftritten auf dem Roten Teppich: unter anderem für Model und Moderatorin Rebecca Mir, Mode-Bloggerin Caro Daur, Model Toni Garrn, die Schauspielerinnen Emilia Schüle, Hannah Herzsprung und Jella Haase, Hollywood-Größe Helen Mirren und Schauspieler sowie Musiker Emilio Sakraya.

Stars, die jedoch allesamt keine Star-Allüren haben, wie Till Zettl betont. Er sagt außerdem: „Ich mache keinen Unterschied zwischen einer Kundin bei uns im Salon in Wasserburg, die eine schöne Frisur für ein Familienfest haben möchte, und einer Kundin, die für die Vogue fotografiert wird.“ Und er sagt auch ganz offen: „Eigentlich sind mir die Kunden im Salon sogar noch lieber, denn sie begleiten wir im Team oft jahrelang. Diese Frisuren sind nachhaltiger, nicht sofort bei der nächsten Haarwäsche wieder weg.“

Das war auch der Grund, warum er Berlin den Rücken zugewandt hat und im väterlichen Betrieb eingestiegen ist. „Ich wollte wieder ein Arbeits-Zuhause haben, nicht mehr ständig von A nach B eilen. Und ich wollte in einem Team mitarbeiten. Das Timing war richtig. Es fühlt sich alles gut an.“

Im Wasserburger Team, in dem er sich auch der Aus- und Weiterbildung widmen wird, ist er einer von vielen, ein Kollege, nicht der Sohn vom Chef. Darauf lege er Wert, ebenso wie sein Vater.

So steht Till Zettl hier fast täglich am Frisierstuhl, berät, schneidet, stylt. Und bemüht sich darum, die Persönlichkeit der Kundin zu betonen. „Die Haarlänge ist keine Frisur“, betont er mit Nachdruck. Es gehe vielmehr darum, mit Liebe zum Detail bei Schnitt und Farbe einen individuellen Stil zu kreieren, der zur Person passe.

Der 29-Jährige mag es auch nicht hören, wenn Kunden über ihr Haar klagen: „Zu fein“, „zu dünn“, „zu dick“, „zu trocken“ – dieses Problematisieren findet er problematisch, es gebe schließlich immer eine Lösung. Er unterscheidet außerdem nicht zwischen Mann und Frau. Und findet, auch ein männlicher Kunde sollte, wenn er dies wünsche, das beginnende Grau kaschieren. Generell ist Till Zettl der Meinung, dass „bei den Herren, was die Frisur angeht, noch viel zu holen ist.“

Großer Hang zum
Perfektionismus

Till Zettl unterstreicht jedoch: „Das letzte Wort haben immer die Kunden.“ Er sieht sich als Berater, der die Wünsche umsetzt. Das tut er nach eigenen Angaben mit einem großen Hang zum Perfektionismus. „Zufriedenheit ist der erste Schritt, um schlechter zu werden“, sagt er. „Ich bin jedoch entspannt, weil ich weiß, dass ich das Handwerk beherrsche.“ Doch es gibt auch etwas, in dem er nicht gut ist: „Ich bin sehr ungeduldig. Doch ich gebe mir Mühe, diesbezüglich besser zu werden“, sagt er schmunzelnd.

Er ist der Hair-Stylist der Stars und Sternchen

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