Vogtareuth – Viele interessierte Bürger kamen zur jüngsten Gemeinderatssitzung in Vogtareuth in den Pfarrsaal. Der Grund: Es stand die Beantragung der Aufnahme der Ortsumfahrung Niedernburg-Ziellechen der Staatsstraße 2359 auf der Tagesordnung.
Und dieses Projekt wird schon länger nicht nur in Vogtareuth diskutiert – auch in der Gemeinde Prutting ist das Großprojekt in aller Munde. Dabei geht es um die Frage, ob um die Dörfer Niedernburg (Prutting) und Aign, Lochen sowie Ziellechen (Vogtareuth) eine Umgehungsstraße gebaut werden soll.
Zeithorizont
abgesteckt
Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter verwies hier auf die Besonderheit einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung Ende September, in der das Projekt vom Staatlichen Bauamt Rosenheim gemeinsam beiden Gemeinden vorgestellt wurde.
Dabei ist der Weg zur tatsächlichen Ortsumfahrung noch ein weiter. „Von der Idee zur Ortsumfahrung ist es ein Zeithorizont von zehn Jahren plus“, erklärte Rudolf Leitmannstetter – nach den Erfahrungen dauert es meist aber noch weitaus länger. Zuerst müsse man nämlich überhaupt erst einmal in den Ausbauplan aufgenommen werden – sprich, die bayerische Regierung muss davon überzeugt werden, dass Prutting und Vogtareuth tatsächlich eine Umgehung benötigen.
Dazu ist eine Machbarkeitsstudie vonnöten. Ist der Bedarf dann festgestellt, gibt es Voruntersuchungen, die drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Vom Vorentwurf bis zum Planfeststellungsverfahren dauert es dann noch einmal drei bis fünf Jahre. Und erst dann kann in die Bauphase übergegangen werden. Einen Grundsatzbeschluss für das Vorhaben fassten die Gemeinde Vogtareuth bereits am Dienstag, 21. März 2023, und die Gemeinde Prutting am Dienstag, 18. April 2023.
Aber: Die Aufnahme in den Ausbauplan orientiert sich grundsätzlich an der Wirtschaftlichkeit (Nutzen-Kosten-Verhältnis). Sofern dieses gegeben ist, wird die Projektbetreuung und die Realisierungschance bewertet. Dabei spielen Faktoren wie die Auswirkung auf die Anwohner, auf die Umwelt und den Verkehr eine große Rolle. Die Planungsziele stellte Leitmannstetter nochmals explizit heraus: Durchgangsverkehr verlagern, Schutz der Anwohner vor Immissionen und Erhöhung der Verkehrssicherheit. Anhand von Fotos zeigte der Bürgermeister die Enge in den Ortsteilen, insbesondere was Schulbus, Bushaltestellen und den Fuß- und Radverkehr betrifft, auf. Bestätigt wurden diese Befürchtungen durch die aktuellen Verkehrszahlen. Während der bayerische Durchschnitt auf Staatsstraßen bei 3957 Fahrzeuge pro Tag liegt, wurden im Projektgebiet 7434 Fahrzeuge gezählt. „Da liegen wir massiv drüber“, stellte Leitmannstetter besorgt fest.
Der gezeigte Trassenverlauf der Machbarkeitsstudie, so der Bürgermeister, ist aber beileibe noch keine feste Planung, sondern nur eine fiktive Möglichkeit einer Trassenführung: „Diese Vorgehensweise ist jedoch erforderlich, um den Antrag auf Aufnahme in den Ausbauplan überhaupt stellen zu können.“
Kaum
Diskussionsbedarf
Da bislang eigentlich schon alles ausdiskutiert war, ergab sich kaum Diskussionsbedarf, zumindest nicht, was die Aufnahme in den Ausbauplan betraf. Einstimmig nahm der Rat dann das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Kenntnis und beauftragte das Staatliche Bauamt Rosenheim mit der Beantragung der Aufnahme in den Ausbauplan. Der Gemeinderat stellte weiter fest, dass ein Eigenausbau mit entsprechender Finanzierung für die Gemeinde Vogtareuth ausscheidet.