Wind und Wetter standgehalten

von Redaktion

Festlicher Leonhardiritt in Leonhardspfunzen mit Patroziniumsgottesdienst auf freiem Feld

Pfarrer Guido Seidenberger mit Blick auf das Wetter: „Das war schon eine Herausforderung.“Fotos Schlecker

Tapfere Zuschauer trotzten der Kälte.

Leonhardspfunzen – „Das war heute schon eine Herausforderung“, meinte Pfarrer Guido Seidenberger nach dem Patroziniumsgottesdienst auf freiem Feld – und spielte damit auf Wind und Kälte an.

Doch trotz des ungemütlichen Wetters wurde der Leonhardiritt in Leonhardspfunzen am gestrigen Sonntagvormittag auch in diesem Jahr wieder zu einem farbenfrohen Zeugnis gelebter Tradition – und das zum 50. Mal seit der Wiedergründung des Leonhardivereins.

Seit Jahrhunderten ist der Leonhardiritt in Leonhardspfunzen fester Bestandteil des bäuerlichen Brauchtums. Erste Aufzeichnungen über die Veranstaltung stammen aus dem Jahr 1436. 1976 wurde der Leonhardiverein gegründet, um die Tradition neu aufleben zu lassen.

Zum Ende nicht nur
Sonne, sondern
auch ein Regenbogen

Schon früh am Sonntagmorgen begann der Tag für viele Teilnehmer. Rund 20 Gespanne und etwa 100 Pferde nahmen am Umritt teil und erhielten von Pfarrer Guido Seidenberger den Segen.

Der Gottesdienst fand wie immer auf freiem Feld mit Blick auf die Kirche statt, die an diesem Tag ihr Patrozinium feierte. Trotz Wind und Kälte hielten viele Gläubige tapfer durch. Seidenberger bedankte sich am Ende ausdrücklich dafür, dass alle bis zum Schluss geblieben waren – in dicker Wintermütze.

In seiner Predigt erinnerte der Geistliche an den Heiligen Leonhard, den Patron der Bauern, Tiere und Gefangenen. Er sprach über die Bedeutung von Achtsamkeit gegenüber der Natur und den Tieren, aber auch über die „Gefangenschaft“ moderner Menschen in Ängsten und „Zeitfressern“ – wie im Buch Momo, das gerade neu verfilmt im Kino läuft.

„Was ist euer Schatz, eure kostbare Perle?“, fragte er die Gläubigen und rief dazu auf, den Wert von Beziehungen und Familie wieder bewusster zu sehen. Währenddessen nahmen Rosse, Reiter und Gespanne bereits Aufstellung. Viele waren schon seit Jahrzehnten dabei, wie Sabine Deingruber, die mit ihren beiden Eseln Tequila und Sancho kam. „Die wissen genau, worum es geht, und genießen die Aufmerksamkeit“, erzählte sie lachend.

Ob stolze Rösser mit kunstvoll geflochtenen Mähnen oder liebevoll geschmückte Kutschen – die Hingabe und Wertschätzung für die Tiere war überall spürbar. „Regen mögen die Pferde nicht so gern, da geht’s ihnen wie uns“, meinte Wolfgang Leitner, der mit seinem prachtvollen Gespann vom Irschenberg angereist war.

Auch die beiden Kaltblüter „Bubi“ und „Gino“ aus Waging waren wieder dabei. Ihr Besitzer war bereits um vier Uhr früh aufgestanden, um sie herauszuputzen. Für ihn ist der Leonhardiritt mehr als nur Brauchtum: „Es geht um Schutz und Segen – und das nehme ich sehr ernst“, sagte er.

Als sich der Umritt schließlich in Bewegung setzte, zeigte sich sogar die Sonne – und hinter der Kirche spannte sich ein Regenbogen über den Himmel. Ein fast symbolisches Bild, das perfekt zum 50. Leonhardiritt und zum Patroziniumstag passte: ein Zeichen, dass Glaube, Gemeinschaft und Tradition selbst Wind und Wetter standhalten.

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