Stephanskirchen – Mit der Premiere des Stücks „Da Baderkriag“ brachte die Theatergruppe Stephanskirchen kürzlich im Saal des Gasthauses Antretter beste Stimmung und eine gehörige Portion bayerischer Geschichte auf die Bühne – verpackt in Humor, Herzblut und vielen liebevollen Details.
Schon vor Beginn war klar: Auch heuer wird’s wieder eng im Saal. Weil die Aufführungen der Theatergruppe in den vergangenen Jahren regelmäßig ausverkauft waren, stellte man kurzerhand rund 50 zusätzliche Stühle auf. Bei der Premiere füllte das Publikum dennoch jeden Platz und war von der ersten Minute an voll dabei.
Mit Leidenschaft
und Teamgeist
Unter der Regie von Wolfgang Kozsar, der seit Jahren das Ensemble mit sicherer Hand führt, zeigten die Darsteller einmal mehr, wie viel Leidenschaft und Teamgeist in dieser Truppe steckt. „Anfang April haben wir mit den Proben begonnen, Ende April konnte jeder seinen Text schon auswendig – das ist natürlich ein Traum für einen Regisseur“, erzählte Kozsar zufrieden nach der Premiere.
Das Volksstück in drei Akten stammt aus der Feder von Markus Scheble und Martin Gasteiger und spielt um die Jahrhundertwende – in einer Zeit, in der der „Bader“ auf dem Land oft Arzt, Friseur und Seelsorger in einem war.
Rudi Durst verkörpert diesen Bader mit einer Mischung aus rustikalem Charme, Witz und Lebenserfahrung. Sein „Behandlungszimmer“ liegt gleich neben der Wirtsstube – sehr zur Freude des Wirts (Sebastian Lechner), da die Patienten nach der „Therapie“ gern noch eine Halbe nehmen.
Auch das Bühnenbild
verdient Applaus
Die Besucher erleben ein buntes Dorfleben mit Charakteren, wie man sie nur auf einer bayerischen Bühne findet, darunter der ständig verletzte Hufschmied Hias (Sepp Katzer), die beiden Kotzenrieder Schwestern (Magda Sandbichler und Irene Wietzorek), die aus purer Langeweile mit ihren Wehwehchen immer wieder beim Bader auftauchen, oder Irgel (Christian Ladner), der mit einem peinlichen gesundheitlichen Problem am Hintern um Hilfe bittet. Für viele Lacher sorgt auch der Hausl (Tobi Schlosser), der zwar viel redet, den aber kaum jemand versteht. Besonders glänzt Markus Weber als Toni, der in den Semesterferien nach Hause kommt und für ordentlich Wirbel sorgt. Der Bader sieht in ihm zunächst eine Bedrohung für sein Handwerk – doch im Laufe des Stücks entwickelt sich die Geschichte anders, als man denkt. Damit bleibt die Spannung für alle erhalten, die „Da Baderkriag“ noch sehen wollen.
Auch die Nebenrollen tragen viel zum Gelingen bei: Anna Weber als Burgl, die ein Auge auf den Hufschmied geworfen hat, Vroni Sinnesbichler als schwangere Leni, Tochter des Bräu (Bernhard Stanek), und eben jener Bräu selbst – alle spielen mit spürbarer Freude und großer Bühnenpräsenz.
Mit pointierten Dialogen und einer guten Portion Herzblut meistert das Ensemble jede Szene.
Auch das Bühnenbild verdient Applaus: detailverliebt und mit kleinen, lebendigen Momenten, die das Geschehen in der Wirtsstube und der Bader-Praxis perfekt in Szene setzen. Karin Wunsam