Rott – Wenn Allerheiligen und Allerseelen vor der Tür stehen, rücken die Friedhöfe in den Fokus der Öffentlichkeit. Pünktlich dazu wurde in Rott nun eine besondere Grabstelle fertiggestellt. Im sogenannten „Sozialgrab“ können zukünftig Urnen von Personen bestattet werden, die in der Gemeinde Rott gelebt haben und in ihrem Nachlass nicht über die nötigen finanziellen Mittel für ein würdiges Begräbnis verfügen.
Die Zahl der
Sozialbestattungen steigt
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Personen auch in Rott deutlich gestiegen, die sich die Kosten für einen letzten Platz auf Erden nicht mehr leisten können, wie die Pfarrkirchenstiftung St. Peter und Paul in Rott mitteilt. Oft gebe es auch keine nahen Angehörigen mehr, die die Kosten übernehmen können oder wollen.
Dies war ein Problem – und ein guter Grund für die örtliche Kirchenstiftung, das Gespräch mit der Gemeinde Rott zu suchen. Die Kirchenverwaltung machte den Vorschlag, ein eigenes Sozialgrab genau für diese Fälle auf dem Rotter Friedhof zu errichten. Bei Bürgermeister Daniel Wendrock und der Verwaltung im Rathaus stieß man auf offene Türen und auch der Gemeinderat gab grünes Licht für das Gemeinschaftsprojekt.
„Ich war von Anfang an von der künstlerischen und auch ganz praktischen Idee überzeugt. Der Gemeinde steht nun ein verlässlicher Bereich für Sozialbegräbnisse zur Verfügung, ohne dass man immer im Einzelfall reagieren muss. Und dieser Bereich ermöglicht es auch, den Begräbnissen einen würdevollen Rahmen an zentraler Stelle im Friedhof zu geben“, betont der Bürgermeister.
Die Kirche und die Gemeinde teilen sich die Kosten in Höhe von rund 15000 Euro. Die Gebühren für die Ruhefrist übernimmt die Gemeinde im Rahmen ihrer Zuständigkeit, während sich die Kirchenstiftung um die Grabpflege kümmert sowie die Kosten für die namentliche Beschriftung der Bronzetafeln übernimmt.
Regionale Handwerkskunst mit tiefer Symbolik
Kirchenpfleger Sebastian Mühlhuber betont, dass nach katholischer Überzeugung Gott auch die Schwächsten nicht vergisst und „wir als Mitmenschen das hoffentlich auch nicht tun“. In diesem Sinne wurde als Inschrift auf dem Stein unter der Hand Gottes auch der Bibelvers des Propheten Jesaja gewählt: „Ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“
Es sei wichtig und richtig, dass wir unseren Nächsten – unabhängig von finanziellem Erfolg und irdischem Ansehen – ein anständiges Begräbnis mit einer würdigen Grabstelle ermöglichen, findet auch Verwaltungsleiter Christian Staber, dem das Projekt eine Herzensangelegenheit war. Er kann sich ähnliche Modelle auch gut in anderen Dorffriedhöfen in der Region vorstellen.
Das eindrückliche Grabmal wurde von der örtlichen Steinmetzfirma Bürger aus drei hellgelben Blöcken Brand-Granit aus Hauzenberg gefertigt. Für die Bepflanzung, die ihre Wirkung vermutlich erst im kommenden Jahr richtig entfalten wird, und die Pflege ist die Gärtnerei Müller aus Rott beauftragt worden.
Die künstlerische Gestaltung wurde federführend vom ehemaligen Kirchenpfleger Georg Dünstl übernommen, der von Gertraud Rinser von der Kirchenverwaltung unterstützt wurde. Georg Dünstl kümmerte sich auch um die theologischen Überlegungen, die durch die Dreiteilung des Steins, den alttestamentlichen Spruch und die Hand Gottes zum Ausdruck kommen.
Vielleicht findet sich beim diesjährigen Totengedenken im November für den ein oder anderen Gläubigen die Gelegenheit, das Sozialgrab im nordöstlichen Teil des Friedhofs zu besuchen und auch an diejenigen zu denken, die zu Lebzeiten etwas weniger Glück hatten.