Raubling – Die zentrale Frage in der jüngsten Gemeinderatssitzung war, in welcher Bauweise die geplanten Neubauten in der Siedlung am Holzbreitenweg in Raubling erstellt werden sollen.
„Wir haben uns für diese Variantenentscheidung Architekt Jan Escher von der Sesa Architektengruppe mit Standort in Stuttgart eingeladen, um die von ihnen ausgearbeiteten Planungsentwürfe im Detail vorzustellen“, begrüßte Erster Bürgermeister Olaf Kalsperger den Gast.
Erste Kosten
grob geschätzt
Was natürlich auch mit Spannung erwartet wurde, war die erste Grobkostenschätzung, die aktuell auch vorgelegt werden konnte. Ob nun in Ziegel- sprich konventioneller Bauweise oder Holz-Hybrid-Bauweise, um dieses Für und Wider drehte sich die Sitzung des Gremiums.
Escher, der extra aus Stuttgart angereist kam, stellte seine Architektengruppe Sesa und sich vor. Er konnte auf namhafte Referenzen durch circa 700 fertiggestellte Wohnungen in den letzten sieben Jahren im ganzen Bundesgebiet verweisen. Dabei auch auf kostengünstigen kommunalen Wohnungsbau, der auch für Raubling eine tragende Rolle spielen soll.
Er zeigte in Bildpräsentationen Beispiele in Massivbauweise mit unterschiedlichen Holzfassaden auf und ging ausführlich auf die Variante Holz-Hybrid-Bauweise ein, die teils als Fertigbauteile angeliefert werden könnten. So beispielsweise auch ein Bad, das vor Ort dann nur noch an die erforderlichen Versorgungsleitungen angeschlossen werden müsste. Nach seinen umfangreichen Schilderungen konnte man als Zuhörer den Eindruck gewinnen, dass er wohl die Holz-Hybrid-Bauweise vor allem wegen der „unfassbar schnelleren Bauzeit“ eher ins Auge fasst.
Wenn da nicht für den Gemeinderat ein großes „Aber“ mitspielen würde und das sind eben die Finanzen.
Diese wurden dann in der Kostenvorstellung, die eine erste Grobschätzung ist, offensichtlich. Für die fünf Neubauten mit insgesamt 40 Wohnungen (bisher in den alten Häusern 20 Wohnungen) kämen auf den Gemeindesäckel bei der konventionellen Bauweise 11,5 Millionen Euro zu, bei der Holz-Hybrid-Bauweise 12,5 Millionen, also eine Million Euro mehr. „Vor dieser Entscheidung stehen Sie nun“, sagte er dem Gremium. Das gab Raum für Diskussionen. „Unser vorrangiges Vorhaben ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, so das Rathausoberhaupt und denkt dabei besonders an die möglicherweise eine Million höheren Kosten. In den zwei- und dreigeschossigen Häusern sind Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen von 40 bis 90 Quadratmetern Wohnfläche geplant.
„Wie schaut es mit der energetischen Bauweise und der Nachhaltigkeit aus, oder gibt es eine Förderung bei einer möglichen Holz-Hybrid-Bauweise?“, waren Fragen aus dem Gremium. Wegen des nachwachsenden Holzes sei sie schon nachhaltiger, eine Förderung gäbe es allerdings nicht, so der Architekt.
„Wenn man die Bauzeiten der zwei Varianten gegenüberstellt, dann würde die Holz-Hybrid-Bauweise um sechs Monate eher fertig gebaut sein“, erläuterte er weiter.
Das regte den Bürgermeister zu dem Gedanken an, ob das noch einen großen Unterschied macht. Denn von der Planung bis zum heutigen Tag ist schon eine sehr lange Zeit erforderlich gewesen.
Das große Aber
dominiert
Bei jeder Abwägung dominierte immer wieder das große „Aber“, die höhere, satte eine Million Euro Mehrkosten für die Holz-Hybrid-Bauweise.
Rechnerisch würden wohl für einen Kredit über eine Million Euro 40- bis 50000 Euro Zinsen pro Jahr anfallen, die auf die dann fällige Miete draufgelegt werden müssten, so eine Einschätzung aus dem Gremium.
Es wäre für den Vorsatz, Mietpreise in einem sozialen Rahmen zu schaffen, kontraproduktiv. Bürgermeister Kalsperger unterstrich, dass man vorrangig unter dem normalen Mietpreisspiegel die Wohnungen anbieten möchte und bat um Abstimmung des Beschlussvorschlages.
Der Vortrag des Planungsbüros Sesa durch Herrn Escher wird zur Kenntnis genommen. Aus Gründen des kostengünstigsten Wohnungsbaus entscheidet sich der Gemeinderat für die konventionelle Bauweise.
Die Verwaltung wird beauftragt, die weiteren Schritte im Rahmen der Wohnraumförderung einzuleiten und auf Grundlage der bewilligten Fördersumme eine entsprechende Berechnung zur Finanzierbarkeit vorzulegen.
Dieser Beschlussvorlage wurde vom Gremium einstimmig zugestimmt.