Wassergebühren steigen deutlich

von Redaktion

Für die Jahre 2022 bis 2025 ergibt sich in Stephanskirchen eine Unterdeckung von gut 600000 Euro

Stephanskirchen – Die Wassergebühren in Stephanskirchen werden steigen. Sie müssen sogar. Entgegen der Kommunalsteuer sind die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung kostendeckende Einrichtungen eines kommunalen Haushaltes. Sprich: Es dürfen weder Gewinne noch Verluste erwirtschaftet werden.

Deutliche
Unterdeckung

Wie Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) bei der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte, muss ein Defizit oder Übertrag in die Gebühren der kommenden Jahre einfließen. Unterm Strich bedeutet das: Die Verbrauchsgebühr pro Kubikmeter (m³) steigt zunächst für die Jahre 2026 und 2027 von 1,41 Euro/m³ (netto) auf 1,83 Euro/m³. Auch die Grundgebühr soll von 84 Euro (sieben Euro/Monat) pro Jahr auf 126 Euro (10,50 Euro/Monat) jährlich angehoben werden. Für die Jahre 2028 und 2029 – voraussichtlich – mit der eigenen Trinkwasserversorgung wird der Verbrauchspreis auf 1,76 Euro/m³ berechnet. Denn das Defizit ist nach diesem Kalkulationszeitraum größer ausgefallen als erwartet: Für die Jahre 2022 bis 2025 ergibt sich eine Unterdeckung von gut 600000 Euro, die nun eingepreist werden muss. Regina Dürr vom Kommunalen Prüfungsverband Südostbayern nimmt die Kalkulationen für die Gemeinde vor. Sie präsentierte dem Gremium die Zahlen und erklärte, dass ein so hohes Defizit ungewöhnlich sei. Grund für diese „Fehlkalkulation“ sei ein deutlich geringerer Wasserverkauf an Industrie und Landwirtschaft, als es die Gemeindeverwaltung angenommen hatte.

Für 2022 und 2023 hatte Dürr einen Verbrauch von 590000 m³ sowie für 2024 und 2025 595000 m³ kalkuliert. Tatsächlich verbraucht wurden 2022 aber nur 542000 m³. Mit 550000 m³ und 536000 m³ lagen die Jahre 2023 und 2024 noch weiter darunter. Wie Bürgermeister Mair anführte, hätten mehrere Landwirte in der Gemeinde ihre Milchviehbetriebe eingestellt oder seien auf eigene Brunnen umgestiegen. Weitere Kostensteigerungen ergeben sich durch gestiegene Personalkosten durch Tarifabschlüsse sowie für technisches Material und Fremdvergaben bei Bauangelegenheiten.

Das Besondere bei dieser Kalkulation: Die Gemeinde Stephanskirchen will ab 2027 ihr eigenes Trinkwasser beziehen. Die Abschreibungen für deren Baukosten müssen somit ebenfalls berücksichtigt werden. Als „realistischen Wert“ für ihre Kalkulation setzt Dürr für 2026 und 2027 einen Wasserverbrauch von 550000 m³ pro Jahr an.

Gleichzeitig geht die Gemeindeverwaltung auch an die Grundgebühr. Diese deckt alle Kosten unabhängig vom tatsächlichen Wasserverbrauch ab. Steigende Personalkosten, Instandhaltung des Netzes, Fremdvergaben an andere Baufirmen – all das fällt unter den Betriebsaufwand für die Wasserversorgung und wird durch die Grundgebühr abgedeckt.

In Stephanskirchen blieb die Grundgebühr seit 1993 weitgehend unverändert. Während sie damals auf zwölf DM/Monat festgelegt und 2002 aufgrund der Währungsumstellung geringfügig auf sechs Euro gesenkt wurde, war die Erhöhung auf sieben Euro/Monat im Jahr 2010 die einzige Preissteigerung, die vorgenommen wurde. Der Gemeinderat sprach sich mit Ausnahme der CSU-Fraktion mit 16:4 Stimmen für eine Erhöhung um 50 Prozent aus. Günther Juraschek (CSU) hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, die Erhöhung um 75 Prozent anzustreben, um so den Verbrauchspreis pro Kubikmeter niedriger zu halten. Die Verwaltung hatte die 50-Prozent-Variante vorgeschlagen, da sie es für „die fairste Lösung“ hält.

Auch Abwasser
wird teurer

Im gleichen Zuge werden auch die Abwassergebühren neu berechnet. Der Preis für die Einleitung von Schmutzwasser, also dreckigem Wasser aus den Haushalten, wird von 1,52 Euro/m³ auf 1,93 Euro/m³ angehoben. Der Preis für das Mischwasser, also das Schmutzwasser aus den Haushalten und das Niederschlagswasser, das nicht versickern kann und in den Kanal eingeleitet wird, steigt von 1,94 Euro/m³ auf 2,37 Euro/m³. Bei der Abwasserkalkulation entschied sich der Gemeinderat einstimmig für eine Erhöhung der Grundgebühr um 50 Prozent.

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