Arbeiten in schwindelerregender Höhe

von Redaktion

Flintsbacher Kirchturm wird saniert – Auch die Uhr wird restauriert

Flintsbach – Der Kirchturm der Pfarrkirche St. Martin in Flintsbach steht im Mittelpunkt einer alles anderen als alltäglichen Großbaustelle. Schon von Weitem ist das Gerüst zu sehen, das fast bis zur Spitze in 56 Metern Höhe ragt. Ein auch für die Beteiligten ungewöhnlicher Arbeitsplatz.

Wie Planer und Bauleiter Hans Stocker erklärt, werden derzeit im Auftrag der Pfarrkirchenstiftung die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen an der Außenfassade des Kirchturms durchgeführt. „Unter anderem müssen schadhafte Putzstellen ausgebessert und Risse verpresst werden“, erklärt Stocker, der nicht nur von Berufs wegen voll engagiert ist, sondern zugleich auch Kirchenpfleger der Pfarrei ist.

Zeitgleich zu der Fassadensanierung finden restauratorische Arbeiten und Erneuerungen an den Zifferblättern der Kirchturmuhren und der Neufassung der Wappenmalerei statt. Ebenso werden das Holzgeländer und die Dächer an den Schallluken durch eine Zimmererfirma aufgearbeitet.

Turmkreuz
neu vergoldet

In neuem Glanz erstrahlen soll auch das Turmkreuz: Es wird aktuell neu vergoldet. Das massive Kreuz auf engstem Raum in luftiger Höhe abzumontieren, stellte für Stocker und drei Männer der beteiligten Firmen einen echten Kraftakt dar. „Oben muss jeder Handgriff sitzen“, weiß der Bauleiter, der täglich auf dem Gerüst anzutreffen ist. Den Beteiligten bescheinigt er konzentriertes, planvolles und sicherheitsbewusstes Arbeiten. Das professionelle Zusammenspiel der verschiedenen Gewerke – Gerüstbau, Malerei, Vergoldung, Blech- und Zimmererarbeiten – zeugt von einem anspruchsvollen, aber gut durchdachten Ablauf.

Auf der Spitze des Kirchturms in der Kugel wurden während der Sanierungsarbeiten zwei versteckte Plomben entdeckt. In einer blechernen Kapsel, eingewickelt in eine Leinenrolle, befanden sich Zeitdokumente aus dem Jahr 1965, darunter eine kirchliche Seite von Geistlichem Rat Pfarrer Josef Rosenegger sowie eine Gemeinde-Seite mit Bürgermeister Rupert Dirneger aus der damaligen Zeit. Zugleich lag dort eine weltliche Beilage mit Vermerken zu Kanalisation, Trinkwasser und Straßenarbeiten, ergänzt durch eine Liste vergangener Gemeinderäte und Verwaltungsmitglieder.

Eine der Rollen enthält handschriftliche Einträge über vorangegangene Sanierungen in den Jahren 1782, 1823 und 1923 sowie Notizen zur Turm- und Kreuzvergoldung. Die Inschrift legt nahe, dass die Turmelemente zentrale Zeugnisse der Ortsgeschichte tragen und über Generationen hinweg dokumentiert wurden. Die Fundstücke bieten einen direkten Blick auf die Bauphasen, Ehrennamen, Kostenstrukturen und politische Zugehörigkeiten jener Zeit. Die Inhalte der Plomben sind nicht nur besondere Erinnerungsstücke, sondern wertvolle historische Quellen.

Und der Blick von ganz oben macht deutlich, warum der Turm – neben der Petersbergkirche und der Burgruine Falkenstein – als weithin sichtbares Wahrzeichen gilt, dessen Instandhaltung nicht nur der Kirchenstiftung und Kirchenverwaltung sehr am Herzen liegt.

Investitionen
von 220000 Euro

Dazu greift man auch tief in die Tasche: Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 220000 Euro. Die Maßnahme wurde vor ein paar Jahren durch den Verwaltungsleiter der Kirchenstiftung, Rudi Hitzler, angestoßen und die Baumaßnahme anschließend von der Kirchenverwaltung Flintsbach beschlossen. Finanziert wird diese Summe aus „Rücklagen aus der Vergangenheit sowie kirchensteuerlichen Mitteln, die je nach Haushaltslage variieren, ermöglichen auch größere Instandsetzungen“. Dabei sei man froh um jegliche Unterstützung und darüber, dass auch die Gemeinde Flintsbach dem Vorhaben wohlwollend gegenüberstehe, was auch durch die Bewilligung eines Zuschussantrags deutlich geworden sei.

Die Arbeiten am Turm verlaufen indes nach Plan, wie Stocker erklärt. Die Vergoldung des Kreuzes hat vier bis fünf Wochen gedauert und wurde Ende Oktober von der Kirchenverwaltung wieder eingesetzt, die Arbeiten am Turm selbst inklusive Gerüstentfernung sollen voraussichtlich bis Dezember abgeschlossen sein: „Wir können gar nicht aus. Bis Weihnachten muss dieser Teil fertig sein“, sagt Stocker, der auch auf die im Frühjahr 2026 anstehenden Maßnahmen eingeht: Dann ist der hintere Teil der Sakristei an der Reihe.

Artikel 1 von 11