Asylunterkunft in Stephanskirchen bezogen

von Redaktion

Die Asylunterkunft in der Stephanskirchener Hofmühlstraße wurde bezogen. Entgegen aller Befürchtungen sind weniger Menschen dort eingezogen, als zuvor geplant war. Wie viele Personen im Stephanskirchener Gewerbegebiet unterkommen, wer sie sind und wie Bürger helfen können.

Stephanskirchen – Anderthalb Jahre wurde geklagt, sich gesorgt und diskutiert – jetzt ist es so weit: Die Asylunterkunft in der Hofmühlstraße im Gewerbegebiet Murnau wurde im Oktober bezogen. Wie Bürgermeister Karl Mair bei der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gab, handelt es sich dabei um 39 ukrainische Flüchtlinge, die zuvor in der Erstaufnahmeeinrichtung in Rott untergebracht waren. Die Unterkunft bietet eine Kapazität für maximal 101 Menschen. Zu groß, zu dezentral, fanden die Stephanskirchener. Und klagten gleich zweimal gegen den Schritt des Landratsamtes – am Ende erfolglos.

Überwiegend Frauen
und Kinder eingezogen

13 Familien – bestehend aus 13 Frauen, fünf Männern und 21 Kindern – haben laut Landratsamt nun in dem Gewerbegebiet ein neues Zuhause gefunden. Die Gemeinde steht jetzt vor der Herausforderung der Integration. Eine wichtige Aufgabe, wie Verwaltung und Bürger zu verschiedenen Gelegenheiten immer wieder signalisiert haben, „die wir auch sehr ernst nehmen“, so Mair. Denn, wie der Rathauschef erklärte, seien fünf der Kinder unter fünf Jahre alt. Damit steht ihnen ein Kita-Platz zu.

Sofern die Eltern eine Betreuung wünschen, können die Eltern, die derzeit in der Flüchtlingsunterkunft leben, wie jeder andere auch einen Antrag bei der Gemeinde stellen, erklärt Regine Falk, Pressesprecherin der Gemeinde. Kinder, die im September starten wollten, hätten alle einen Platz bekommen. Jene, die während des laufenden Kindergartenjahres einsteigen, seien auf eine Warteliste aufgenommen worden. „Gleiches gilt für Eltern, die derzeit in der Flüchtlingsunterkunft leben“, sagt Falk. Durch Weg- und Zuzüge während des Jahres sei es möglich, auch während des Jahres Kinder von der Warteliste aufzunehmen.

Drei der Kinder befinden sich im Grundschulalter und besuchen künftig die Grundschule Schloßberg. Sieben der Kinder sind zwischen elf und 15 Jahren alt und sollen aufgrund der dort eingerichteten Deutschklasse die Mittelschule in Bad Endorf besuchen. Auch sechs Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren befinden sich unter den Bewohnern. Für sie ist der Besuch der Deutschklasse im Berufsschulzentrum in Rosenheim geplant.

Bürgerinitiative
„positiv überrascht“

Zufrieden mit dieser Entscheidung zeigt sich auch die Bürgerinitiative „Stephanskirchen rot(t)iert“. „Wir sind im positiven Sinne überrascht“, sagte einer der Initiatoren, Daniel Bail, auf Nachfrage des OVB. Lange sei nicht klar gewesen, wer einziehen soll. Da lange von „Asylunterkunft“ die Rede gewesen sei, seien „vonseiten der Bevölkerung Sorgen und Ängste“ an die Bürgerinitiative herangetragen worden. „Da es sich bei Ukrainern um anerkannte Flüchtlinge handelt und vom Landratsamt signalisiert wurde, dass voraussichtlich ein Großteil der Bewohner aus der Ukraine kommen würde, hat sich die Stimmung deutlich geändert“, so Bail.

Bis jetzt sei die Lage ruhig, negative Beobachtungen aus der Nachbarschaft gebe es nicht. „Wir sind sehr froh, dass sich jetzt ein Helferkreis bildet, um die Integration zu erleichtern. Das war eine unserer zentralen Forderungen“, sagt Bail. Er selbst habe vor, sich demnächst bei den neuen Nachbarn vorzustellen.

Aktuell seien keine weiteren Neubelegungen vonseiten des Landratsamtes geplant. Wie Pressesprecherin Sibylle Gaßner-Nickl auf Nachfrage mitteilt, sollen im Laufe des Novembers „voraussichtlich rund zehn weitere Personen, die aktuell in Stephanskirchen untergebracht sind, in die Unterkunft in der Hofmühlstraße umziehen“. Laut Bürgermeister Mair handelt es sich dabei um weitere elf privat untergebrachte Menschen aus der Ukraine. Mit der maximalen Belegung von 101 Menschen ist derzeit wohl nicht zu rechnen: „Die Unterbringung dort erfolgt, wie bei allen dezentralen Unterkünften des staatlichen Landratsamtes, nach verschiedenen Gesichtspunkten. Erfahrungsgemäß ist mit einer Auslastung von circa 80 Prozent auszugehen“, erklärt Gaßner-Nickl.

Um „sich selbst ein Bild zu machen und die Solidarität der Gemeinde“ zum Ausdruck zu bringen, war auch Stephanskirchens Rathauschef selbst vor Ort. „Diese Familien fernab von ihrer Heimat zu sehen, berührt sehr“, so Mair. Wo genau Unterstützung gebraucht wird, soll jetzt im Rahmen des neuen Helferkreises durch Verwaltungsmitarbeiterin Michaela Plass geklärt werden. Bereits bei der Infoveranstaltung zur Unterkunft Ende September konnten sich engagierte Bürger in Listen eintragen und auch ein erstes Treffen sei „sehr positiv“ verlaufen. Plass übernimmt die Koordination und kann beim Vernetzen unterstützen. Die Aktivitäten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Stelle für Ehrenamtskoordination und Integration bei der Caritas.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

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