Obing – Irene Heidenreich aus Obing ist verzweifelt. Seit Wochen sucht sie nach einem Pflegedienst, der zu ihr kommen soll. Bisher gab es jedoch fast nur Absagen. Einmal sitzt sie auf der Warteliste. „Ich habe schon rund 40 Pflegedienste angefragt“, sagt die Obingerin am Telefon. Entweder hätten die ambulanten Dienstleister keine Kapazitäten mehr oder würden ihr Anliegen nicht abdecken. Für die 58-Jährige ist die Situation nicht nur deswegen stark belastend.
Immundefekt erfordert
regelmäßige Therapie
Denn Heidenreich leidet unter einem Immundefekt und braucht deshalb einmal in der Woche eine subkutane Immunglobulintherapie. „Das ist quasi Blutplasma in einer Infusion, die ins Fettgewebe geht“, sagt sie. Aufgrund ihrer Krankheit hat Heidenreich ein stark geschwächtes Immunsystem. „Ich bin eigentlich mehr krank als gesund“, erklärte sie bereits in einem Videotelefonat mit der Redaktion im Sommer. Ihre Krankheitsgeschichte begann schon als Kind. Sie war häufig erkältet, hatte eine Bronchitis oder Mandelentzündung. Auch Heilungsprozesse laufen bei ihr langsamer ab als bei Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem.
Aufgrund ihrer vielen Erkrankungen hat Irene Heidenreich Pflegegrad zwei. Die Diagnose Immundefekt erhielt die Obingerin erst im vergangenen Jahr. Seit Oktober 2024 bekommt sie deswegen Antikörper verabreicht. Da Heidenreich unter anderem Arthrosen in den Fingern habe, könne sie sich die Infusion nicht selbst legen, sagt sie. Eine medizinische Fachkraft brauche es dafür auch nicht unbedingt, erklärt die 58-Jährige. Deswegen habe bisher ihr Partner die Infusion gelegt. „Mein Lebensgefährte ist jedoch Anfang August plötzlich und unerwartet gestorben“, erklärt Heidenreich. Seither sei ihre Haushaltshilfe vorübergehend eingesprungen. Doch das sei keine dauerhafte Lösung, sagt Heidenreich. „Sie kann auch mal krank sein oder ausfallen“, erklärt die Obingerin. Dann hätte sie wieder keine Hilfe. Deswegen brauche Heidenreich dringend einen Pflegedienst, der zu ihr ins Haus komme.
Die 58-Jährige hofft nun, dass sie bald eine Verordnung ihres Arztes bekommt, auf der ihr die Verabreichung der Immunglobulintherapie zugesprochen wird. Ob sie damit schneller einen Pflegedienst findet, weiß sie nicht. Irene Heidenreich hat auch schon in diversen Internetchats, wie Facebook, um Rat und Hilfe gebeten. Wer Irene Heidenreich einen Pflegedienst vermitteln kann, kann sie unter der Telefonnummer 08624/4717 erreichen.
Der Bedarf an ambulanter Pflege ist laut der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In ländlichen Gebieten sei die Versorgung mit mobilen Pflegediensten zum Teil schwierig. Das liege daran, dass pro Pflegeeinsatz meist Pauschalen abgerechnet würden. Bei längeren Anfahrtswegen oder komplexeren Versorgungssituationen würden entweder Einzelvereinbarungen nötig oder würden sich ansonsten für den Pflegedienst nicht rechnen, so die VdPB.
Die Vereinigung rät deswegen dazu, sich bei einer Pflegebedürftigkeit so früh wie möglich zu informieren, sofern das möglich sei. „Je eher man sich über die Alternativen informiert, umso besser kann man dann mit einer beginnenden oder fortschreitenden Pflegebedürftigkeit umgehen“, heißt es. Pflegestützpunkte oder Beratungsstellen würden einen Überblick verschaffen. Eventuell könnten auch diese bei der Suche nach einem Dienst helfen.
Der wichtigste Tipp ist laut der Vereinigung, jede Chance der Beratung zu nutzen und kein Gespräch zu scheuen. „Wenn man einen Pflegedienst anfragt, ist auch wichtig, in Erfahrung zu bringen, welche Versorgung der Dienst genau leistet und ob der Dienst auch über ausreichend qualifiziertes Personal für diese Versorgung verfügt“, heißt es von der VdPB. Genauso wichtig sei auch, einen Kostenvoranschlag einzuholen.