Kiefersfelden – Es wären nicht die Laienspieler der Kieferer Heimatbühne gewesen, wenn sie sich nicht etwas Besonderes zum 75-jährigen Jubiläum hätten einfallen lassen. Denn erst nach einem lauten Knall und hellem Blitz konnte Vorsitzender Florian Kerschbaumer die Ereignisse der vergangenen 75 Jahre seines Vereins Revue passieren lassen. In dieser Zeit gingen im wahrsten Sinne des Wortes 160 Stücke über die Bühne, die von einer Vielzahl an Mitgliedern gespielt worden waren.
„Dafür und für vieles mehr“ dankte er ihnen, „denn ihr seid der Pulsschlag des Vereins“. Auch die Gemeinde bezog er in seinen Dank mit ein, sowie alle Helfer, Spender und Unterstützer „auf, vor, hinter, unter, über und neben der Bühne“.
Publikum den
Spiegel vorgehalten
Für Bürgermeister Hajo Gruber (UW) „ist das Jubiläum ein Festtag für die ganze Gemeinde“. Er sei „mit der Heimatbühne aufgewachsen und das hat mich wie viele andere auch geprägt. Euer Theater bringt nicht nur alle zum Lachen und Staunen, sondern auch zum Nachdenken und es hält uns oft den Spiegel vors Gesicht“.
Danach löste der Vorsitzende die Fesseln seiner kleinen und großen Protagonisten, die nicht mehr zu halten waren. Eine gut dreistündige, unterhaltsame, informative und abwechslungsreiche Show folgte, die die vielen geladenen Gäste in Erstaunen versetzte, wobei die musikalischen Höhepunkte die Musikkapelle Kiefersfelden in gewohnt gekonnter Manier übernahm.
In drei Blöcken aufgeteilt, wirbelten die Laienspieler über die Bühnenbretter in der Kieferer Sporthalle. Über eine Modenschau, in der die Kostüme der Heimatbühne im Wandel der Jahrzehnte gezeigt wurden, über einen Sketch der Heimatbühne-Jugend, in dem die Sprache der Jugend auf konservatives Dudendeutsch traf und regelrechte Lachsalven hervorrief, bis hin zu Einblicken in Stücke der Heimatbühne – alles bestens aufbereitet und dem Publikum schmackhaft präsentiert. Angefangen bei der „Rosskur“ bis hin zum „Brandner Kaspar“, der mystische Akzente setzte, war alles aufgeboten, was Heimatbühne ausmachte.
Das letzte Puzzle dieses außergewöhnlichen Abends, bei dem alles passte, steckten die Protagonisten dann in eine Szene des Stücks „Die Widerspenstigen“, in der der gezeigte „Rauswurf“ für atemlose Stille sorgte, die der Vorsitzende mit den Worten „und das ist wörtlich zu nehmen“ beendete.
Die Geschichte der Heimatbühne Kiefersfelden begann im Jahr 1950. Gleichgesinnte um Konrad Estermann übten damals das Theaterstück „Der lachende Erbe“ ein und traten erstmals als „Heimatbühne Kiefersfelden“ vor ein Publikum.
Diese „Heimatbühnler“ hatten meist schon Bühnenerfahrung durch die Ritterspiele Kiefersfelden, die Aufführungen des Trachtenvereins „Grenzlandler“, der Pfarrjugend sowie Darbietungen von Einaktern oder Sketchen im ehemaligen Café Ingerl am Buchberg. Aber auch auswärts, beispielsweise in Achenmühle, Schloßberg, Großkarolinenfeld und Bad Feilnbach, wurde gespielt.
Schon im Jahr 1970 war die Heimatbühne Kiefersfelden mit dem Stück „Bis die Uhr zwölfe schlägt“ Preisträger im Laienspielwettbewerb des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und des Bayerischen Rundfunks. Mit den Vorstellungen in der Schulturnhalle begann dann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Heimatbühne.
Kieferer Wichtl und
Heimatbühne-Jugend
Auf Initiative von Conny Schrott wurde 1994 die Theaterkindergruppe „Kieferer Wichtl“ gegründet. Seither gibt es mit Unterstützung der Heimatbühne und der Ritterschauspiele Kiefersfelden eine sehr erfolgreiche Nachwuchsarbeit, aus der auch im Jahr 2000 die Gruppe „Heimatbühne-Jugend“ entstand. Diese Gruppe ist mit viel Erfolg als „Nachwuchstheater“ aktiv.