„Entweder zu oder niemand da“

von Redaktion

Wieder mehr Geld für die „Box“, oder wird der Deckel draufgemacht? Die Ausgaben für die Jugendarbeit in Stephanskirchen stehen auf dem Prüfstand. Wegen einer längeren Erkrankung öffnet der Jugendtreff in Waldering nur noch selten. Kritik einzelner Gemeinderäte wird laut. Was das bedeutet und wie es weitergeht.

Stephanskirchen – Die vergangenen Jahre ging es für den Stephanskirchener Jugendtreff „Box“ auf und ab – oder besser gesagt auf und zu. Seit der Corona-Pandemie scheint der Wurm drin zu sein. Wechselndes Personal und krankheitsbedingte Ausfälle bei ebendiesem machten es unmöglich, stabile Öffnungszeiten anzubieten. Dabei bietet ein Jugendtreff mit festen Zeiten Jugendlichen einen Rückzugsort, wo sie sich unter Aufsicht einer pädagogischen Fachkraft frei entfalten und ihre Zeit verbringen können.

Ergänzungskraft
springt ein

Mit der Übernahme der Leitung des Jugendtreffs durch Charlotte Jablowski im März 2024 schien sich eine gewisse Kontinuität für die Stephanskirchener Jugendlichen etabliert zu haben. „Charlie“, wie sie von den Kids genannt wird, bot ein abwechslungsreiches Programm, die Öffnungszeiten wurden auf bis zu 25 Stunden pro Woche erweitert und auch in den Ferien war der offene Jugendtreff länger auf.

Im August fiel Jablowski überraschend krankheitsbedingt aus, die „Box“ blieb vorerst geschlossen. Seit Kurzem öffnet Alexander Stieglitz, der als Ergänzungskraft neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit im Einzelhandel in dem Jugendtreff aushilft, die „Box“ für einige Stunden in der Woche.

Nun stand die Genehmigung des Haushaltsplanes für die kommunale Jugendarbeit für das Jahr 2026 auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses. Das Gremium soll das Thema vorab beratend behandeln, bevor der gesamte Gemeinderat eine Entscheidung trifft. Für 2025 ergab die Bilanz zwischen Personal-, Verwaltungs- und anderen Kosten und den Einnahmen ein Defizit von rund 45000 Euro. Die Ausgaben für die Jugendarbeit in der Gemeinde belaufen sich auf 62000 Euro, knapp 17000 Euro gibt es vom Landkreis als Zuschuss. Wie Christian Bauer, Bereichsleiter der Region Chiemgau bei der Diakonie Rosenheim, erklärte, ergebe sich das Defizit primär durch gestiegene Personalkosten durch Tarifabschlüsse.

Bereits von 2023 auf 2024 war das Defizit um etwa 10000 Euro gestiegen. Einkalkuliert waren dabei unter anderem Ausgaben für die Übungsleitertätigkeit von Stieglitz in Höhe von 3000 Euro. Diese seien laut Ausführungen von Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) 2025 nicht komplett ausgeschöpft worden, da Stieglitz als Ergänzungskraft erst in der zweiten Jahreshälfte begonnen hat. „Bei längerem Krankenstand berechnet die Diakonie keine Leistung“, fügte Mair hinzu. Auch für Reise- und Fortbildungskosten des pädagogischen Personals ist 2026 mit geringeren Ausgaben zu rechnen, da diese lediglich für 2025 für eine fachspezifische Weiterbildung von Charlotte Jablowski erhöht worden waren.

Florian Beck (Bayernpartei) zeigte sich nicht zufrieden mit der aktuellen Haushaltsplanung: „Immer wenn ich da vorbeifahre, ist es entweder zu oder niemand da“, sagte er. Der Gemeinderat kündigte an, dieses Mal dagegenstimmen zu wollen. Hubert Lechner (Parteifreie Bürger) wollte wissen, wie viele Jugendliche die „Box“ überhaupt besuchen. Bauer erläuterte, dass rund 40 Jugendliche den Treffpunkt regelmäßig nutzen. Allerdings seien meistens nicht alle dieser Teenager gleichzeitig dort. „Es ist ein Kommen und Gehen“, so Bauer. Nicht zuletzt auch wegen des gern genutzten, angrenzenden Fun-Parks.

Gemeinderat trifft
finale Entscheidung

Bürgermeister Mair fügte hinzu, dass es Jugendliche gebe, die die reguläre Vereinslandschaft nicht anspreche. „Genau denen müssen wir einen Ort anbieten. Das angrenzende Haidholzen ist außerdem ein großer Ortsteil, Bedarf ist definitiv da.“ Aus Sicht der Gemeindeverwaltung sei eine Zustimmung für die geplanten 46000 Euro für die kommunale Jugendarbeit wünschenswert. Der Haupt- und Finanzausschuss stimmte mit 6:3 Stimmen in der Vorberatung dafür. Das letzte Wort hat der Gemeinderat.

Artikel 1 von 11