Zwischen erleichtert und verbittert

von Redaktion

Eine Tradition in Stephanskirchen geht zu Ende. Bis Januar schließen sich bei der Firma Arri die Tore. Doch zumindest ein Teil der 150 Mitarbeiter könnte dabei seinen Job behalten. Warum das einige gar nicht wollen und wie es für die meisten jetzt weitergeht.

Stephanskirchen/Brannenburg – Was monatelang diskutiert wurde, ist nun Gewissheit: Die Arri-Werke in Stephanskirchen (Lichttechnik) und Brannenburg (Logistik) werden bis zum 31. Dezember 2025 schließen. Das bestätigte die Geschäftsführung Anfang November nach den abgeschlossenen Verhandlungen mit dem Betriebsrat. 150 Mitarbeiter verlieren damit ihren Job in der Region. „Es herrscht eine gemischte Stimmung. Einige sind erleichtert, dass jetzt Klarheit herrscht, andere sind nach den vielen Monaten verbittert“, beschreibt Timo Hüther, Betriebsverantwortlicher für die IG Metall, die Lage nach der Betriebsversammlung. Bereits im Juni wurde bekannt, dass Arri aufgrund der „schwierigen Entwicklungen im Film- und Kinogeschäft“ an Kosten und Personal sparen muss. Mittlerweile ist klar, dass lediglich 50 Mitarbeiter eine Chance haben, übernommen zu werden. „Rund einem Drittel der Beschäftigten können wir künftig eine Tätigkeit am Standort München anbieten. Die übrigen Stellen entfallen im Rahmen des vereinbarten Interessenausgleichs“, sagt ein Sprecher von Arri. Wie es scheint, werden aber nicht alle dieses Angebot annehmen. „Ich will nicht nach München. Seit vielen Jahren bin ich hier in der Region, habe Freunde und Familie, ich möchte hier bleiben und hier arbeiten“, sagt ein Mitarbeiter aus Stephanskirchen, der anonym bleiben möchte. Damit ist er nicht alleine, wie Hüther bestätigt. „Das war auch einer der Gründe, warum die Verhandlungen länger gedauert haben. Denn wir wollten, dass die Mitarbeiter, die sich dagegen entscheiden, trotzdem in den Sozialplan aufgenommen werden“, sagte der Gewerkschaftsvertreter. Demnach kann nun keiner nach München „gezwungen“ werden.

Der Teil, der dort unterkommen würde, scheint vor allem aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu kommen. „Maximal noch ein kleiner Teil des Produktmanagements, der Rest bekommt keine Chance“, meint der Stephanskirchner Mitarbeiter. Der Frust ist dabei deutlich herauszuhören.

Seit 1954 in
Stephanskirchen

Nach der Einigung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung werden nun die Kündigungen rausgeschickt. „Der Großteil der Mitarbeiter wird bis 31. Dezember freigestellt, ein kleines Übergabeteam bleibt noch bis Ende Januar”, meint Hüther. Dann endet endgültig die Tradition der Kinotechnik von Arnold und Richter, die seit 1954 in Stephanskirchen bestand.

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