Nußdorf – Zahlreiche Bürger haben am Sonntag am Nußdorfer Kriegerdenkmal der Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung gedacht. Der Gedenkgottesdienst, den Pfarrer Christoph Rudolph zelebrierte, leitete die Veranstaltung zum Volkstrauertag ein. Vor dem Ehrenmal zogen anschließend eine Ehrenwache des Veteranenvereins und mehrere Fahnenabordnungen auf, während die Nußdorfer Musikkapelle den würdigen musikalischen Rahmen setzte. In ihrer Ansprache erinnerte Bürgermeisterin Susanne Grandauer daran, dass sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal gejährt hat. Der Schrecken des Krieges und die Last der Schuld seien lange spürbar geblieben. Erst in späteren Jahren sei vielen bewusst geworden, dass der 8. Mai ein Tag der Befreiung war.
Grandauer spannte den Bogen zur Gegenwart. Europa erlebe erneut eine Zeit wachsender Unsicherheit. Die Aggression Russlands stelle Deutschland vor Herausforderungen, die noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar gewesen seien. Auch die Lage im Nahen Osten bleibe erschreckend. Selbst das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten sei von neuen Spannungen geprägt. Diese äußeren Konflikte mischten sich mit zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen im Inneren Deutschlands. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme führten zu Frustration und verleiteten manche dazu, nach Schuldigen statt nach Kompromissen zu suchen. Die Demokratie, so betonte Grandauer, werde „von innen wie von außen angegriffen“.
Der Volkstrauertag sei daher ein Tag des Erinnerns und der Mahnung. Er diene auch als Bildungsanlass, besonders für junge Menschen, um die Schrecken von Krieg und Terror nicht nur historisch, sondern als Auftrag für die Gegenwart zu verstehen. Frieden könne, so die Bürgermeisterin sinngemäß, nur dort bestehen, wo Friedfertigkeit im Inneren und Wehrhaftigkeit nach außen zusammenwirkten und Verantwortung füreinander gelebt werde.
Im Anschluss gedachte die Gemeinde den Opfern von Gewalt und Krieg, den Kindern, Frauen und Männern aller Nationen, den Menschen, die durch Hass und Terror ihr Leben verloren, und jenen, die aus Überzeugung Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und leisten. Auch die Familien, die den Schmerz um ihre Toten tragen, wurden ins Gedenken einbezogen. Das menschliche Leid, sagte Grandauer, erinnere daran, wie gefährlich Vorurteile, Verblendung und Gleichgültigkeit sind. Mit dem Versprechen, weiterhin auf Versöhnung und Frieden hinzuarbeiten – im eigenen Dorf ebenso wie in der Welt –, legte die Bürgermeisterin im Namen der Gemeinde einen Kranz am Ehrenmal nieder. Die Anwesenden verharrten in stillem Gedenken, während die Musikkapelle den Schlussakkord der Feier setzte. stv