Aschau ist wirklich „A Schau“

von Redaktion

Die Top-Reiseregion in Oberbayern verzeichnet einen Umsatzrekord von 45,5 Millionen Euro

Aschau – Aschau im Chiemgau ist das Top-Reiseziel in Oberbayern. Mit einem Umsatzrekord von 45,5 Millionen Euro hat die Gemeinde die höchste touristische Wirtschaftskraft in der Region. Wer davon profitiert, und wie die Aschauer weiter wachsen wollen.

„Nirgendwo sonst in der Region ist die touristische Wirtschaftskraft so hoch wie in Aschau“, macht Christina Pfaffinger klar. Die Geschäftsführerin der Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH weiß: „In unserer Region sind nur etwa 3,8 Prozent der Löhne und Gewinne direkt auf die Reisebranche zurückzuführen.“ Aschau bringt es auf das Dreifache. Der touristische Anteil am Primäreinkommen liegt bei 11,5 Prozent.

Mit einzigartiger
Landschaft gesegnet

„Aschau is A Schau“ ist weit mehr als eine touristische Marke. „Es ist ein Lebensgefühl, das aus der Verbundenheit der Menschen zu ihrer Heimat und ihren Traditionen erwächst“, sagt der Aschauer Tourismuschef Herbert Reiter. „Authentisch und nicht aufgesetzt. Bewahrend und nicht auf Kommerz getrimmt.“

Die Gemeinde ist mit einer einzigartigen Landschaft gesegnet. Berge und Wälder prägen das Priental, unter anderem die der Familie von Cramer-Klett. „Unsere Aufgabe ist es, sie nachhaltig zu bewirtschaften, damit sie als Infrastruktur für den Tourismus für die Zukunft gerüstet sind“, erklärt Revierjagdmeister Josef Rinner. „Und das in einem gesunden Gleichgewicht aus Schutzraum für den Erhalt der Artenvielfalt und gezielter Besucherlenkung durch touristische Angebote“, ergänzt Joachim Kessler, als Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten fürs Priental verantwortlich. Auch die Landwirtschaft spielt eine tragende Rolle, denn es sind die Bauern, die die Landschaft pflegen und so zur Authentizität des Reiseziels beitragen.

Ob Bankerldorf, Bergsteigerdorf, Luftkurort oder Genussort – mit Aschau im Chiemgau und Sachrang verbinden sich viele ausgezeichnete Prädikate. Darauf will sich die Gemeinde aber nicht ausruhen. Deshalb wurde nun ein neues touristisches Leitbild entwickelt, das eine Vision bis 2035 skizziert. Die lebendigen Dörfer der Gemeinde sollen mit der Natur verwurzelt weiter wachsen. „Unsere Gäste schätzen bei uns die gute Luft, die Landschaft und die Ruhe. Wichtig ist ihnen aber auch, dass sie gut betreut werden“, so die Erfahrung von Paul Kink, Vermieter und Wirt des Café Pauli.

In Aschau werden Besucher aller Generationen auch künftig eine große Angebotsvielfalt an Kultur, Freizeit, Sport, Gesundheit und Genuss finden. Mit nachhaltigem Weitblick sollen der Tourismus weiterentwickelt und die hohe Lebensqualität in der Gemeinde erhalten werden. „Wenn wir uns als Einheimische wohlfühlen, fühlen sich auch unsere Gäste wohl“, brachte es Andreas Fischer, Vizechef des Aschauer Gewerbevereins, auf den Punkt.

Die Reisebranche ist ein Motor der lokalen Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze. Wer in Aschau vom Tourismus profitiert, hatte das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) an der Universität München analysiert. „Der jährliche Gesamtumsatz aus dem Tourismus liegt in der Gemeinde Aschau bei 45,5 Millionen Euro“, präsentiert Geschäftsführer Moritz Sporer die Zahlen und konstatiert: „Der Tourismus ist in Aschau eine ökonomische Erfolgsgeschichte, ein echt großer Wirtschaftsfaktor.“

Mit 706.000 Aufenthaltstagen kommen mehr Gäste nach Aschau und Sachrang als in andere Orte im Chiemgau oder in Oberbayern. Die größte Nachfrage besteht bei Tagesreisenden (400.000). Sie geben etwa 29 Euro am Tag in der Gemeinde aus. Davon verbleibt laut dwif-Studie jeder zweite Euro im Einzelhandel. Insgesamt verdient der Aschauer Einzelhandel am Tourismus etwa neun Millionen Euro pro Jahr.

Die Übernachtungsgäste von Hotels, Gasthöfen und größeren Pensionen geben am Tag etwa 143 Euro in Aschau aus, die Gäste kleiner privater Vermieter circa 77 Euro. Davon fließen 62 Prozent ins Gastgewerbe. Insgesamt sind es 25,4 Millionen Euro im Jahr.

Auch die Reisemobilisten sind im Aufwind und mit 60 Euro am Tagesumsatz beteiligt. Insgesamt investieren Touristen in Aschau etwa 120.000 Euro am Tag und 45,5 Millionen Euro im Jahr. Anbieter von Dienstleistungen sind am Umsatz mit etwa elf Millionen Euro beteiligt. „Das Aschauer Gewerbe lebt gut vom Tourismus und ist auch von ihm abhängig“, kommentiert Andreas Fischer. Die hohe Lebensqualität in der Gemeinde sei auch bei der Akquise neuer Mitarbeiter ein wichtiges Argument.

Elf Prozent der Bürger
leben vom Tourismus

„Durch den Tourismus werden in den touristischen Betrieben Löhne, Gehälter und Gewinne in Höhe von 15,1 Millionen generiert“, verdeutlicht Sporer. In den sogenannten Vorleistungsbetrieben – dazu zählen beispielsweise Bäckereien, Baubetriebe, Brauereien, Einzelhandel, Banken oder Werbeagenturen – sind es 7,7 Millionen Euro. Der relative Beitrag des Tourismus zum Primäreinkommen liegt im Bayerndurchschnitt bei vier Prozent und in Aschau bei 11,5 Prozent. „Das ist ein extrem hoher Wert“, macht Sporer klar. 610 Einwohner der Gemeinde Aschau leben allein vom Tourismus. Im Bruttoumsatz von 45,5 Millionen Euro sind auch 4,6 Millionen Euro Mehrwertsteuer enthalten. „Leider fließt die nicht direkt in den Gemeindehaushalt“, scherzt Sporer. Die Gemeinden bekommen nur etwa zwei Prozent der Umsatzsteuer und circa 15 Prozent der Einkommenssteuer. Dieses Geld steht für Investitionen zur Verfügung.

„Tourismus ist in Aschau eine Erfolgsgeschichte, ein starker Arbeitsplatzgenerator und Infrastrukturmotor, von dem alle profitieren“, fasste Moritz Sporer die Analyse zusammen. Eric Zbil, der Betreiber der Kampenwandseilbahn, würdigte den „Blick von außen“, der das Bewusstsein dafür schärfe, „welche Lebensqualität der Tourismus in unsere Gemeinde bringt, und was es ohne den Tourismus alles nicht gäbe“.

Katharina Gasteiger, Geschäftsführerin des Gemeindenetzwerkes „Allianz in den Alpen“, begleitete die Gemeinde federführend bei der Erarbeitung des Tourismusleitbildes und moderierte die Podiumsdiskussion. Sie bat die Akteure um einen Blick in die Glaskugel auf das Jahr 2035. „Gastfreundschaft ist für uns nichts Auferlegtes, sondern ein echtes Lebensgefühl“, sagte Bürgermeister Simon Frank. Er sieht die Erfolgsgeschichte des Aschauer Tourismus als Motivation für junge Menschen, sich in der Branche zu engagieren.

Im Mittelpunkt steht
immer der Gast

„Bei allem Bestreben und allen formulierten Leitsätzen ist es uns wichtig, dass immer der Gast im Mittelpunkt steht“, betonte Herbert Reiter, Leiter der Aschauer und Sachranger Tourist-Info. Das neue Leitbild solle ein klarer Leitfaden für den Alltag sein, der gleichzeitig genügend Raum lässt, um flexibel auf aktuelle Entwicklungen und neue Trends zu reagieren.

Reiter dankte allen touristischen Akteuren für ihr Engagement. Vor allem würdigte er die Familie Zbil als Betreiberin der Kampenwandbahn für ihre Geduld im langen Ringen um die Modernisierung der Anlage: „Ohne die Kampenwandseilbahn wäre Aschau nicht dort, wo es heute steht.“ Die Präsentation des neuen Tourismusleitbildes gipfelte in der Überzeugung, genau auf dem richtigen Weg zu sein, „wenn wir alle mit so viel Herzblut weitermachen wie bisher“.

Artikel 1 von 11