Raubling – Man stelle sich eine ganze Herde mit etwas mehr als 200 ausgewachsenen Elefantenbullen vor, von denen jeder durchschnittlich sechs Tonnen wiegt. Im Gedankenspiel dient dies als Vergleich zu dem ähnlichen Gesamtgewicht von 1.250 Tonnen des Rahmenbauwerks, das dieser Tage an der Bahnüberführung Raubling eingebaut wurde. In der zweiten Sperrpause erfolgt nun die Inbetriebnahme des westlichen Brückenbauwerks an der Großbaustelle. In diesem Zeitraum finden die Arbeiten im 24-Stunden-Schichtbetrieb statt.
Schweres Gerät
im Einsatz
Ein Großaufgebot an schweren Baufahrzeugen war im Einsatz. Damit die 60 Tonnen schwere und 24 Meter lange Hilfsbrücke abgebaut werden konnte, wurde ein Autokran, der bis zu 700 Tonnen Tragkraft besitzt, benötigt. Allein der Auf- und Abbau des Turmschwerkrans erforderte jeweils drei bis vier Stunden Arbeitszeit. Nachdem die Hilfsbrücke im Ganzen ausgebaut war, wurde sie auf einen Schwerlastzug verladen und nach Trier in das Lager der Deutschen Bahn gefahren. Da der Schwertransporter nur nachts auf den Autobahnen fahren darf, kommt die Ladung erst nach einigen Tagen am Zielort Trier an.
Nach dem Abbau der Hilfsbrücken eins und zwei ging es darum, das sogenannte Rahmenbauwerk anzuheben. Dies erfolgte in präziser Zusammenarbeit der beteiligten Firmen. „Das Rahmenbauwerk besteht aus einem dreizelligen Vollrahmen mit Stützen. Der Rahmen ist 4,55 Meter hoch und schließt an einer Grundwasserwanne an. Die integrierten Stützen schaffen eine klare Trennung zwischen Fußgängerbereich und Straßenverkehr und tragen so zur Sicherheit und zum Komfort bei“, beschreibt die Sprecherin Infrastruktur Deutsche Bahn AG diesen rund 1.250 Tonnen schweren Baukoloss.
Für das Anheben des Teilbauwerks werden 16 Pressen verwendet. „Eine Hydraulik-Presse hat eine Hebekraft von rund 100 Tonnen“, ergänzt Konstanze Komm, Geschäftsführerin der Firma Komm, die für das Hebeverfahren für dieses Rahmenbauwerk zuständig ist. Die Pressesprecherin der Bahn beschreibt die Daten für das gesamte Rahmenbauwerk wie folgt: „Der Überbau für vier Gleise ist 22,15 Meter lang, 15,40 Meter breit und hat ein Gesamtgewicht von circa 2.500 Tonnen.“ Der Ausbau der beiden Hilfsbrücken sowie das Anheben des Rahmenbauwerks sind planmäßig verlaufen. „Die Prinzregentenstraße muss weiterhin gesperrt bleiben. Nach der Sperrpause wird der Verbau auf der Westseite erweitert, um die Grundwasserwanne herzustellen. Nach deren Fertigstellung übergeben wir das westliche Baufeld an die Gemeinde, damit diese die Hebeanlage sowie den Straßenbau ausführen kann“, so die Sprecherin.
Während der Sperrpause ist der Zugverkehr zwischen Rosenheim und Kufstein eingeschränkt beziehungsweise unterbrochen. Schienenersatzverkehr wird phasenweise eingerichtet, um die Mobilität bestmöglich aufrechtzuerhalten.
Ein Blick in die Zukunft: Kosten und Nutzen
Wenn die Brückenerneuerung weiterhin planmäßig erfolgt, soll sie bis April 2026 fertiggestellt sein; daran anschließend beginnen die Arbeiten für den Straßenbau. Die Gesamtkosten für das Jahrhundert-Bauwerk sind nach derzeitigem Stand mit etwa 15 Millionen Euro veranschlagt, wobei etwa zehn Millionen Euro auf die Gemeinde Raubling zukommen dürften, da sie auf eigene Veranlassung im Rahmen dieser Baumaßnahme die Straßensituation verbessern will.
Die Straße unterhalb der neuen Eisenbahnüberführung wird auf zwei Spuren ausgebaut und erhält beidseitig einen erhöhten Geh- und Radweg. Die neue Brücke wird zukünftig eine Durchfahrtshöhe von 4,55 Metern und eine Breite von 14 Metern haben. Durch die Aufweitung der Straße soll der Verkehrsfluss verbessert werden. Dies sind die aktuellen Informationen aus dem Raublinger Rathaus.
„Es ist ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung Raublings und bringt nach Abschluss der Arbeiten unter anderem einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur mit sich“, blickt Bürgermeister Olaf Kalsperger in die Zukunft.