Samerberg – Es war ein Schockerlebnis für Gaby Buchner in den Samerberger Filzen: Sie begegnete am Donnerstagnachmittag beim Gassigehen mit Berner Sennenhund Poldi möglicherweise einem Braunbären. „Der hatte sich auf die Hinterbeine gestellt“, berichtete sie später dem OVB, „groß war er, 1,70 oder 1,80 Meter.“ Sie sei immer noch ein „bisserl aufgeregt“, sagte die Mountainbike-Trainerin gut zwei Stunden nach der unheimlichen Begegnung. „Aber der erste Schreck ist jetzt schon weg.“
Die Frau war am frühen Nachmittag im westlichen Teil der Samerberger Filze spazieren. An ihrer Seite: Hund Poldi, ausgeliehen vom Nachbarn. Plötzlich drangen Geräusche eines Kampfes auf Leben und Tod an ihr Ohr. Zuerst habe sie ein helles Schreien gehört, „fast wie ein Quieken“. Zuerst habe sie gedacht, da kämpften vielleicht zwei Hunde miteinander. In diesem Augenblick habe sie nach der Leine des Hundes greifen wollen, aber der rannte schon los, in den Wald hinein. „Da hörte ich ein tiefes Brummen“, erinnert sich Buchner. Eine Krähe zeterte, sie blickte sich um – und sah den Bären, „größer als ich, in ungefähr 100, 200 Meter Entfernung“. Ihre Vermutung: Das Raubtier hatte gerade seine Beute gerissen. „Vielleicht ein Reh.“ War es wirklich ein großer Beutegreifer, wie Experten das Raubtier nennen? Gabi Buchner hat zuvor bereits einen Bären gesehen. Vor einigen Jahren logierte sie mit ihrem Mann im Nationalpark von Yosemite (USA). Auf einmal war von draußen Lärm zu hören, jemand – oder etwas – hatte die Mülltonnen umgeworfen. „Der Hausbesitzer lief an die Tür und klatschte kräftig in die Hände“, erzählt Gabi Buchner. Sie stand im Nachbarzimmer und konnte durchs Fenster sehen, wie der ungebetene Besucher – ein Bär – vor dem lärmenden Menschen ausriss.
Die Frau ist fit und couragiert, eine „Mountainbike-Fahrerin der ersten Stunde“, wie sie stolz anmerkt. Die Begegnung mit dem Tier brachte sie dennoch aus der Balance. „Da war nur noch der Fluchtinstinkt“, sagt sie. Eigentlich wisse sie auch, wie man sich zu verhalten habe, wenn man sich auf einmal einem Bären gegenübersieht. Beim Wandern Lärm machen, um den Bären vorzuwarnen. Und ruhig bleiben, sollte es dennoch zu einem Kontakt kommen. Doch in ihrem Schreck suchte die Samerbergerin das Weite. Sie kenne die Tipps von Bärenkennern, klar. Aber: „Ich bin nur noch gelaufen.“ Handy-Bilder gebe es deshalb keine, wie sie selbst bedauert. Aber Gabi Buchner ist sich sicher. „Ich hatte sogar meine Brille auf.“
Bürgermeister Georg Huber unterrichtete sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr, „dem hab ich gleich gesagt, ich bin fei nüchtern.“ Huber hält die Schilderung für glaubwürdig. „Ich kenn‘ die Gabi, die ist tough“, sagt er, „die erzählt keinen Käse.“
Bürgermeister Huber
rät zur Vorsicht
Er rät nunmehr zur Vorsicht. Die Behörden seien informiert, desgleichen die Jäger in Samerberg. Die sind gut ausgebildet, können Bärenspuren auch von Hundespuren unterscheiden. „Jetzt geht‘s darum, Augen und Ohren offenzuhalten“, sagt Georg Huber.