Nußdorf – Nach der Hochwasserkatastrophe im Juni 2024, die das Mühltal zwischen Nußdorf und Samerberg schwer verwüstet hat, laufen seit Februar 2025 umfangreiche Instandsetzungsarbeiten am Steinbach. Sofortmaßnahmen hatten zunächst größere Schäden verhindert; nun entsteht Schritt für Schritt ein dauerhaft gesicherter Gewässer- und Straßenbereich. Parallel dazu gehen die Bauarbeiten am Hochwasserschutz im Ortsbereich weiter.
Bauarbeiten
im Ortsbereich
In seiner vergangenen Sitzung befasste sich der Gemeinderat Nußdorf ausführlich mit dem Stand der Sanierungsarbeiten am Steinbach und im Mühltal. Parallel dazu führt das Wasserwirtschaftsamt seit Februar 2025 auch im Ortsbereich flussbauliche Instandsetzungen am Steinbach durch.
Nach Gehölzschnitten und vorbereitenden Rodungen werden zunächst die Uferböschungen und das Bachbett zwischen Staatsstraßenbrücke und Waldpark wiederhergestellt. Die Flussmeisterstelle Rosenheim rechnet mit einer Bauzeit von etwa einem Jahr. Eingriffe in die Vegetation sollen auf ein Minimum beschränkt bleiben und durch Neupflanzungen ausgeglichen werden. Für die Anwohner bedeutet dies weiterhin Baustellenbetrieb, vorübergehende Sperrungen und Umleitungen.
Bürgermeisterin Susanne Grandauer erläuterte in diesem Zusammenhang, dass im Bereich der Neubeurer Straße auf Höhe der Bäckerei Leitner die Fußwege neu geordnet werden müssen. Der Steinbach wurde im Zuge des Hochwasserschutzes vertieft und verbreitert, wodurch die Böschungen steiler ausgeführt werden mussten. Dies erfordert eine Verlegung und Sicherung der Wege auf kommunalem Grund. Grandauer geht davon aus, dass die Bauarbeiten 2026 fertiggestellt werden können.
Als Gast berichtete Josef Hamberger vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, der die Schutz- und Sanierungsmaßnahmen seit Jahren begleitet. Er erklärte, dass der Feststoffrückhalt den Steinbach auch künftig beschäftigen werde, da das Hochwasser große Mengen an Totholz und Geschiebe aus den umliegenden Hang- und Waldflächen im unmittelbaren Einzugsbereich des Bachbetts gespült habe.
Die Entwurfsplanung für die weiteren Maßnahmen liege inzwischen vor, und das Konzept sei weit fortgeschritten. Im oberen Bereich seien bereits 2024 Sofortmaßnahmen notwendig gewesen, weil der Bach dort ganze Straßenabschnitte zur Wohnbebauung weggerissen habe. Nun gehe es um die rund zwei Kilometer lange Strecke im Mühltal, deren Straße teils unterspült und teils vollständig zerstört worden sei; die Wildbachverbauung existiere über weite Teile nicht mehr. Hamberger stellte die vorgesehenen Bauabschnitte vor. Der unterste Abschnitt sei von zentraler Bedeutung, weil ein großer Hanganriss die Anbindung ins Mühltal nach wie vor verhindere. Zunächst müsse die Straße gesichert und der Zugang wiederhergestellt werden. Der zweite Bauabschnitt könne nach seinen Worten durch die Flussmeisterstelle Rosenheim abgewickelt werden und betreffe vor allem Böschungssicherungen.
Der dritte Abschnitt sei nahezu vollständig zerstört: Dort müsse der gesamte Flusslauf neu aufgebaut werden. Für Abschnitt vier sei der Neubau einer größeren Sperre vorgesehen, die den Hangbereich stabilisieren soll. Eine laufende Bachelorarbeit untersuche derzeit den Feststofftransport im Steinbach; deren Ergebnisse sollen in die endgültige Planung einfließen. Hamberger kann sich auch vorstellen, dass mehrere Bauabschnitte gleichzeitig abgewickelt werden können. Aussagen zu Fertigstellungsterminen kann er zum heutigen Zeitpunkt definitiv keine machen.
Ausblick und
geschätzte Kosten
Der Ausblick für 2026 im Mühltal sieht die Fortführung der Arbeiten im unteren Bauabschnitt sowie – abhängig von der Kapazität der Flussmeisterstelle – einen möglichen Beginn der Sanierung im zweiten Abschnitt vor. Zudem sollen die Ausführungsplanungen für die Bauabschnitte drei und vier vergeben werden, einschließlich der Baugrund- und Tragwerksplanung. Die vorläufigen Gesamtkosten werden auf rund 6,5 Millionen Euro geschätzt.
Langfristig sollen die Maßnahmen die Hochwasserresilienz des Steinbachs und des Mühltals deutlich erhöhen. Für Nußdorf bedeutet dies zwar eine längere Phase erschwerter Erreichbarkeit und eingeschränkter Wege, perspektivisch jedoch einen robusteren Schutz vor künftigen Unwettern und deren Folgen.