Bad Endorf – Die Zugstrecke zwischen Salzburg und München ist vor allem für Berufspendler eine der wichtigsten Verkehrsachsen in der Region. Neben dem großen Bahnhof in Rosenheim nutzen viele Berufstätige am Land die kleineren Bahnhalte Grafing, Ostermünchen, Prien, Traunstein, Freilassing und Bad Endorf. Vor allem Letzterer bietet vielen Pendlern aus den nordöstlichen Landkreisgemeinden eine Alternative zu Rosenheim.
Parkplatz bereits am
frühen Morgen voll belegt
Dazu gehört auch Sabine M. (Name von Redaktion geändert). Seit 20 Jahren pendelt sie von Bad Endorf aus nach München zur Arbeit. Dafür fährt sie von ihrem Wohnort in der Nachbargemeinde mit dem Auto nach Endorf, wo sie ihren Wagen in der Regel auf einem Pendler-Parkplatz abstellt. Seit einiger Zeit werde die morgendliche Situation am Bahnhof zur Nervenzerreißprobe. Denn sie findet keinen Parkplatz – zumindest keinen in ihren Augen erschwinglichen.
„In Bad Endorf gibt es ein von der Gemeinde hausgemachtes Parkplatzproblem“, sagt die Pendlerin. An fast allen Straßen im Bereich des Bahnhofes habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren Parkverbotsschilder aufgestellt oder die Parkdauer begrenzt. Der Pendler-Parkplatz hinter dem Bahnhof kostet inzwischen zwei Euro am Tag. Zum Vergleich: In der Rosenheimer Klepperstraße ist es ein Euro für 24 Stunden. „Wenn ich um 7 Uhr in Endorf ankomme, ist der Parkplatz schon voll.“ Denn bevor sie selbst zur Arbeit fährt, setze sie noch ihre Kinder an der Schule in Bad Endorf ab.
Auch die nächstgelegenen Parkflächen an der Chiemseestraße sind kostenpflichtig: Bis zu drei Stunden kosten zwei Euro, alles darüber fünf Euro pro Tag. Der gleiche Tarif gilt auch für die Stellplätze an der Bundespolizeisportschule. Für die Parkfläche am Volkstheater werden ab einer Parkdauer von über vier Stunden fünf Euro fällig. Wer kürzer dort parken will, muss nichts bezahlen.
„In der Katharinenheimstraße gibt es noch einen Parkplatz, aber da ist bereits ein noch verhüllter Parkscheinautomat aufgestellt“, schildert Sabine M. Auch hier sei ein Tagespreis von fünf Euro angeschrieben. Die Pendlerin hätte versucht, auf das Fahrrad umzusteigen. Allerdings sei auch das keine Option, da ihr Fahrräder am Endorfer Bahnhof gestohlen worden seien, obwohl sie diese abgeschlossen hatte. „Ein neues Rad muss man da schon fest mit dem Unterstand verbinden, aber auch die Plätze sind knapp.“
Und auch das Ausweichen auf den Bus kommt für Sabine M. nicht infrage: Denn seit der Einführung des MVV gebe es keine direkte Verbindung mehr zwischen ihrem Wohnort und Bad Endorf. Dafür müsste sie über Rosenheim fahren. „Ich weiß jedenfalls bald nicht mehr, wo ich mein Auto nach 7 Uhr noch abstellen soll, ohne den Raubrittern in die Hände zu fallen.“
Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage des OVB mitteilt, wird der Park-and-Ride-Parkplatz in Bad Endorf von der Contipark Parkgaragengesellschaft mbH als Mieterin der Deutschen Bahn betrieben. „Auch wir beobachten eine hohe Auslastung des Parkplatzes“, so die DB-Sprecherin.
Verschärfen dürfte sich die Situation 2027: Da soll der Umbau des Bad Endorfer Bahnhofs über die Bühne gehen – ohne Ersatz für die Pendlerparkplätze. Den Pendler-Parkplatz sowie den Parkplatz an der Chiemseestraße benötigt die Deutsche Bahn als Lagerfläche für große Fertigteile. Die Abstimmungen zur Logistik seien aktuell aber noch nicht abgeschlossen. Ob und wie das Wegfallen der Parkplätze während des Baus ausgeglichen werden soll, sei laut Angaben der Bahn noch nicht geklärt. Das Unternehmen werde „rechtzeitig dazu informieren“. Auch eine Erweiterung der bestehenden Park-and-Ride-Fläche sei nicht geplant, sagt die Bahn-Sprecherin.
Generell liegen Stellplätze für Auto- und Radverkehr im Zuständigkeitsbereich der Kommune. Und den ruhenden Verkehr hat die Marktgemeinde Bad Endorf in den vergangenen Jahren umstrukturiert. „Da der Pendlerparkplatz am Bahnhof in der Vergangenheit nur spärlich belegt war, die Wohngebiete aber völlig zugeparkt waren, haben wir Halteverbote erlassen“, erklärt Bürgermeister Alois Loferer auf Nachfrage. Insbesondere für die Anwohner, die teilweise nicht mehr aus ihren Einfahrten gekommen seien, sei dieser Schritt eine große Erleichterung. Seitdem, so Loferer, sei der Parkplatz voll. Aber auch „schlechtes Einparken“ führe dazu, dass die Verkehrssicherheit an einigen Stellen nicht mehr gewährleistet sei.
Bürgermeister sieht keine
Alternative zu Gebühren
Auch der Entschluss, die Parkgebühren auf gemeindlichen Stellflächen zu erhöhen beziehungsweise überhaupt erst welche einzuführen, sei zwingend notwendig. „Es geht nicht ohne“, stellt der Bad Endorfer Rathauschef klar. Denn in der Vergangenheit seien die Gratis-Stellplätze „ausgenutzt“ worden. „Wir haben es satt, dass Schrottautos im Gemeindegebiet abgestellt werden“, ärgert sich der Bürgermeister.
Immer wieder seien ausrangierte Wagen auf den kostenfreien Parkflächen dauerhaft abgestellt worden. Mit den Gebühren habe die Verwaltung auch dieser Praxis einen Riegel vorschieben können.
Dass dadurch gerade für Pendler oder Arbeitnehmer zusätzlich hohe Kosten entstehen, versteht Loferer: „Wir sind hin- und hergerissen.“ Denn auch innerorts seien viele Beschäftigte von der Gebührenlast betroffen. Die Idee: ein Arbeitnehmertarif in Form einer vergünstigten Monatspauschale. Der Preis, der der Verwaltung dabei vorschwebt, soll bei rund 60 Euro im Monat liegen. Bei einer Fünf-Tage-Woche läge der Tagespreis bei drei Euro.
„Wir denken dabei besonders an die Angestellten des Katharinenheims“, sagt Loferer. Aber auch Pendler und Arbeitnehmer anderer Unternehmen könnten davon profitieren. Denn auch die Parkplätze in der Katharinenheimstraße beziehungsweise am Bauernmarkt sollen demnächst kostenpflichtig werden. Noch sei aber nicht klar, ob und wie der Mitarbeitertarif realisierbar ist. „Das wird derzeit geprüft“, sagt Loferer.