Selbst gesungenes Jubiläumsständchen

von Redaktion

Cäcilien-Konzert der Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach – Jubilar Christian Jüttner hat Wunsch frei

Oberaudorf – Eine Ouvertüre dient normalerweise dazu, auf die bevorstehende Oper einzustimmen. Beim Cäcilien-Konzert der Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach im Oberaudorfer Kursaal handelt es sich nicht um eine Oper im eigentlichen Sinn, aber die Informationen rund um die Stücke, vorgetragen vom Tubisten Georg Hiemer, ergaben dann doch so etwas ähnliches – sogar mit dem passenden Helden dazu.

Ein gewaltiger
Auftakt

Obwohl Sebastian Senftleben auch eine Opern-Ouvertüre ins Programm aufgenommen hat, war der Auftakt traditionell ein Konzertmarsch, aber dessen gewaltiger Beginn brachte das Publikum sehr wohl zum Schweigen, sodass die Geschichte von „Mons Solus“, dem einsamen Berg, von Lorenz Eibegger, eine passende Einleitung darbot. Als Solist brillierte hier unter anderem Vorsitzender Otmar von Stackelberg (Flügelhorn), der gleich darauf das Publikum begrüßte.

Bei der darauffolgenden Ouvertüre „Nabuccodonosor“ von Giuseppe Verdi wird man ins Israel vor unserer Zeitrechnung versetzt, wo der babylonische König Nabucco nach einem erbitterten Machtkampf dem Wahnsinn verfällt. So eine Ouvertüre hat es in sich, da gibt es einige Solo-Stellen, die zu meistern sind, aber kein Problem für die Geschwister Theresa (Flöte) und Christian Gruber (Trompete) darstellten. Die beiden sind Teil der Band Luegstoa C, der im Sommer der Bayerische Dialektpreis verliehen wurde. Die 20 Proben haben sich gelohnt, ein großes Hörerlebnis, kennt man doch so viele Passagen daraus, darunter auch den Gefangenen-Chor.

Dirigent Sebastian Senftleben scheute nicht davor zurück, möglichst viele Stilrichtungen einzubauen, schließlich habe er laut Moderator Georg Hiemer Nerven aus Sensenstahl. Und immer ist etwas dabei, was besonders gut läuft, so wie dieses Mal die beiden Themenmusiken Moby Dick und Skyfall aus James Bond. Und immer stellt Hiemer einen lustigen Bezug her oder transferiert die Geschichten in die nächste Umgebung, gekrönt mit Anekdoten aus dem Leben der Sensenschmied-Musiker. Der Skyfall fand am Wasserfall des Stauweihers Mühlau statt, bei Moby Dick war es „Teil des Schiffs, Teil der Crew“, was bei „Fluch der Karibik“ eine eher unheilvolle Verbindung ist.

Neu in der ganz und gar nicht unheilvollen Crew sind die Klarinettistin Elisa Reiter und der Trompeter Ludwig Prommersberger, die von Barbara Obermaier vom Musikbund Ober- und Niederbayern mit dem Leistungsabzeichen in Bronze ausgezeichnet wurden. Das Jugendorchester Oberaudorf unter der Leitung von Andreas Smettan spielte „Wohl ist die Welt so groß und weit“ (Bozener Bergsteigermarsch) und „Viva La Vida“ von Coldplay, Stücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aber von den jungen Musikern einwandfrei gemeistert wurden.

Dass die Sensenschmiede auch noch ganz anders können, bewiesen sie mit „Odilia“ von Jacob de Haan, das mit einem mittelalterlichen Tanz beginnt und sich zur Pop-Hymne aufschaukelt.

Bei den Ehrungen wurde es emotional. Neben den Bronze-Abzeichen für die bereits erwähnten neuen Crew-Mitglieder gab es eine Auszeichnung für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach. Das konnte eigentlich nur einer sein, eine Ikone der Oberaudorfer und Kiefersfeldener Musikszene: Christian Jüttner, eigentlich Flügelhornist, aber ansonsten ein musikalischer Tausendsassa. Otmar von Stackelberg zeigte sich in seiner Laudatio sichtlich bewegt, denn der „Schnagg“, wie ihn alle nennen, sei einer, der Spuren hinterlassen habe, kein Wunder bei 60 Jahren mit insgesamt 52 Cäcilienkonzerten. Noch dazu geboren am 1. Mai, einem ganz besonderen Tag für die Crew aus Mühlbach, denn da gehen sie um beim sogenannten Maianblasen, und da hat der Bub Christian Jüttner erstmals den Spirit dieser Kapelle gespürt und sei Erzählungen nach hinterhergelaufen. Bis er halt irgendwann ein Flügelhorn und Unterricht bekam, im zarten Alter von zwölf Jahren Teil der Crew wurde und dieser trotz vieler anderer Engagements bis heute treu blieb. Und der „Schnagg“ schnappte sich sein Flügelhorn und spielte zusammen mit Julia Funk die wunderbare Bläserweise „Hochalma Dirndl“.

Auch der Zweite Kapellmeister Christian Gruber durfte dirigieren: „Unsere Reise“ von den „Fäaschtbänklern“, sein Bandkollege Georg Hiemer steuerte die passenden Anekdoten des Ausflugs nach Prag bei. Bleibt nur noch „Servus Habedehre“ sowie der Abschiedsgruß „es war uns ein innerliches Knödelkochen“.

Singen kann
der „Schnagg“ auch

Was beim Wort genommen wurde. Der „Schnagg“ kann nämlich nicht nur Flügelhorn spielen und lustig sein („ich wünsche Euch weiterhin mit mir a Gaudi“), sondern auch singen. Und zu so einem Jubiläum hat man bei der Sensenschmied-Musikkapelle einen Wunsch frei. Der „Schnagg“ wünschte sich, einen Hit von Ernst Mosch selbst zu singen: „Kannst du Knödel kochen?“ Dafür hatte er eine kongeniale Partnerin an seiner Seite, die junge Flötistin Theresa Gruber. Die beiden gaben auch mit einem Altersunterschied von mehr als 50 Jahren ein gesanglich perfekt harmonierendes Paar ab. Es bleibt zu hoffen, dass von diesem Duo noch mehr kommt.

Zum Schluss mussten doch noch einmal alle im Chor singen beim Sensenschmied-Marsch, dem traditionellen Finale jeder Sensenschmied-Oper, bei der es am Ende keine Toten und Verbannten gab, sondern ein „Happy End“ mit viel Freundschaft, guter Musik und begeisterten Zuhörern.

Artikel 1 von 11