Fast meint man, den Platzerlduft riechen zu können, wenn sich die Puppen um den Backofen drängen.
Vogtareuth – Ab November geht es bei Paula Kraus los. Die ehemalige Sekretärin der Schön-Klinik in Vogtareuth ordnet dann alles dem Schmücken des Vorgartens und der Frontansicht ihres Hauses in der Krankenhausstraße unter, um ihren Traum vom weihnachtlichen Wintermärchen wahr werden zu lassen. Mit viel Liebe zum Detail und bis ins kleinste Eckchen akribisch und sorgfältigst arrangiert.
Wichtel, Engerl
und Nussknacker
Schon am Eingang grüßen rechts und links zwei übermannsgroße Nussknacker, ein Engelschor scheint vom Balkon herab zu singen, da kann man Wichtel in ihrer kleinen Holzwerkstatt zimmern sehen, da ziert eine Miniatur-Eisenbahn eine mit Tannen und Moos bewachsene Szenerie. Vor ihrem Lebkuchenhaus treibt die Hexe mit gichtigen Fingern Gretel an, den Ofen zu schüren, derweil Hänsel in einem kleineren vergitterten Lebkuchenhaus eingesperrt ist. „Auf Knopfdruck lässt die Hexe sogar ein höhnisches Lachen hören, und ihre Augen funkeln“, sagt Paula Kraus. Aber niemand muss sich bei ihr ängstigen, schiebt sie gleich hinterher. Selbst den mit Nachthaube und geblümtem Nachthemd verkleideten Wolf im bunt-karierten Bett, dem Rotkäppchen Brot und Wein vorbeibringt, muss man nicht fürchten. Allenfalls lockt sein deutlich sichtbares Schmunzeln den kleinen und großen Besuchern selbst ein Lächeln hervor.
An der Hauswand sieht man in der Weihnachtsbäckerei Plätzchen backende Puppen, die blau-weißen Porzellandöschen und die Puppen-Bauernküche lassen Sammlerherzen höher schlagen, und mit den kuscheligen Stofftier-Eisbären möchte man am liebsten sofort kuscheln. Mit Tannenzweigen und kleinen Tannenbäumchen ist alles rundherum geschmückt, ab der Dämmerung wird ab der ersten Adventswoche alles beleuchtet.
Vor über 20 Jahren ging es los, erzählt Paula Kraus. Damals zierte eine sehr, sehr hohe Tanne den Vorgarten, „bis nach Rott hat man unseren Baum leuchten sehen.“ Doch irgendwann musste der Baum weg, er war zu groß geworden. Dann kam die Gartenhütte, die nun selbstverständlich auch im Lebkuchen-Stil geschmückt ist. Dann die ersten weihnachtlichen Szenerien. Auch war nur ein Nussknacker am Eingang zu wenig.
Über Ebay, bei Umzugshändlern und auf Flohmärkten entdeckt sie ihre Schätze, so manches Mal wird sie auch von Freunden mit Mitbringseln für ihr weihnachtliches Gesamtkunstwerk bedacht. Sie klebt, bastelt, schneidert, stäubt mit Schneestaub an, arrangiert, während ihr Ehemann sich um die Beleuchtung kümmert, schreinert und für das Ausbessern der größeren Teile zuständig ist. Schon während des Aufbaus bleiben neugierige Besucher stehen, fotografieren und plaudern.
Auch der Kindergarten kommt vorbei
Im Advent geht es dann aber richtig los, sagt Paula Kraus. Da kommen die Kindergartenkinder vorbei, auch die Patienten der Schön-Klinik weiten ihre Spazierrunden bis zu ihrem Haus aus, Freunde, Familie, Nachbarn, sie alle genießen die winterlichen, märchenhaften und weihnachtlichen Szenerien. Bis 20 Uhr abends darf man vorbeischauen, gibt sich Paula Kraus großzügig. Nur wenn das Wetter es nicht zulässt, wird alles mit Folien und Planen abgedeckt.
Nach Heiligdreikönig wird abgebaut und alles sorgfältig in Kisten auf dem Speicher, in der Garage und im Lager verstaut. Dann steht ja auch schon Ostern an, lächelt Paula Kraus in Vorfreude, eine Hasenschule ist da mindestens Pflicht und alles Weitere Kür. Und natürlich wird der Garten von frühem Frühjahr bis in den Herbst hinein mit Blumen bepflanzt. Aber jetzt kommt erst einmal die stade Zeit. Bei Paula Kraus ist es zwar nicht stad, da lockt das Weihnachtshaus. Aber wer davor steht und sich dann im Garten umsieht, der kann gar nichts sagen. Zuviel gibt es zu entdecken.