„Die Gemeinde wird nicht einknicken“

von Redaktion

Bürgermeister Wendrock zieht Bilanz in Bürgerversammlung – Aktueller Stand zu Flüchtlingsunterkunft

Rott – Wie jedes Jahr im November lud Bürgermeister Daniel Wendrock zur Bürgerversammlung in den Saal des Landgasthofs Stechl ein. Nach dem statistischen Teil, in dem es unter anderem um Geburten, Todesfälle oder um Ein- und Ausgaben ging, berichtete das Gemeindeoberhaupt von den vielen Projekten, die das Rathaus im Jahr 2025 vorantrieb. Dafür gab es im Saal langen Applaus. Der Bürgermeister hat noch viel vor.

Erschließung von
„Rotter Feld“ läuft

Ein zentrales Projekt ist das neue Wohnbaugebiet „Rotter Feld“. Seit dem Frühjahr hat das Gebiet Rechtskraft, und die Erschließung läuft derzeit. Die Hälfte der Flächen wird nach den Einheimischen-Richtlinien vergeben, wobei die Ausschreibung im ersten Halbjahr 2026 erfolgen soll. Die in der Mitte des Gebietes geplanten Geschosswohnungen sind für Ende 2026 vorgesehen. Im Süden des Baugebietes ist zudem der Einzelhandelsstandort Meiling Süd geplant. Dort wollen der Discounter Lidl und der Drogeriemarkt Rossmann an der Kreisstraße Richtung Pfaffing Filialen eröffnen. Wendrock sieht dies als einmalige Chance, das Einkaufsangebot zu erweitern. Die Pläne werden derzeit entwickelt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Kläranlage und Wasserversorgung. Die derzeitige Kläranlage ist bald 50 Jahre alt und stößt an ihre Grenzen; die wasserrechtliche Erlaubnis läuft nur noch bis Ende 2026. Eine Erneuerung und Erweiterung ist geplant, wobei die Kosten auf 7,5 Millionen Euro geschätzt werden. Die neue Kläranlage wird dann für 7.500 Einwohner ausgelegt sein. Die Finanzierung muss über Gebühren und Verbesserungsbeiträge erfolgen, jedoch prüft die Gemeinde auch Fördermöglichkeiten. Der Grundwasserstand, der viele Jahre Sorgen bereitet hatte, hat sich glücklicherweise erholt. Dennoch muss über neue Grundwasserbrunnen nachgedacht werden. Vielversprechende Bohrungen sind vor allem im nördlichen Gemeindegebiet nötig.

Ein wichtiges Thema ist auch das neu eingeführte Parkraumkonzept. Wendrock betonte, dass das Parken mit Ausnahme des Rotter Ausees kostenlos bleibt, jedoch zeitlich begrenzt ist. Deswegen brauche jeder eine Parkscheibe. Die Überwachung hat der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland übernommen.

Das Gemeindeoberhaupt hat selbst schon ein Knöllchen bekommen, weil er vergessen hatte, die Parkscheibe einzustellen und sichtbar ins Auto zu legen. Hintergrund des Parkraumkonzepts sind die vielen Dauerparker, die Absteller von Werbeanhängern oder auch abgemeldete Pkw, die Parkmöglichkeiten blockieren. Schon etliche Bürger haben bei ihm vorgesprochen, und die Gemeinde bemüht sich um schnelle und praktische Lösungen.

Ein weiteres, dem Bürgermeister sehr wichtiges Projekt ist die Beteiligung der Jugend. Die Gemeinde startete im vergangenen Frühjahr eine Umfrage, deren Rücklauf erfreulich war: Ganze 40 Prozent der Fragebögen kamen zurück. Die Jugendlichen bewerteten die Freizeitangebote, die öffentlichen Verkehrsmittel und die Gemeinde selbst positiv. Der Beteiligungswunsch der Jugendlichen an „ihrer“ Gemeinde ist hoch.

Im Juni fand eine Jugendbürgerversammlung statt. Der größte Wunsch aller Beteiligten war ein Ort zur Begegnung sowie für Sportmöglichkeiten. Hierfür bot sich die ehemalige Skaterbahn an der Schule an, deren Planung derzeit läuft.

Zentrales Anliegen war natürlich der Sachstand zum Thema Sammelunterkunft für Geflüchtete, das die Gemeinde seit 2023 beschäftigt. Wendrock konzentrierte sich auf die neuesten Entwicklungen dieses Jahres. Ende 2024 erteilte das Landratsamt eine Baugenehmigung für 270 Flüchtlinge, die bis 2028 befristet sein soll. Im Januar 2025 beschloss der Gemeinderat, dagegen Klage einzulegen und einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz zu stellen. Dieser wurde vom Verwaltungsgericht München im Juni abgelehnt. Daraufhin reichte der Gemeinderat im Juni Rechtsmittel beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein. Im Juli zogen die ersten Flüchtlinge in die Halle ein. Ende Juli veranstaltete die Gemeinde eine Informationsveranstaltung mit dem Landrat.

Im September erzielte die Gemeinde einen juristischen Erfolg: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof gab der Klage recht und hob die Baugenehmigung des Landratsamtes auf. Das Landratsamt beabsichtigt, eine neue Baugenehmigung zu erteilen, was jedoch im Gemeinderat im Oktober erneut abgelehnt wurde.

Derzeit ist die Nutzung durch das Landratsamt aufgehoben, und ein weiterer rechtssicherer Bauantrag wird vorbereitet. Das Gemeindeoberhaupt ist sich sicher, dass die Geschichte noch lange nicht zu Ende ist und die Rotter sich weiter damit beschäftigen müssen. Die Entwicklung zeige, wie wichtig es ist, für die Belange der Gemeinde konstant sein Ziel zu verfolgen und nicht einzuknicken. Er wiederholte seine Forderungen: Das Landratsamt solle endgültig seine Pläne für das Eckfeld 10 einstellen und eine paritätische Verteilung der Flüchtlinge anhand der Einwohnerzahlen auf Landkreisebene umsetzen. Es könnten nicht nur einige Gemeinden einseitig belastet werden. Dafür gab es im Saal langen Applaus.

Ausblick auf das Jahr 2026
und Wortmeldungen

Der Bürgermeister blickte auch in das Jahr 2026. Neben der Ertüchtigung der Kläranlage sollen der Kiosk am Rotter Ausee saniert und erweitert sowie die Rottbrücke saniert werden. Der Rathausflügel muss energetisch ertüchtigt werden. Die Gemeinde plant weitere Fahrradständer und Fahrradstationen. Im neuen Jahr soll der P+R-Parkplatz am Bahnhof in der Innstraße eingerichtet und, wie bereits erwähnt, neue Trinkwasserbrunnen erkundet werden.

Nach einer Pause hatten die Zuhörer Zeit, Fragen zu stellen. Es gab nur wenige Wortmeldungen. Hartmut Bayer freute sich, dass der Bürgermeister auf die Nachbarschaftshilfe „Wir helfen“ aufmerksam gemacht hatte. Er stellte kurz die Arbeit der Nachbarschaftshilfe vor, wofür es ebenfalls viel Applaus für das ehrenamtliche Engagement gab.

Artikel 5 von 11