Eine Orgel mit Charakter

von Redaktion

25 Jahre Pemmer-Orgel in Aschau mit Festgottesdienst, Musik und Führung gewürdigt

Aschau – Berückend schön war es in der Aschauer Pfarrkirche zum 25-jährigen Jubiläum der Pemmer-Orgel. Nach dem Festgottesdienst, bei dem die „Missa brevis“ von Jakob de Haan, begleitet von Konrad Heimbeck, ehemaliger Kirchenmusiker von St. Nikolaus in Rosenheim, erklang, luden im Anschluss Kirchenmusikerin Christine Klinger und der Gast-Organist Heimbeck zur Orgelführung ein. Ein Angebot, das großen Anklang fand.

27 Register auf zwei Manualen und Pedal, ein Tremulant für beide Manualwerke, Normalkoppeln, eine mechanische Spiel- und Registertraktur – für den Laien waren diese Aufzählungen erst einmal „böhmische Dörfer.“ Doch die theoretischen und praktisch vorgeführten Erklärungen von Klinger und Heimbeck sorgten für Erhellung. Der Erbauer der Orgel, Josef Pemmer aus Purk (Österreich), ergänzte ebenfalls so manche Erläuterung.

Das alte Gehäuse – die Vorgängerbauten waren die Kölbl-Orgel (ab 1798/99) und die Siemann-Orgel (nach 1913) – wurde von der Firma Jakob Irrgang aus Weisham und Adele Pilhofer aus Hammer restauriert. Pemmer wurde gebeten, die Orgel als süddeutsche Barockorgel zu disponieren und zu intonieren, so Klinger. 461.106 Mark wurden für die neue Orgel aufgewendet.

1.610 Pfeifen sind in der Aschauer Orgel verbaut, die längste ist 5,28 Meter lang, 1.192 Pfeifen sind aus Metall, die restlichen 318 aus Eichen-, Nussbaum- und Fichtenholz. Die Tonhöhe bei Orgelregistern wird immer noch nach dem alten Längenmaß „Fuß“ angegeben. Maßgeblich dabei ist der Zusammenhang zwischen Pfeifenlänge (= Länge der schwingenden Luftsäule) und der erzeugten Tonhöhe: Je länger die Pfeife, desto tiefer der Ton, und umgekehrt.

Heimbeck spielte zum Beweis verschiedenste Orgeltöne vor, beim höchsten Ton konnte man nur ein Fiepen vernehmen. Zwei Manuale und ein Pedal macht drei Stimmen, so Heimbeck weiter. Mit den verschiedenen Registern könne man also viele Klangfarben erzeugen. Und weitaus mehr Fülle als mit einem kleinen Orgelpositiv, wie das, das vor dem Altarraum in Aschau steht. Beim kleinen Vorspiel – große Orgel (Heimbeck) versus kleine Orgel (Klinger) – gaben die beiden eine Sonatine von Leopold Mozart, ein Adagio von Georg Friedrich Händel und das Präludium aus dem „Te Deum“ von Marc Charpentier, besser bekannt als die Eurovisionshymne, zum Besten. Und dass die Orgeln auf Temperaturschwankungen empfindlich reagieren, konnte man – selbst mit ungeschultem Ohr – hören, steht die kleine Orgel doch tagsüber im vollen Sonnenlicht.

Heimbeck spielte abschließend noch auf der großen Orgel das Präludium und die Fuge in C-Dur von Bach. Pfarrer Paul Janßen hatte im Gottesdienst die Orgel die Stimme des Lobpreises bezeichnet. Organist Heimbeck hatte der Pemmer-Orgel Charakter bescheinigt. Wie auch immer, auf einen gemeinsamen Nenner konnten sich alle einigen. Nicht zu Unrecht nennt man die Orgel die Königin der Instrumente.

Elisabeth Kirchner

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