Bad Endorf – „Mittelschule – das ist nicht der Ort, an dem ‚der Rest‘ beschult wird. Jene, die es nicht aufs Gymnasium oder die Realschule ‚geschafft‘ haben. Mittelschule kann vielmehr ein Leuchtturm sein – fürs eigene Leben, aber auch für das der ganzen Gemeinde.“ Das ist die Überzeugung und zugleich der selbstgesetzte Anspruch von Florian Kubiak, dem neuen Rektor der Endorfer Grund- und Mittelschule, und seiner Konrektorin Andrea Fischer, die sich beide unlängst dem Gemeinderat vorstellten.
Alle Wege
stehen offen
Florian Kubiak weiß dabei, wovon er spricht: Denn seine berufliche Laufbahn begann selbst als Absolvent einer Mittelschule. Er ist für seine Schüler also das lebende Beispiel dafür, dass einem nach einer fundierten Mittelschulausbildung wirklich alle Wege offenstehen. Und für Kubiak hat eine Mittelschule sogar sehr eindeutige Vorteile gegenüber einem Bildungsweg, der nach der Grundschule direkt ans Gymnasium oder die Realschule führt: „Wir haben in unserer Schulform tatsächlich noch etwas mehr Zeit, um auf die einzelnen Schülerpersönlichkeiten einzugehen.“ Möglich sei dies nicht zuletzt deswegen, weil in der Mittelschule das Klassleiterprinzip gelte: Die Schüler haben eine feste Bezugsperson, mit der sie eigentlich an jedem Schultag mehrere Stunden zusammen verbringen.
Diese enge Beziehung der Lehrer zu ihren Schülern ist, sagt Florian Kubiak, eine wesentliche Voraussetzung für das, was eine Mittelschule im besten Fall leisten soll und auch leisten kann: „Den Schulalltag samt dahinterstehendem Bildungsauftrag wirklich von den Schülerinnen und Schülern und ihren Bedürfnissen aus zu sehen, auch von dem Rüstzeug her, das sie brauchen, um sich erfolgreich in einer Welt behaupten zu können, die sich immer schneller zu verändern scheint.“
Ein konkretes Beispiel für diesen „schülerorientierten Realitätsbezug“ ist der gesamte Bereich der Digitalisierung. Den Kindern den bewussten und selbstverantworteten Umgang mit allen Formen der digitalen Welt nahezubringen – für Florian Kubiak ist das auch an einer Mittelschule kein „Gimmick“, kein Spaßziel, das im Grunde am tatsächlichen realen Alltagsleben vorbeigeht. „Auch das Handwerk wird in vielen seiner Sparten in Zukunft immer mehr digitale Arbeitsschritte aufweisen. Man muss deshalb gezielt darauf vorbereiten.“
Ein zentrales Element dieser modernen Ausrichtung ist der geplante „XR Makerspace“ – ein innovativer Lern- und Experimentierort, an dem die Schüler künftig mit modernster Technik arbeiten können. Ausgestattet mit 3D-Druckern, Lasercuttern, VR-Brillen und Robotiksystemen soll er die Brücke zwischen kreativem Handwerk, digitaler Bildung und zukunftsorientiertem Lernen schlagen. Hier können Kinder und Jugendliche nicht nur digitale Werkzeuge kennenlernen, sondern sie aktiv nutzen, um eigene Ideen zu entwickeln, zu gestalten und umzusetzen.
„Unser Ziel ist es, junge Menschen stark zu machen für die Arbeitswelt von morgen“, betont Florian Kubiak. „Wer bei uns lernt, soll verstehen, wie Technik funktioniert – und vor allem, wie man sie sinnvoll und verantwortungsvoll einsetzen kann. Die KI bietet jede Menge Chancen, aber auch ebenso viele Gefahren. Desinformation wird brandgefährlich, wenn man sie nicht als solche erkennt, sondern das Gebotene allein deshalb schon als Faktum ansieht, weil es eben von einer KI-Plattform präsentiert wird.“
Denn Florian Kubiak ist beileibe keiner, der selbst ganz und gar der Faszination der digitalen Welt verfallen wäre und deshalb glaubt, die eigene Begeisterung an seine Schüler weitergeben zu müssen. Davor ist er schon durch die Erfahrungen gefeit, die er machte, als er ein Jahr lang in Afrika mithalf, eine Schule aufzubauen. „Seither weiß ich, mit wie wenig man auskommen kann, um Schulbildung zu verwirklichen: Technik ist schön, in unserer Gesellschaft zunehmend wichtig, aber sie allein reicht nicht aus, um Kinder aufs Leben vorzubereiten.“
Für Florian Kubiak bleiben deshalb die klassischen Bildungsziele – Lesen, Schreiben und Rechnen lernen – die Basis jeder Schulbildung. Ergänzt durch das, was man Lebens- oder Herzensbildung nennen könnte: den fairen und offenen Umgang mit dem jeweiligen Gegenüber. Entscheidend ist dabei vor allem eines für ihn und seine Konrektorin: Dass Schule definitiv kein Ort sein muss, den man nur mit Widerwillen, vielleicht sogar Angst besucht und später, im Rückblick, vor allem in unguter Erinnerung hat.
Ein Ort zum Wohlfühlen und Wachsen
„Wenn das so ist, dann ist etwas gewaltig schiefgelaufen“, so die Überzeugung von Florian Kubiak und Andrea Fischer. „Schule kann tatsächlich Spaß machen und – wenn es optimal läuft – alles in allem sogar als ein großes Abenteuer empfunden werden.“ Die Tatsache, dass die Bad Endorfer Mittelschulkinder schon im nächsten Jahr ein neues Schulgebäude beziehen werden können, werde dazu noch zusätzlich beitragen.
„Das neue Schulhaus ist hell, freundlich, einladend – es ist rundum ein Ort, an dem man sich wohlfühlen kann.“ Und Florian Kubiak sowie Andrea Fischer samt dem gesamten Lehrerkollegium wollen alles tun, damit dieses Potenzial auch voll und ganz ausgeschöpft werden kann. „Die Kinder sollen nicht nur stolz auf ihr Schulhaus sein, sondern auch ganz allgemein voller Stolz und Selbstbewusstsein sagen: Ich bin an der Grund- und Mittelschule Bad Endorf zur Schule gegangen.“