Christbaum-Trends: Von Bio bis Plastik

von Redaktion

Die Adventszeit hat begonnen und mit ihr auch der Christbaumverkauf. Doch Baum ist nicht gleich Baum. Vom konventionell gezogenen Importprodukt über regionale Biotanne bis hin zum Plastikbäumchen ist alles erhältlich.

Schechen/Rott – Der Duft von Tannennadeln, glänzende Kugeln und das warme Gefühl von Nostalgie – ein bunt geschmückter Christbaum bringt nicht nur Kinderaugen zum Strahlen. Das Aufstellen eines Weihnachtsbaums ist für viele eine unverzichtbare Tradition. Doch wie bei anderen Produkten auch gibt es bei Christbäumen Unterschiede in Bezug auf Herkunft, Qualität und Nachhaltigkeit.

„Bio“– gewachsen
in Schechen

Als Saisonprodukt ist die Nutzungsdauer vergleichsweise kurz. Manche stellen den Baum traditionell erst an Heiligabend auf, bei anderen wird er bereits am ersten Adventswochenende geschmückt oder noch früher. Spätestens am 6. Januar hat dann sein letztes Stündlein geschlagen und die Weihnachtsdeko sowie der Baum verschwinden wieder aus dem Alltag.

Bis der Nadelbaum aber als Christbaum in die Stube einzieht, vergehen mehrere Jahre, in denen der Baum gedüngt, zurückgeschnitten und gepflegt werden muss. In der Baumschule Weiß in Wurzach bei Schechen werden auf rund 150 Hektar biozertifizierte Christbäume angebaut. „Wir verzichten auf chemische Pflanzenschutzmittel und verwenden ausschließlich naturbasierte Öle zur Schädlingsbekämpfung“, erklärt Ingrid Weiß, Ansprechpartnerin in allen Christbaum-Fragen.

Zertifizierungen
absolviert

1966 stieg die Familie, die bis dato primär von der Landwirtschaft lebte, aufgrund der Verkleinerung des heimischen Forstbetriebs in das Christbaumgeschäft ein. Was als kleiner Christbaumverkauf an der Nikolaikirche in Rosenheim anfing, hat sich zu einer der größten Gartenbaufirmen mit Baumschule und Christbaumverkauf in der Region entwickelt. 2018 erhielten die Christbäume das Zertifikat „geprüfte Qualität aus Bayern“, 2021 kam das EU-Bio-Zertifikat hinzu, erklärt die zweite Schwester Birgit Weiß, die ebenfalls in dem Familienunternehmen tätig ist. Dafür musste das Unternehmen über drei Jahre Auflagen erfüllen.

Den beiden Schwestern sei es wichtig, die Verbraucher für das Thema nachhaltige Christbäume zu sensibilisieren. Denn auch wenn der Baum nur kurze Zeit als Christbaum genutzt wird, leiste die Biotanne davor einen wichtigen Beitrag für das Klima und die Artenvielfalt. „Gefühlt werden Plastikbäume immer beliebter, weil die Leute denken, es sei nachhaltiger“, sagt Birgit Weiß. „Plastik ist jedoch nie nachhaltig. Es ist nicht biologisch abbaubar und gelangt als Mikroplastik in die Umwelt“, fügt ihre Schwester Ingrid Weiß hinzu.

Als etwa drei Jahre alte Setzlinge kommen die Bäume aus Norddeutschland nach Schechen. „Bis ein Baum Zimmerhöhe erreicht hat, vergehen etwa 15 Jahre“, erklärt Ingrid Weiß. Da keine künstlichen Pflanzenschutzmittel verwendet werden, dürfen die Bäume nicht zu eng aneinander gepflanzt werden. Dieses Jahr habe Ingrid Weiß gänzlich auf die Verwendung von (biologischen) Pflanzenschutzmitteln verzichten können, da sich auf den Christbaumplantagen ausreichend Nutztiere angesiedelt hatten. Durch Rehe verbissene oder anders ungeeignete Bäume werden zu Hackschnitzeln verarbeitet, die nährstoffreichen Nadeln werden ausgesiebt, kompostiert und als natürlicher Dünger verwendet.

Ob ein Baum ohne künstliche Pflanzenschutzmittel gewachsen ist, können Verbraucher einfach erkennen. Denn, so Ingrid Weiß, Bio-Bäume sind in der Regel nicht so buschig, hätten schmalere Äste und einen dünneren Stamm als behandelte Bäume.

Wenige Kilometer weiter in Rott läuft auch bei der Baumschule Ganslmaier der Christbaumverkauf auf Hochtouren. Wie Georg Ganslmaier erklärt, pflanzt er seine Bäume nicht selbst, sondern bezieht sie von insgesamt fünf Lieferanten aus Bayern und Baden-Württemberg. „Wir beziehen unsere Bäume ausschließlich von kleineren Unternehmen, die wir alle persönlich kennen“, sagt Ganslmaier auf Nachfrage des OVB. Im Sommer fahre er alle Lieferanten persönlich ab, um die Bestellungen für die Weihnachtszeit zu machen.

Früher hätten sie auch mit Importbäumen aus Dänemark gearbeitet. „Die Kunden wollen das aber nicht mehr und bevorzugen regionale Produkte“, so Ganslmaier. Seit 40 Jahren betreibe die Baumschule nun den Christbaumverkauf. In den vergangenen Jahren habe bei den Kunden ein Umdenken stattgefunden. „Sie kaufen bewusster ein.“

Bei den Bäumen setzt Ganslmaier auf die konventionelle Aufzucht. „Wir sind damit transparent. Unsere Bäume sind behandelt.“ Zwar hätte er in den vergangenen Jahren auch ein geringes Sortiment an Bio-Bäumen angeboten. Da das Interesse bei seinen Kunden jedoch so gering sei, verzichte er inzwischen darauf und empfehle dann lieber Kollegen.

Aber auch Bäume aus Kunststoff werden aufgrund ihrer Langlebigkeit immer beliebter. Zudem müssen sie nicht gegossen werden, nadeln nicht und sind allergiefreundlich. In den Obi-Baumärkten in der Region erhalten Kunden daher beides.

Die Nachfrage nach echten Weihnachtsbäumen sei aber nach wie vor stabil. „Jedoch beobachten wir bei künstlichen Weihnachtsbäumen durchaus eine wachsende Beliebtheit“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage des OVB mit. „Vor allem die Feuerresistenz aufgrund der ISO-Norm kann für manche Familien ein wichtiges Argument bei der Wahl der Baumart sein.“

Plastikbaum
im Kommen?

Aktuell umfasse das Sortiment künstliche Weihnachtsbäume von 45 bis 305 Zentimeter Größe, mit jeweils unterschiedlicher Ausstattung (unbeleuchtet, beleuchtet, beschneit). Angeboten werden Varianten mit weichen oder harten Nadeln aus unterschiedlichen Materialien. Außerdem biete OBI seit diesem Jahr erstmals für den Außeneinsatz geeignete Kunstbäume an. Diese seien rostfrei, UV-beständig und farbecht.

In den Märkten und online verkaufe OBI gesägte Nordmanntannen, die mit dem Naturbaumsiegel ausgezeichnet seien. Woher die Bäume stammen, variiere nach Standort. „Je nach Markt stammen die Bäume teilweise direkt aus der Region“, so die Sprecherin weiter. Woher die übrigen Bäumen stammen, dazu macht das Unternehmen keine Angaben.

Wie viel kosten die
Christbäume heuer?

Wie steht es um den Preis? Je nach Kategorie kostet ein konventionell gezogener Christbaum bei der Baumschule Ganslmaier zwischen 16 und 26 Euro pro Meter. Die Bio-Bäume von der Baumschule Weiß schlagen mit 25 Euro pro Meter zu Buche. OBI verlangt je nach Größe zwischen 20 Euro (125 bis 150 cm) und 48 Euro (200 bis 250 Zentimetern). Die Preisspanne bei künstlichen Bäumen reicht je nach Optik und Größe von 20 Euro bis rund 200 Euro.

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