Flintsbach – In der bis auf den letzten Platz gefüllten „Alten Post“ in Fischbach war es ein kurzweiliger und anschaulich bebilderter Abend, an dem Bürgermeister Stefan Lederwascher (CSU) den Bürgern einen umfassenden Blick auf das zurückliegende Jahr und die wirtschaftliche Lage der Gemeinde bot.
Er erklärte, die Gemeinde könne trotz wachsender finanzieller Belastungen auf eine breite und verlässliche Einnahmenbasis bauen. Besonders die steigenden Einkommensteueranteile wertete er als Ausdruck einer robusten lokalen Wirtschaft, denn sie zeigten, dass viele Einwohner in sicheren Beschäftigungsverhältnissen stünden und Flintsbach als Wohn- und Arbeitsort attraktiv bleibe.
Demografische
Risiken
Gleichzeitig verwies er auf Risiken: Mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge werde die Lohn- und Steuerkraft mittelfristig nachlassen.
Auch bei der Gewerbesteuer sieht der Bürgermeister die Gemeinde gut aufgestellt. Selbst nach einem außergewöhnlich hohen Aufkommen im Jahr 2024 bewege sich der für 2025 erwartete Wert deutlich über den früheren Vergleichsjahren – ein Hinweis auf die Belastbarkeit des örtlichen Mittelstands.
Eine immer größere Herausforderung für die Kommunen sei die Kreisumlage, so Lederwascher. Sollte der Hebesatz der Kreisumlage bei 48,50 Prozent gleich bleiben, so bedeutet das für die Gemeinde Flintsbach eine tatsächliche Mehrbelastung in Höhe von circa 330.000 Euro für das kommende Jahr. Da der Landkreis Rosenheim wegen gestiegener Kosten seine zahlreichen Aufgaben erfüllen muss, ist mit einer weiteren Erhöhung zu rechnen, so Lederwascher. Die Kreisumlage bilde die zentrale eigene Einnahmequelle des Landkreises, während die Gemeinden als letztes Glied der kommunalen Familie einen wachsenden Teil der finanziellen Lasten zu tragen hätten.
Der Haushalt sei vorsichtig, aber solide geplant, und für 2025 sei erneut eine positive Zuführung zum Vermögenshaushalt zu erwarten. Den prognostizierten Anstieg der Schulden, so führte er aus, müsse man vor dem Hintergrund notwendiger Investitionen betrachten. Flintsbach liege trotz der höheren Kreditaufnahme weiterhin klar unter dem durchschnittlichen Verschuldungsniveau vergleichbarer bayerischer Kommunen. Kreditfinanzierte Maßnahmen seien angesichts dringender Infrastrukturaufgaben ein angemessenes und verantwortbares Instrument. Lederwascher ging zudem auf die Bevölkerungsstruktur ein. Zwar wachse der Anteil älterer Menschen, doch verfüge Flintsbach über eine ungewöhnlich starke erwerbstätige Mitte – ein wichtiger Faktor für die künftige Einnahmestabilität.
Der Bürgermeister blickte ausführlich auf das Jahr 2025 zurück, das in Flintsbach von zahlreichen Projekten und kulturellen Ereignissen geprägt war. Im Frühjahr standen die Planungen für den Teilabriss und anschließenden Neubau des Gemeindehauses am Oberfeldweg im Fokus. Gleichzeitig wurde in Tiefenbach eine modern gestaltete Ortsinfotafel eingeweiht.
Das kulturelle Leben spiegelte sich besonders im Jubiläum des Flintsbacher Volkstheaters wider, das sein 350-jähriges Bestehen mit einem großen Festabend und einer viel beachteten Zeitreise-Inszenierung feierte. Auch in der Dorfgemeinschaft wurde gefeiert: Beim Maibaumaufstellen herrschte traditionell reger Zulauf.
Zudem informierte die Gemeinde über die bundesweit neu eingeführte digitale Lichtbilderfassung für Ausweisdokumente, die ab dem Sommer auch im Flintsbacher Bürgerbüro verfügbar war. Im Gebiet „An der Aribonenstraße“ wurden mehrere Baugrundstücke ausgewiesen, die im Rahmen des Modells „Bauland für Einheimische“ vergeben werden sollen. Das Jahr war außerdem geprägt vom 200-jährigen Jubiläum der Spedition Dettendorfer, die Lederwascher wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihrer Rolle als Arbeitgeber hervorhob.
Im weiteren Jahresverlauf prägten umfangreiche Straßenbauarbeiten das Ortsbild. Die Sanierung der Alpenstraße begann im September unter Vollsperrung für den Durchgangsverkehr, wobei die Gemeinde versuchte, Anliegern möglichst viel Bewegungsfreiheit zu erhalten.
Für Freude sorgte die Nachricht, dass der Freistaat 468.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds für die Sicherung der Burgruine Falkenstein zugesagt hat – ein wichtiger Beitrag zum Erhalt des Wahrzeichens.
Musikalisch zeigte sich Flintsbach lebendig, etwa bei der Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg, die Ensembles aus Bayern, Tirol und Südtirol anzog.
Kommunikation mit
der Bahn schwierig
Nicht alle Entwicklungen waren erfreulich. Lederwascher zeigte Fotos von Graffiti-Schmierereien und wilden Müllablagerungen, deren Beseitigung für die Gemeinde jedes Jahr mit hohem Personal- und Sachaufwand verbunden sei. Zur Bahnplanung äußerte er sich zurückhaltend: Für das von der Deutschen Bahn vorgesehene dritte Gleis im Bereich Fischbach gebe es ebenso wenig Fortschritte wie beim Brenner-Nordzulauf. Die Kommunikation des Unternehmens sei weiterhin eingeschränkt, weshalb viele Fragen ungeklärt blieben.
Flintsbach könne trotz mancher Belastungen zuversichtlich in die Zukunft blicken, fasste Lederwascher zusammen. Die Gemeinde sei wirtschaftlich solide aufgestellt, die Herausforderungen seien bewältigbar, und die Entwicklung des Ortes bleibe spürbar positiv.