Riedering – Seit zehn Jahren bietet der Pfarrverband Riedering von Oktober bis Juli einmal im Monat einen etwas anderen Gottesdienst am Sonntagabend an. „Am 14. Dezember sind es genau zehn Jahre, dass wir die Wort-Schätze feiern, und es war damals nicht zu erwarten, dass diese Form zehn Jahre überlebt“, sagt Gemeindereferent Tobias Gaiser.
Aus spontaner
Idee geboren
Die Idee sei Ostern 2015 in Assisi bei einem Glas Wein am Abend auf der Piazza del Comune entstanden. Gemeinsam mit zwei Ehrenamtlichen aus dem Pfarrverband sei der Gedanke aufgekommen, ob es nicht vielleicht einen Gottesdienst brauche, der anders sei als der klassische Sonntagsgottesdienst, der ab und zu, eventuell einmal im Monat, eine andere spirituelle Form anbiete.
Weihbischof Wolfgang Bischof sei damals über diese Idee und das Konzept informiert worden. Gaiser erinnert sich noch heute, dass Weihbischof Bischof damals sagte: „Probiert es aus, ob das funktioniert und Menschen anspricht – ich steh da dahinter.“ Im Advent 2015 fand dann zum ersten Mal ein Wort-Schätze-Gottesdienst statt. Nun wird das zehnjährige Jubiläum gefeiert. Die Wort-Schätze-Gottesdienste seien jedes Mal anders. Mal herrsche eine stille und meditative Atmosphäre und so manches Mal werde auch herzlich gelacht, betont Gaiser.
Es wird viel gesungen, der Organist am E-Piano sitzt dabei auch im Altarraum nahe bei den Teilnehmern. Los geht es immer am Kirchenportal der Riederinger Pfarrkirche, der Verkündigungsteil mit allen Lesungen findet dann gemeinsam im Altarraum statt.
„Meine Predigt ist etwas freier, historisch-kritischer in Bezug auf den Bibeltext, oftmals auch tiefenpsychologisch gedeutet – und vielleicht manchmal auch gesellschaftskritischer“, so Gaiser. Der Inhalt der Lesungen finde einen besonderen Bezug zu den Gottesdienstteilnehmern, sei es in einer Meditation, einem Lied oder einer Erzählung, die zum Schmunzeln anregt. Und es gebe ein besonderes symbolisches Element, sagt Gaiser. So werden oftmals die Fürbitten frei von den Teilnehmenden formuliert, und die Fürbitte „nach oben“ werde dabei symbolisch dargestellt durch das Weihrauchkorn, das auf die Kohle gelegt wird. Es kann aber auch mal vorkommen, dass sich die Teilnehmer im Rahmen der Predigt selbst über ihre Gedanken und Erfahrungen zu einer Bibelstelle austauschen.
Gaiser erinnert sich noch an einen Gottesdienst, das Evangelium verkündete von der Steinigung der Sünderin. Alle Teilnehmer bekamen dann einen Stein in die Hand und sollten reflektieren, wann man selbst kurz davor stand, jemanden zu „steinigen“ oder wann man sich selbst von einem Stein getroffen fühlte. Oftmals werde auch der ganze Kirchenraum für Bewegung genutzt, sagt Gaiser. Dann wandern die Teilnehmer, ein Taize-Lied singend, durch den Kirchenraum, vollziehen somit einen Perspektivenwechsel. Beim Fest Taufe des Herrn im Januar wird auch immer eine Tauferneuerung vollzogen.
Fester Kern
von Teilnehmern
Gaiser freut sich, dass sich mittlerweile ein fester Kern und ein lockerer Kreis an Gottesdienstgemeinde gebildet habe. Rund die Hälfte komme sogar von außerhalb. Am Sonntag, 14. Dezember, feiern sie zehn Jahre Wort-Schätze. Wer dabei sein möchte: Der Gottesdienst beginnt um 19 Uhr und danach wird im Pfarrheim noch etwas gefeiert.