Prutting – Bayerische Lebensfreude, lange verstecktes Theatertalent und italienisches Temperament trafen bei der Theaterpremiere der Theatergemeinschaft von Prutting im voll besetzten Dorfstadel zusammen. So ergaben sich beim Dreiakter „Venezianische Affäre“ von Christa Bitzer nach einer bayerischen Bearbeitung von Siegfried Rupert und nach örtlicher Szenenbearbeitung durch Olivia Glonner zwei Stunden kurzweiliger Theaterunterhaltung, gepaart mit heiteren Gesangs- und Tanzeinlagen der Bühnenakteure.
Bereits lange, bevor sich der Bühnenvorhang öffnete und Benedikta Hannibal als Vorsitzende der Theatergemeinschaft zahlreiche Ehrengäste und Förderer willkommen heißen konnte, wurden die Besucher im Dorfstadel bewirtet und auf das kommende Geschehen eingestimmt. Eine großzügige, mit einem mobilen Skelett ausgestattete Bühnen-Arztpraxis bot Raum für viele Stamm- und Erstgäste.
Deren Anliegen landeten in erster Linie beim Sprechstundenhilfe-Duo Hilde Hurtig (Martina Strobl) und Traudl (Stephanie Schauer), der Tochter des anfangs ganz und gar unfreundlichen Dr. Hubertus (Werner Strobl). Um die Launen des Arztes zu verbessern, kamen die Bürodamen auf die Idee, an eine längst vergangene Affäre ihres vermeintlich untreuen Chefs in Venedig zu erinnern. Ganz und gar passte dies in die Sehnsüchte von Traudl. Sie wünschte sich, dass ihr Vater mit ihrer Liebschaft Enrico (Florian Schauer) einverstanden ist. Wie ihnen dies letztlich gelang und was sich zwischendurch in der Arztpraxis abspielte, sorgte beim Publikum für viele Lacher.
Abwechslungsreiche und überraschende Beiträge hierzu lieferten der neue Pruttinger Schullehrer und Studienrat Axel Schweiss (Jakob Schnitzlbaumer), die rollatornutzende, neugierige Dorfratschn Gerda (Renate Fischer), Mama Monika mit ihrem stotternden Bubi Hans-Peter (Barbara Franke und Samuel Mayer), der wärmeflaschentragende Patient Ferdinand (Thomas Mayer), die horoskopabhängige Martha (Brigitte Aiblinger), der arbeitsscheue Kurti (Andreas Moser) sowie der Onkel Pauli (Hubert Fischer), der zur Steigerung seines Selbstbewusstseins nach ärztlicher Empfehlung daheim auf den Tisch haute – allerdings nur, als seine Frau nicht zu Hause war.
Damit das Theater und ganz besonders die Premiere gelingen konnte, bedurfte es vieler weiterer Kräfte auf, unter und hinter der Bühne. Dazu zählten Georg Plankl senior als musikalischer Begleiter, Souffleuse Sabine Müller und ein ganzes Team für Maske, Frisuren, Kostüme, Bühnenbau und Bühnenmalerei.
Zum Abschluss der Premiere gab es nicht nur viel Lob, sondern auch Blumen für die Spielleiterin Olivia Glonner. Sie sorgte bei ihrem Debüt für viele Lacher und für eine überaus gute Stimmung im Dorfstadl.
Anton Hötzelsperger