Mangfalltal/Großkarolinenfeld – Es ist für viele Menschen eine Horrorvorstellung: Sie kommen nach Hause und finden die Wohnung durchwühlt, teilweise gar verwüstet vor, weil sich während ihrer Abwesenheit Einbrecher Zutritt zu den Räumlichkeiten verschafft haben. Dabei ist es noch nicht einmal so sehr der entstandene Schaden, der die Opfer in der Regel am meisten belastet. Sondern das Wissen, dass Unbekannte in die eigene Privatsphäre eingedrungen sind und somit oftmals ein anhaltendes Gefühl der Unsicherheit heraufbeschworen haben.
Gewerbeobjekte statt
Wohnungen im Visier
Um das zu verhindern, hat die Bad Aiblinger Polizei mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei (BePo) in München jetzt versucht, potenziellen Einbrechern mit einem sogenannten Konzepteinsatz das Leben schwer zu machen. „Letztlich geht es darum, potenzielle Täter abzuschrecken und zudem den Menschen in der Region zu zeigen, dass wir für die Sicherheit sorgen“, erklärt Oberkommissarin Sandra Weber (38), deren Bilanz des Konzepteinsatzes unter dem Titel „Wohnungseinbruch-Dämmerungsdiebstahl“ (WED) rundum positiv ausfällt: „Es war ein voller Erfolg.“
Ein Blick in die Einbruchstatistik der vergangenen Jahre im Dienstbereich der Polizeiinspektion Bad Aibling, die die Kommunen Bad Aibling, Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham, Großkarolinenfeld, Kolbermoor und Tuntenhausen umfasst, offenbart ein divergentes Bild: Während die Anzahl an Wohnungseinbrüchen seit 2022 deutlich zurückgegangen ist, haben die Ermittler im Bereich der Einbruchskriminalität in gewerbliche Räumlichkeiten einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen.
Die nackten Zahlen: Hatte die Polizei in den Jahren 2022 und 2023 noch 13 beziehungsweise 16 Einbrüche in Wohnungen oder Wohnhäusern im Mangfalltal zu verzeichnen, waren es 2024 nur acht, im laufenden Jahr 2025 bislang sieben. Bei Gewerbeobjekten waren es 2022 und im folgenden Jahr 15 beziehungsweise 14 Einbrüche, 2024 schnellte die Anzahl dann auf 30 Taten hoch. Im laufenden Jahr haben die Ermittler bislang 19 derartige Fälle registriert, jüngst beispielsweise Einbrüche in Tierarztpraxen in Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham (wir berichteten). Wobei vor allem die dunkle Jahreszeit den Ganoven einen natürlichen Schutz bietet. Weshalb die Bad Aiblinger Polizei sowie die Bereitschaftspolizei ihren Schwerpunkteinsatz zum Thema Einbruch ebenfalls auf mehrere Tage Mitte November sowie Mitte Dezember legten.
Die Vorbereitungen laufen aber bereits deutlich länger, wie Oberkommissarin Weber verrät: „Da steckt ganz viel Vorarbeit drin“, sagt die 38-Jährige. So müsse genau überlegt werden, wo eine Kontrollstelle sinnvoll sei und wie die Einsatzkräfte dort bestens geschützt werden könnten.
Passende Örtlichkeiten waren letztlich aber schnell gefunden, wie die 38-Jährige erklärt: „Wir haben gemerkt, dass entlang der Staatsstraßen 2078 und 2089 die meisten Einbrüche passieren“, so Weber. Denn dort seien für die Einbrecher „sehr gute Zufahrtswege und Fluchtmöglichkeiten“ vorhanden. Weshalb das WED-Team primär dort Stellung bezogen hatte.
Die Kontrollen selbst liefen dann alle nach demselben Muster ab: Durch einen sogenannten Verkehrstrichter wurde der Verkehr zunächst verlangsamt, währenddessen Einsatzkräfte die langsam vorbeifahrenden Fahrzeuge und deren Insassen in Augenschein nahmen. Wer letztlich zu einer genaueren Kontrolle herausgewunken wird, hängt laut Weber von verschiedenen Faktoren ab. „Das sind keine einzelnen Punkte, sondern eher ein Zusammenspiel mehrerer“, sagt die erfahrene Polizistin. So spiele natürlich das Fahrzeug und dessen Herkunft eine Rolle, aber auch das Verhalten des Fahrers. Und: „Auch die Erfahrung der Polizisten und das damit verbundene Bauchgefühl sind extrem wichtig.“
Wird ein Fahrzeug und dessen Insassen einer ausführlicheren Kontrolle unterzogen, wird laut Weber ebenfalls auf diverse Dinge geachtet. So seien beispielsweise mehrere Paar Schuhe im Fahrzeug auffällig, da diese darauf hindeuten könnten, dass der Besitzer irgendwo keine Spuren hinterlassen will. Auch auf die Plausibilität von Erklärungen werde geachtet. Weber: „Wenn uns ein Auswärtiger erzählt, dass er auf dem Weg in den Urlaub ist, aber kein Gepäck dabei hat, ist das natürlich schon auffällig.“
„Natürlich sucht man in gewisser Weise schon die Nadel im Heuhaufen“, ist sich die Oberkommissarin bewusst, die aber dennoch findet: „Nicht zu kontrollieren ist keine Alternative.“ Zumal die Einsatzkräfte während der Kontrolltage nicht nur einige Alkohol- und Drogensünder erwischten, sondern auch bei einem Einbrecher die Handschellen klickten. „Gleich zu Beginn des Konzepteinsatzes ist es in Rosenheim zu einem Einbruch gekommen. Da der Zug der Bereitschaftspolizei ja vor Ort war, wurden die dann auch angefordert“, verrät Weber. „Der Tatort konnte dann umstellt, der Täter festgenommen werden. Das war ein Riesenerfolg.“
Sicherheitsgefühl
soll erhöht werden
Und es ist nicht nur diese Festnahme, die diesen Konzepteinsatz laut Weber so erfolgreich gemacht hat. Schließlich gehe es auch darum, durch derartige Situationen „potenzielle Täter abzuschrecken und das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen“. Daher fällt die Bilanz der 38-Jährigen auch eindeutig aus: „Wir haben nicht nur einen Täter festgenommen, sondern für mehr Sicherheit gesorgt und Präventionsarbeit betrieben.“
Denn ein wichtiger Punkt, den die Polizei damit erreichen wolle, sei, die Bevölkerung für die Gefahren und einen möglichen präventiven Schutz zu sensibilisieren. Ihr selbst ist es dabei besonders wichtig, dass die Bürger die Scheu davor verlieren, sich an die Ordnungshüter zu wenden. Weber stellt daher klar: „Wenn jemandem in seinem Wohngebiet etwas komisch vorkommt oder dort Personen unterwegs sind, die sich seltsam verhalten, dann sollen die Menschen zum Hörer greifen und uns anrufen“, so die Oberkommissarin. „Denn lieber rufen uns die Bürger einmal zu viel als einmal zu wenig an.“