Nußdorf – Wenn draußen der Frost an den Fenstern kratzt und in den Häusern Plätzchenduft die Luft erfüllt, verwandelt sich eine alte Schreinerwerkstatt in Nußdorf in eine Bühne für dampfende Träume auf Schienen. Dort, in der Werkstatt von Peter Moser an der Dorfstraße 10, erweckt der Eisenbahnclub Rosenheim auch in diesem Jahr seine imposante Spur-1-Modulanlage zum Leben – eine liebevoll gestaltete Miniaturwelt, die Jung und Alt gleichermaßen in ihren Bann zieht.
Kaum haben sich die Türen geöffnet, beginnt es zu rattern, schnaufen, zischen und pfeifen. Zischend keucht eine Dampflok durch den filigran modellierten Bahnhof, während ein Waggonzug klackernd über die präzise verlegten Gleise gleitet. Mit Maßstab 1:32 und einer Ausdehnung von stolzen 14 mal fünf Metern ist die Anlage alles andere als klein – und doch ist es die Liebe zum winzigen Detail, die staunen lässt. Handbemalte Häuser, filigrane Laternen, Bäume mit Schneehaube und winzige Figuren, die ihrem Tagwerk nachgehen, erzählen von einer Welt, in der die Zeit stillzustehen scheint.
Mit ihren rund 70 Zentimetern Länge wirkt die Spur 1-Güterzuglok 050 wie ein kleines Kraftpaket aus Stahl – groß genug, um auf einem Tisch fast die Präsenz einer echten Lok im Miniaturformat zu entfalten. Wie einer der Modelleisenbahn-Enthusiasten sagte, sei es gerade die beeindruckende Größe und Detailtreue der Spur 1-Modelle, die ihm das Gefühl gebe, ein Stück echte Eisenbahn im Miniaturformat vor sich zu haben. Echte Dampfloks sind in den 1970er-Jahren von der Bildfläche verschwunden, und so verstehen sich die Modellbahner heute auch als Bewahrer einer Technik, die seit ihrer Erfindung die Welt nachhaltig geprägt hat.
Die Modellbahnlandschaft lebt von der Hingabe ihrer Schöpfer. Mitglieder des Eisenbahnclubs Rosenheim haben mit Geduld und technischem Können eine Szenerie erschaffen, die mit jeder Lokomotive ein Stück Eisenbahnromantik transportiert – nicht laut und spektakulär, sondern leise, detailreich und voller Atmosphäre. Besonders Kinder geraten ins Staunen, wenn sich eine Lok schnaufend in Bewegung setzt, die Signale aufleuchten und der Dampf in sanften Schwaden aufsteigt. Doch auch Erwachsene verweilen – vielleicht ein wenig versunken in Erinnerungen an die eigene Kindheit.
Wer diese zauberhafte Welt erleben möchte, sollte sich die Fahrtage notieren: am Montag, 29. Dezember, sowie an Neujahr (Donnerstag, 1. Januar 2026) und am Samstag, 3. Januar bieten sich Gelegenheiten zu Besichtigung. Den stimmungsvollen Abschluss bildet traditionell der Dreikönigstag, 6. Januar – geöffnet ist jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, und die engagierten Clubmitglieder stehen gerne für Fragen bereit.
Auch die „klassischen“ H0 Freunde mit der Spurgröße 1:87 kommen nicht zu kurz: Eine bezaubernde Modellbahnanlage entführt die Betrachter in eine winterliche Landschaft, durch die dampfende Modellbahnen ihre Runden ziehen.
Am ersten Ausstellungstag konnten die Modellbahnfreunde des Eisenbahnclubs Rosenheim mehrere Hundert Besucher begrüßen. Für alle, die zwischen den Jahren einen Ausflug ins Kleine mit großer Wirkung suchen, ist Nußdorf eine Reise wert – wenigstens bis zum nächsten Pfiff und der Abfahrbefehl des Fahrdienstleiters lautet: „Alles einsteigen – Türen schließen! Nächster Halt: Traumland.“ stv