Riedering – Ob es schneit, regnet oder die Sonne scheint: Stephan Zeh bekommt das alles in seinem Studio nicht mit. Kein Tageslicht dringt dort ein, so kann er sich ganz auf das Produzieren von Musik konzentrieren. Ungestört und für Musiker, die bei ihm zu Gast sind, auch ganz privat. Denn das ist ihm wichtig bei seiner Arbeit: dass sich die Künstler bei ihm rundum wohlfühlen.
„Die Musik, an der ich arbeite, ist sehr bunt gefächert“, fasst es Stephan Zeh zusammen. Ob Schlager, Rock oder Pop: Der Musikproduzent kann sich für jedes Genre begeistern. „Ich versuche immer, das Projekt, an dem ich gerade arbeite, so gut es geht mit Haut und Haar zu spüren“, sagt Zeh. Dabei stelle er seine eigenen Befindlichkeiten hinten an. Dadurch mache er seine Projekte nie oberflächlich, stattdessen sollen immer Seele und Tiefe im Spiel sein.
Tonmeister und
Musikproduzent
Stephan Zeh ist Tonmeister und Musikproduzent. Manche Lieder produziere er komplett, mal nehme er sie nur auf und andere stimme er ab, mache also die finale Mischung. „Mit das Schönste sind aber die Songs, bei denen ich alles einspiele und als Produzent die künstlerische Verantwortung trage“, erklärt er. Ein umfangreiches Geschäftsmodell.
Genauso umfangreich wie die Musikinstrumente, die Zeh spielen kann. „Ich bin Multiinstrumentalist, aber würde mich nicht mit jedem Instrument auf eine Bühne stellen“, sagt er. Trotzdem sind seine Fähigkeiten im Studio nützlich. Ob Klavier, Keyboard oder Orgel: Tasteninstrumente kann er. Außerdem spiele er auch Schlagzeug, ein bisschen Gitarre und ein bisschen Bass. So hat er dieses Jahr an rund 170 Songs mitgearbeitet. „Das ist schon brutal, wenn man bedenkt, dass manche Songs bis zu drei oder vier Tage lang brauchen“, sagt der 48-Jährige. Seinen Job beschreibt er dabei als einen 24-Stunden-Beruf. Mittlerweile habe er sich ein großes Netzwerk aufgebaut, wodurch er viele Aufträge bekomme. „Und wenn zum Beispiel ein Peter Maffay an einem Sonntag um 19 Uhr anruft: ‚Stephan, wir brauchen unbedingt noch was‘, dann mache ich das natürlich gerne“, sagt Zeh. Zeit für Urlaub blieb ihm dadurch dieses Jahr nicht. Denn neben dem Produzieren tritt er auch auf Bühnen auf – etwa immer wieder in Österreich zusammen mit Chris Steger oder mit Nino de Angelo auf Deutschland-Tournee. „Da ist man immer viel unterwegs, aber das ist auch eine Art Urlaub“, sagt Zeh.
Damit konnte er sich seinen ursprünglichen Traum verwirklichen. Seine „Musik-Reise“ begann, wie bei vielen, mit einer Kinderband und dem Wunsch, Rockstar zu werden. „Meine Freunde und ich waren damals von einer Gruppe inspiriert, die auf einem Schulfest gespielt hatte“, sagt Stephan Zeh. Das wollten sie auch machen, also gründeten sie eine Band. Zeh sei nach Hause gegangen und habe sich ein Keyboard gewünscht. Seine Freunde wollten eine Gitarre, einen Bass und ein Schlagzeug. „Dann haben wir als Kinder angefangen und hatten einen Proberaum“, sagt Zeh.
Am Ende war der 48-Jährige der Einzige, der die Musik zum Beruf gemacht hat. Nur wechselte er die Seiten: Vom Musiker wurde er zum Produzenten. Das bahnte sich bereits in der Kinderband-Zeit an, denn im Proberaum gab es das erste Mischpult. „Ich war derjenige, der in diesen Bereich am meisten Zeit investiert hat“, sagt Zeh. So entdeckte er seine Leidenschaft für die Musikproduktion und Tontechnik. Nach dem Abi machte er es zum Beruf. Erst Praktikant und Assistent in großen Musikstudios – seit 2005 hat er sein eigenes Studio in Riedering, „die:mischbatterie“.
„Mein Studio ist ein geschützter Raum, eine Art Safe House für den Künstler“, erzählt Stephan Zeh. Kein Tageslicht und keine Ablenkung. Laut Zeh können die Künstler in seinem Studio vollkommen sie selbst sein. Gleichzeitig können sich die Gäste und er selbst so auf die Musik konzentrieren. Das Studio ist direkt bei ihm zu Hause, und so entstanden über die Jahre auch private Momente zwischen Zeh, seiner Familie und den Künstlern. Ob mit Helene Fischer, Cassandra Steen oder auch Nino de Angelo: „Ich versuche in den letzten drei, vier Jahren, meine Kunden mehr ins Private mitzunehmen“, sagt Zeh. Was dem Musikproduzenten aber besonders wichtig ist: „Dass der Künstler aus dem Studio nach Hause geht und sagt: Wow, so habe ich mir das vorgestellt.“
Mit Frei.Wild auf Platz eins der Albumcharts
Auch mit der Band Frei.Wild arbeitete Zeh zusammen. Nach vier Jahren Pause brachte die Band 2025 ihr neues Album „Immer unter Feuer“ raus und Stephan Zeh half dabei. Das Album landete auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Bereits das zweite im Jahr 2025, an dem Zeh mitgearbeitet hat. Auch „Pazifik“ von der Band Provinz landete auf Platz eins.
In „Immer unter Feuer“ investierte Stephan Zeh fast fünf Monate. „Ich habe immer wieder an Songs gearbeitet“, sagt der Produzent. Für ein Lied musste er sogar eine Anfrage nach Bulgarien schicken. „Wir haben ein Orchester-Arrangement in Sofia aufnehmen lassen“, sagt er. Am Ende liefen aber alle Fäden in Riedering zusammen. Ob ihm der Erfolg wichtig sei? „Natürlich freut man sich sehr, das ist ein Meilenstein. Aber das Wichtigste ist, dass der Künstler glücklich ist.“