Shlomo Graber, KZ-Überlebender

von Redaktion

Wie würden Sie einem Kind Ihren Beruf erklären?

Ich gebe die Geschichte weiter.

Welchen Traumberuf hatten Sie als Zehnjähriger?

In diesem Alter wollte ich alles machen. Besonders gerne wäre ich aber Maler geworden.

Wie sieht Ihr persönlicher Traum vom Glück aus?

Ich habe meine Frau Myrtha kennengelernt.

Mit wem würden Sie gern ein Wochenende auf einer einsamen Insel verbringen?

Selbstverständlich mit meiner Frau.

Über welche Nichtigkeiten können Sie sich ärgern?

Unordnung.

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Was fällt Ihnen zu den

folgenden Stichwörtern

ein?

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Wasser und Brot

Nahrung.

Heimat

Körperlich ist es die Schweiz. Geistig Israel. Dort ist der Sitz meiner Kultur, und dort leben meine drei Kinder, meine sechs Enkel, meine fünf Urenkel. Zwei weitere sind unterwegs.

Alt und Jung

Ich bin gesund, ich bin jung.

Eltern

Der letzte Blick auf meine Mutter, bevor sie zusammen mit meinen Geschwistern in der Gaskammer starb. Bis heute quält mich die Tatsache, dass ich nicht von ihnen Abschied nehmen konnte.

Sieg und Niederlage

Jede Niederlage speist ein Lexikon, das ermöglicht, alles zu verbessern.

Erste Liebe

Ich war 18 Jahre jung, als der Krieg endlich vorbei war. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu apathisch, um wirklich lieben zu können.

Gott

Gibt es keinen.

Grabstein

Auf meinem Grabstein wird einmal auch der Name meiner Mutter und meiner Geschwister stehen. Denn bis jetzt haben sie kein Grab.

Coca-Cola

Trinke ich nicht.

Mein Haus, mein Auto, meine Yacht

Ich sage nie „mein“, sondern immer nur „unser“.

Lebensmotto

Zu jedem weiteren Lebensjahr „Danke“ sagen.

Interview: Karin Wunsam

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Zur Person

Shlomo Graber hat drei Konzentrationslager überlebt, darunter Auschwitz. Heute, im Alter von 91 Jahren, ist er der letzte Überlebende des Todesmarsches von Görlitz, den die Nazis durchführten, als die Rote Armee vorrückte. Seit 29 Jahren lebt er zusammen mit seiner zweiten Frau Myrtha in Basel. Trotz seines hohen Alters hält er nach wie vor regelmäßig Vorträge an Schulen und in Gemeinden, um der Jugend Werte wie Toleranz, Respekt und Nächstenliebe zu vermitteln. Vor einigen Jahren hat er seine Autobiografie geschrieben. Jetzt gibt es eine Neuauflage, speziell für die Jugend: „Der Junge, der nicht hassen wollte“.

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