Rosenheim – Nun steht es fest: Der Diesel-Gipfel in Berlin hat sich bei Fahrzeugen mit zu hohen Abgaswerten auf eine Nachrüstung mit einer neu installierten Abgas-Software geeinigt (wir berichteten). Damit sollen die Autobauer 5,3 Millionen betroffene Dieselfahrzeuge der Euro-Normen 5 und 6 auf eigene Kosten nachrüsten. Dadurch erhofft sich die Politik, 25 bis 30 Prozent des gesundheitsschädlichen Stickoxidausstoßes bei den Fahrzegen einzusparen. Alleine 3,8 Millionen Autos, die nachgerüstet werden sollen, stammen aus dem VW-Konzern.
Nicht jeder ist hierzulande mit dieser Lösung zufrieden. Die OVB-Heimatzeitungen haben dazu Stimmen aus der Region gesammelt: Wie sehen Vertreter der hiesigen Branchen die Entscheidung? Die Meinungen sind geteilt.
Für den Bund Naturschutz ist es ein „schwarzer Tag für die Umwelt und die Gesundheit“, wie Peter Kasperczyk, Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim, es nennt. Man sei sehr enttäuscht von dem, was sich die Politik in Berlin da als Lösung hat einfallen lassen. „Wir finden es fragwürdig, ob diese Software-Updates zu einer messbaren Veränderung in der Stadt führen.“
Das Ergebnis könne nicht das eigentliche Ziel der Diskussion sein. Denn das wäre für den Bund Naturschutz nur ein Verkaufsstopp für gesetzwidrige Diesel-Neufahrzeuge.
Andreas Holzner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rosenheim, steht dem Ganzen ähnlich skeptisch gegenüber. „Das kann nur eine Notlösung sein“, sagt er. Zu bedenken gibt er gleichzeitig, dass nicht der Diesel allein verantwortlich für die Umweltverschmutzung sei. „Das ist nur die halbe Wahrheit“. Schließlich sei der Benziner maßgeblich mitverantwortlich für die hohe Feinstaubbelastung in den Innenstädten. Langfristig – da ist sich Holzner sicher – kann die Lösung nur sein: weg vom Diesel. Mit der derzeitigen Nachrüstung und einem generellen Umdenken in der Automobilindustrie seien natürlich auch hohe Investitionen verbunden. „Und die werden – wie das immer so ist – am Ende auf den Verbraucher umgelegt. Das sehe ich problematisch.“ Fahrverbote hätten für die Handwerker derzeit erhebliche negative Auswirkungen: „Schließlich muss ein solcher meist direkt vor die Haustüre seines Kunden parken können.“
Stichwort Fahrverbote: Dass es dazu kurzfristig nicht kommt, darüber zeigte sich auch der Rosenheimer IHK-Geschäftsstellenleiter Wolfgang Janhsen erfreut. „Diese wären nicht im Sinne der Wirtschaft.“
Wer meint, das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern sei nun der große Profiteur des Ganzen, den belehrt dessen Presssprecher Uwe Trautmann eines Besseren. Er spricht auch für die Kfz-Innung Rosenheim, die imMünchener Dachverband angesiedelt ist. „Die Betriebe sind bereit für die Software-Updates, die Kapazitäten sind vorhanden.“ Klar sei zwar, dass die Umrüstung Arbeit in die Betriebe bringt, doch Euphorie sei eindeutig fehl am Platz. Schließlich müsse noch jede Menge geklärt werden. „Die Software muss zum Beispiel erst zugelassen und dann an die Betriebe weitergeleitet werden. Dann müssen die Hersteller betroffene Fahrer überhaupt erst einmal wegen der Umrüstung anschreiben.“ Nicht zuletzt liege es nun an den Betrieben, ihren Mann beziehungsweise ihre Frau zu stehen. Als Schnittstelle zwischen Hersteller und Verbraucher seien sie nun mit der zu erwartenden Skepsis manch eines Kunden nun konfrontiert.
Für Peter Kasperczyk steht fest: Mit den Kaufprämien, die die Autoindustrie für alte Diesel (Euro 4 bis 1) anbieten möchte, um die Fahrzeuge schnell von der Straße verschwinden zu lassen, ziehen sich die Hersteller nur aus ihrer Verantwortung. „Wir fordern eine blaue Plakette, die saubere Fahrzeuge eindeutig kennzeichnet.“