Rosenheim – Lang war die Liste der Vorteile eines solchen Verbandes, die Georg Vogl von der Landkreisverwaltung den Mitgliedern der beiden Gremien vor der Abstimmung vorstellte. So hob er hervor, dass sich der Verband bei der Vergabe von Landschaftspflegemaßnahmen leichter tue als der Landkreis, weil für ihn die europaweite Ausschreibungspflicht entfalle. Zudem könne er die Ökokonten von Gemeinden effektiv verwalten, nannte er einen weiteren Vorzug einer solchen Struktur. Über 150 solcher Verbände gebe es mittlerweile deutschlandweit, so Vogl. Bei der Zusammensetzung des Vorstandes solle die sogenannte Drittelparität gelten; das heißt, je ein Drittel der Mitglieder des neunköpfigen Gremiums stellen der Naturschutz, die Politik und die Landwirtschaft.
Stellvertretender Landrat Dieter Kannengießer (Parteiunabhängige) warf die Frage in den Raum, warum sich bisher nur 23 Kommunen zum Beitritt bereiterklärt haben, wenn der Verband so viele Vorzüge habe. „Nur zehn haben nein gesagt, vom Rest der ausstehenden Gemeinden haben wir noch keine Reaktion“, präzisierte Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) den Sachstand. Er wusste auch, dass die Stadt Rosenheim dem Verband beitreten will.
Noch kein positives Signal kam bisher beispielsweise von der Stadt Bad Aibling. Das werde sich aber ändern, versicherte Bürgermeister Felix Schwaller, zugleich CSU-Fraktionssprecher im Kreistag. „Ich kann unseren Beitritt konkret in Aussicht stellen.“ Dass dem bisher nicht so war, begründete Schwaller mit teilweise fehlenden Informationen. Ähnlich sieht es in Kolbermoor aus, wo SPD-Fraktionssprecher Peter Kloo an der Rathaus-Spitze steht. „Jetzt können wir das anpacken“, befand er sich mit Verweis auf noch benötigte Informationen im Einklang mit Schwaller.
Sepp Lausch sieht in der Schaffung eines solchen Verbandes dagegen den „klassischen Fall von Bürokratieaufbau statt- abbau“ und begründete sein Nein auch mit „horrenden Personalkosten“. Hier widersprach ihm Vogl. Die Kosten lägen bei etwa 130000 Euro jährlich und würden durch Zuschüsse voll gedeckt.
Unmut erregte Christine Mehlo-Plath (ÖDP) mit ihrer Befürchtung, den Gemeinden werde im Vorstand des Verbandes zu viel Macht eingeräumt. Bürgermeister-Sprecher August Voit (CSU) platzte da der Kragen. „Über so einen Unsinn sollten wir nicht diskutieren.“ Ein Großteil der 150 Hektar Fläche, auf denen Landschaftspflegemaßnahmen erfolgen, sei in Gemeindebesitz. „Da wollen wir schon mitreden. – Hätte der Landkreis eine Stimmenmehrheit, dann wäre das nicht in unserem Sinn“ machte Pruttings Rathauschef Hans Loy (CSU) deutlich. Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte die Gründung des Verbandes ausdrücklich, und auch Fraktionssprecher Sepp Hofer fand sich in der Rehe der Befürworter. „Wichtig ist, dass wir für die Vergabe keine internationalen Ausschreibungen mehr brauchen und die Wertschöpfung in der Region bleibt“, sagte Hofer.