Rosenheim/La Paz – Er predigte Wasser – und trank Wasser, keinen Wein. Dazu gab es trockenes Brot. 36 Jahre lang. Von seiner Ankunft in Bolivien 1978 bis zum Tod am 2. August 2016. Es gibt wohl kaum einen zweiten Priester, der seine Pfarrei, seine Stadt, ja sogar Millionen Menschen so geprägt hat wie Sebastian Obermaier.
Pfarrer, Straßenprediger, Lebensretter, Arzt, Geburtshelfer, Sozialarbeiter, Baumeister, Straßenplaner, Spielzeugsammler, Fernsehmoderator, Friedensstifter im Bürgerkrieg, „Mann des Jahres 2003“, Filmschauspieler, Comicfigur – wenn der Zweck die Mittel heiligte, war dem zupackenden Mann aus Oberbayern im Herzen Südamerikas jede Rolle recht.
So wurde er für viele Menschen in El Alto zur Vaterfigur und zum Hoffnungsträger. Unermüdlich packte der „Padre“ an, baute zum Beispiel mit der Unterstützung der OVB-Leser 2002 zahlreiche Schulen. Die Spendenaktion der OVB-Weihnachtsaktion war gerade beendet, da waren die Schulen schon fertig.
Das war typisch Obermaier: Stillstand gab es nicht. Bis der 2. August 2016 kam. Beim Morgengebet um 6 Uhr früh blieb das Herz des fast 82-Jährigen stehen, den das Ordinariat längst in den Ruhestand schicken wollte.
Seither setzen Dutzende Mitarbeiter, Verwandte, Freunde und Begleiter alle Hebel in Bewegung, um das Vermächtnis des „Padre“ in seinem Sinn fortzuführen: So effektiv, unbürokratisch und transparent wie möglich.
Aber der Mann, bei dem alle Fäden zusammenliefen, war nicht mehr da. Neue Strukturen mussten geschaffen werden, der zuständige Bischof Eugenio kam sogar extra aus Bolivien nach Rosenheim, um mit dem Vorstand der deutschen Stiftung und Vertretern von „Adveniat“ nach Wegen zu suchen.
Es geht um viel – nicht nur darum, die Kirchen und Pfarrgemeinden weiter mit Leben zu füllen, sondern auch um den Fortbestand der Kinder- und Waisenhäuser, des Seniorenzentrums oder des kirchlichen Radio- und Fernsehsenders. „Wir waren hier in Deutschland so sehr in die Lösung der Probleme in El Alto eingebunden, dass wir zum ersten Todestag nichts mehr rechtzeitig planen konnten“, sagt Bruder Hans Obermaier in Rosenheim. So wird der Jahresgottesdienst zum Gedenken an den „Padre“ immer an seinem Geburtstag, dem 24. Oktober, gefeiert.
Alle Freunde, Verwandte, Wohltäter und die gesamte Bevölkerung sind zu der Messe am kommenden Dienstag eingeladen.
Es zelebriert der emerierte Domkapitular Josef Obermaier, der Bruder des „Padre“.
Georg Liegl, Vorsitzender der „Stiftung Bolivienhilfe e.V.“, richtet den Blick in die Zukunft: „Wir müssen alles dafür tun, um in Bolivien weiterhin Zuversicht und Lebensfreude zu verbreiten.“
Kontakt: Hans u. Carola Obermaier, Telefon 08031/ 3043632; Georg Liegl, Telefon 08038/1607