ERinnerungen an den Weltspartag

Pfennigfuchser im Kindesalter

von Redaktion

Sparen lohnt sich nicht: Das ist ein Slogan, den man seit der Niedrigzins-Politik der EZB ständig zu hören bekommt. Dennoch gibt es ihn seit 1924: den Weltspartag. Heuer ist er am Montag, 30. Oktober: Ein Anlass, um in Kindheitserinnerungen zu schwelgen – als Kupfergeld noch wertvoll war.

Rosenheim – Dass Sparen in der Vergangenheit ganz andere Dimensionen hatte als heute, das weiß der Rosenheimer Pfarrer Andreas Maria Zach zu gut. „Ich bin sparsam erzogen worden“, erinnert sich der 62-Jährige an seine Kindheit zurück. Pfennige – das waren Ende der 50er-Jahre Kostbarkeiten, die Kinderaugen zum Leuchten brachten. Von Geldscheinen in der Spardose träumten die meisten Heranwachsenden nur. „Für acht Pfennig gab es eine Breze. 50 Pfennig: Die waren nicht mehr aus Kupfer, sondern silbern – das war für uns schon etwas sehr Wertvolles.“ Ein Fahrrad: Darauf sparte Zach im Alter von acht Jahren. Mit Erfolg: „Als ich es hatte, war ich sehr stolz.“ Geld zugesteckt, das bekam der Pfarrer eigentlich nie. „Meine Oma und meine Tante hatten eine Gaststätte, da gab es stattdessen ab und an ein Wurstbrot.“ Bis heute ist Zach ein sparsamer Mensch. Diese Eigenschaft lässt sich für ihn auch auf andere Lebensbereiche übertragen. „Das ist für mich der Schlüssel zur Ökologie.“

Auch Schauspielerin Kathi Leitner-Klein (69), die in Neubeuern lebt, erinnert sich noch an ihre Kindheit, in der sich beim Geld alles um Pfennige drehte. Ein Sparschwein hatte sie nicht – dafür eine grüne Spardose mit Henkel. „Vor 60 Jahren gab es noch kein Taschengeld. Da hatte man immer wieder zehn oder 50 Pfennig zum Sparen.“ Schenkte ihr die Verwandtschaft einen Geldschein, dann war das eine Rarität für sie: „Zu meiner Kommunion zum Beispiel habe ich einen Fünf-Mark-Schein bekommen. Das war wirklich etwas ganz Besonderes.“ In Erinnerung sind Leitner-Klein Mohrenköpfe geblieben: „Die gab es für ein Zehnerl beim Bäcker. Die esse ich heute noch gerne.“ Im 21. Jahrhundert nicht mehr ganz so sparsam sein zu müssen wie früher, das hat für die 69-Jährige definitiv etwas Gutes: „Da gönnt man sich eher etwas.“ Der Weltspartag hat für die Schauspielerin keine besondere Bedeutung.

Landrat Wolfgang Berthaler (61) dagegen hat den Weltspartag in guter Erinnerung, weil es immer Geschenke gab – kleine Spielsachen, ein Lineal oder einen Radiergummi. Damals kamen Raiffeisenbank und Sparkasse noch in die Schulen, und es gab immer einen Wettstreit, wer die schöneren Geschenke hatte. Natürlich hatten die Eltern pünktlich zum Weltspartag den Bestand in der kleinen Metallbüchse aufgestockt. Und freilich landete so manches Zehnerl des Buben auf Anweisung der Eltern in der Sparbüchse, das er vielleicht lieber in ein Eis investiert hätte.

Für weniger Freude sorgte der Weltspartag dann beim Banklehrling Berthaler: Anfang der 70er-Jahre, als es noch keine Zählmaschinen gab, mussten die Lehrlinge die Münzen per Hand zählen.

Kreisbäuerin Katharina Kern (53) hatte als Kind am Weltspartag oft ein schlechtes Gewissen. „Ich hatte aus meiner Blechbüchse immer schon vorher etwas rausgenommen und daher nicht mehr so viel zum Abgeben“, gesteht sie. Eine Belohnung gab es trotzdem. Mal ein Windradl, mal Buntstifte. „Unsere Eltern haben uns sieben Geschwister immer zum Sparen angehalten“, so Kern. Das damalige Verhältnis zur Bank beschreibt sie als nachbarschaftlich, gar familiär. „Die Sparkasse war direkt gegenüber.“ Taschengeld gab es damals für die Kinder, die auf einem Bauernhof aufwuchsen, so gut wie nie. Das hat sich später geändert: „Meine Kinder haben regelmäßig Geld von uns bekommen“, so die Oberaudorferin.

Artikel 1 von 11