Lkw-Blockabfertigung in Tirol

Stau reicht bis Bad Aibling

von Redaktion

Die sogenannte Blockabfertigung von Lkw auf Tiroler Seite führte am Freitag zu kilometerlangen Rückstaus auf den Autobahnen im Landkreis Rosenheim. Am frühen Nachmittag entspannte sich die Situation.

Rosenheim – Pünktlich um 5 Uhr in der Früh begann das Land Tirol mit der verkehrslenkenden Maßnahme, die dazu dienen sollte, Staus in Richtung Brenner zu vermeiden. Die waren befürchtet worden, weil am Donnerstag Nationalfeiertag in Österreich war und auf der Inntal-Autobahn im Bereich zwischen Kufstein und Innsbruck ein Nachtfahrverbot galt. Die Folgewirkungen der Maßnahme auf bayerischer Seite ließen nicht lange auf sich warten. „Innerhalb weniger Minuten kam es zu größeren Lkw-Stauungen auf dem rechten Fahrstreifen der Inntal-Autobahn“, berichtete Pressesprecher Stefan Guske vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Bereits um 7 Uhr erreichte der Rückstau das Inntal-Dreieck.

Wenig später waren die Auswirkungen auch auf der Autobahn München-Salzburg zu spüren. Gegen 10 Uhr meldete die Polizei beispielsweise bereits einen sechs Kilometer langen Stau zwischen Bad Aibling und dem Inntal-Dreieck. Anders als auf der Inntal-Autobahn war hier auch der Pkw-Verkehr betroffen.

Unter der Leitung von Peter Böttinger, dem Chef der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim, hatte die Polizei bereits am Donnerstag damit begonnen, vorbereitende Maßnahmen zu treffen, um die negativen Auswirkungen der Blockabfertigung auf bayerischer Seite sowie Gefahren zu minimieren, die von der Maßnahme ausgingen. Die Beamten hätten beispielsweise dafür gesorgt, dass die Brummi-Fahrer ihre Gefährte bereits entlang der Salzburger Autobahn abstellten, nachdem die Park- und Rastplätze auf der Inntal-Autobahn voll waren. Auch Lkw, die an gefährlichen Stellen geparkt waren, dirigierten sie zu anderen Stellplätzen um, um das Unfallrisiko möglichst gering zu halten. In Spitzenzeiten waren rund 45 Polizisten im Einsatz. Als sich die Lage im Verlauf des frühen Nachmittags zu entspannen begann, reduzierte die Polizei die Anzahl ihrer Kräfte. Zur Bewältigung des Einsatzes erhielten die vor Ort zuständigen Dienststellen Unterstützung von der Bereitschaftspolizei.

Zu den weiteren Aufgaben der Beamten gehörte, für die Stauabsicherung und die Freihaltung der Ein- und Ausfahrten Sorge zu tragen. Sie achteten auch darauf, dass auf der Inntal-Autobahn keine Lastwagen auf dem linken Fahrstreifen unterwegs waren. „Immer wieder müssen auch abgelenkte oder unaufmerksame Lkw-Fahrer aufgefordert werden, weiterzufahren, wenn sich vor ihnen bereits größere Lücken gebildet haben“, heißt es im Polizeibericht.

Vor allem auf der Salzburger Autobahn blieb die Situation auch am Freitagnachmittag angespannt. Grund: Die Zahl der Lkw, die Richtung Süden unterwegs waren, nahm zwar ab, dafür sorgte aber einsetzender Reiseverkehr für einen Anstieg des Pkw-Aufkommens auf der Autobahn.

Wie berichtet, betrachtet das Bundesland Tirol die gestrige Blockabfertigung als „Pilotversuch“. Landeshauptmann Günther Platter nannte als Ziel, an diesem Tag nicht nur Staus im Großraum Innsbruck oder anderswo in Tirol zu vermeiden, die Landesregierung wollte damit den Transitverkehr durch Tirol „insgesamt unattraktiver“ machen. Aus diesem Grund wurden bei Kufstein-Nord nur etwa 250 Lkw pro Stunde in Richtung Süden durchgelassen. Bei Erreichen der Kapazitätsgrenze mussten die Lkw-Fahrer ihre Geschwindigkeit verringern. Bei Bedarf wurde die Weiterfahrt auch für eine gewisse Zeit gestoppt.

Das Geschehen auf den heimischen Autobahnen bereitete nicht nur Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Sorge, der die Maßnahme auf Tiroler Seite als Verstoß gegen den Grundsatz der europäischen Warenverkehrsfreiheit wertet. Von „dringendem Handlungsbedarf“ sprach beispielsweise auch Bürgermeister Hajo Gruber aus Kiefersfelden. Er sieht das Inntal mittlerweile „bis an die Grenze belastet“. Für Gruber ist es ein Gebot der Stunde, mehr Straßenverkehr auf die Schiene zu bringen. Von den politisch Verantwortlichen in Deutschland und Österreich erhofft sich Gruber bei der Suche nach Lösungen eine enge Abstimmung, „um das Inntal zu retten“.hko/tt

Artikel 4 von 11