STREIT UM BEITRÄGE UND UNTERSTÜTZUNG bei der KFD

Tiefe Risse in der Gemeinschaft

von Redaktion

Bei der KFD rumort‘s: Während jüngst am Samerberg wieder fast 100 Mitglieder auf einen Schlag aus der Katholischen Frauengemeinschaft ausgetreten sind, geht Margret Zimmer, Mitglied des Diözesanvorstands, mit den Vorsitzenden der abtrünnigen Gemeinschaften hart ins Gericht.

Albaching/Kolbermoor/Bad Endorf/Samerberg – Nicht nur Freundschaften und Familien zerbrechen am Streit ums Geld, auch die Katholische Frauengemeinschaft (KFD) bekommt in der Region wegen finanzieller Konflikte tiefe Risse. So sind nun fast 100 Mitglieder aus der KFD ausgetreten und haben unter dem Namen „Christliche Frauengemeinschaft Samerberg“ einen neuen Verein gegründet. Ganz nach dem Beispiel der Frauengemeinschaft Hirnsberg/Pietzing (und nicht, wie ursprünglich berichtet, Bad Endorf), die im Mai der KFD den Rücken gekehrt hatte.

Hintergrund sind in beiden Fällen primär die Mitgliedsbeiträge, die für die Mitgliedschaft in der KFD fällig werden. Oder besser gesagt die Aufteilung der Beiträge unter den Verbänden sowie den Ortsgruppen. Denn von den 24 Euro, die pro Frau als Jahresbeitrag fällig werden, bleiben gerade einmal vier Euro – also ein Sechstel – der Ortsgruppe zur Verfügung. Dem Diözesanverband werden acht Euro, dem Bundesverband zwölf Euro des Beitrags überwiesen.

„Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun“, findet Anita Linner aus Hirnsberg bei Bad Endorf, die aufgrund dieser „Schieflage“ mit ihren Frauen vor rund einem halben Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Und jetzt durch die ehemaligen KFD-Frauen aus Samerberg Nachahmer gefunden haben. „Uns sind die Abgaben an den Verband einfach zu hoch“, sagt Gisela Schober, ehemalige Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Samerberg und jetzt Vorsitzende der Christlichen Frauengemeinschaft Samerberg, gegenüber unserer Zeitung.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, wie Margret Zimmer aus Kolbermoor, Mitglied des Diözesanvorstands und zuständig für die Regionen Chiemgau und Inntal, findet. Denn nach Angaben von Zimmer ist die KFD in der Vergangenheit recht lax mit dem Eintreiben der Beiträge umgegangen. Erst, nachdem der Diözesanverband seit wenigen Jahren Druck auf die Ortsverbände macht, damit Bestands- und Neumitglieder nachgemeldet werden, seien einige wenige Ortsgruppen in Aufruhr.

„Die Aufteilung

der Beiträge

ist gerecht.“

Margret Zimmer

„Ich empfinde die Aufteilung der Beiträge als sehr gerecht“, entgegnet Zimmer den Vorwürfen der abtrünnigen Vereinsvorsitzenden. Schließlich müsse die Verwaltung von rund 500000 Mitgliedern auch bewerkstelligt werden. Zudem verwies die Kolbermoorerin auf die zahlreichen Zusatzangebote, die den Mitgliedern zur Verfügung stünden – angefangen von der Mitgliederzeitung bis zum breiten Bildungsangebot aus nahezu allen Bereichen des Lebens.

Deshalb ärgert sich Zimmer auch extrem über Aussagen wie „Wir haben den Verband nie gebraucht“, den die Samerbergerin Schober getätigt hatte. Nach Ansicht Zimmers sei das primäre Problem nämlich nicht, dass die Mitglieder kein Interesse oder keine Verwendung für das Angebot hätten, sondern die desinformative Politik der jeweiligen Vorsitzenden. „Ich glaube einfach, dass einige Vorsitzende ihre Mitglieder – ob bewusst oder aus Unwissenheit – überhaupt nicht über die Vorzüge der Mitgliedschaft in Kenntnis gesetzt haben.“

Für die Frauen, die die KFD verlassen haben, könnte nach Meinung von Zimmer das böse Erwachen durch den Austritt noch kommen. So habe das KFD-Vorstandsmitglied zwar „großen Respekt“ vor den sozialen Aktionen vor Ort, die die Ehrenamtlichen organisieren. Aber: „Damit die Frauen hierzulande eine Stimme bekommen, braucht es nun mal einen starken Verband.“ So habe die KFD in den vergangenen Jahren jede Menge Themen angestoßen – von der Mütterrente bis zu mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. „Wir haben beispielsweise, im Gegensatz zur kleinen Ortsgruppe, die Möglichkeit, an die Bischofskonferenz heranzutreten“, so Zimmer. „Das ist schon eine andere Hausnummer.“

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Ähnliche Worte hat Linner, Vorsitzende der Christlichen Frauengemeinschaft Hirnsberg/Pietzing, auch damals vernommen, als der Austritt aus der KFD mehr und mehr reifte. Und letztlich ein Mitglied des Diözesanvorstands versuchte, die Frauen umzustimmen. „Da musste ich schon lachen, als sie uns die Erfolge der KFD aufgezählt hat.“ So sei der Verband mitverantwortlich dafür gewesen, dass Mädchen Mitte der 80er-Jahre zum Altardienst in der Kirche zugelassen wurden. „Ich war ebenfalls Ministrantin, und zwar schon früher“, erinnert sich die Hemhoferin, die findet, dass die KFD zu sehr zurückliegenden Erfolgen nachhänge.

In puncto Austritt aus der KFD möchte sich das Rad keinesfalls zurückdrehen. „Es war absolut die richtige Entscheidung“, findet Linner und verweist beispielsweise auf die Mitgliederzahlen ihres neu gegründeten Vereins. „Wir haben mit 89 Frauen den Verein gegründet. Mittlerweile sind wir 134 Mitglieder – mehr, als wir als KFD-Ortsgruppe je hatten.“ Beachtlich sei vor allem, dass nun auch immer mehr jüngere Frauen den Weg in die Gemeinschaft finden. „Das wäre vielleicht auch mal sinnvoll für den KFD-Diözesanverband“, so die Hemhoferin, „ich habe nämlich das Gefühl, dass da einige Frauen zu sehr an ihren Pöstchen hängen.“

Einige hängen

zu sehr an ihren Pöstchen.“

Anita Linner

Viel Kritik an der KFD – doch mittlerweile scheint es auch eine Gegenbewegung zu geben, die versucht, dem Verband den Rücken zu stärken. So hat die Ortsgruppe Albaching, die rund 185 Mitglieder hat, jüngst eine Stellungnahme unter dem Titel „Mia bleim dabei…“ herausgegeben. Vorsitzende Ingrid Schreyer ist glühende Verfechterin der KFD-Philosophie – und kann den Aussagen von Margret Zimmer in Bezug auf den Einfluss des Verbandes in der Gesellschaft nur zustimmen. „Die KFD setzt sich wie kein anderer Verband für die Belange der Frauen ein“, ist Schreyer überzeugt, und verweist auf das breit gefächerte Engagement – vom Schutz von Frauen vor Gewalt bis zum Einsatz für gleichen Lohn zwischen Mann und Frau.

Für die Albachinger Frauengemeinschaft sei zudem das breite Bildungsangebot, das regelmäßig genutzt werde, sowie die Unterstützung durch den Verband mit Referenten, Arbeits- und Informationsmaterial extrem wichtig. Schreyer selbst glaubt, dass bei den abtrünnigen Gruppen daher das Thema Mitgliedsbeitrag nur vorgeschoben ist und eher persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielen könnten. Schreyer: „Wir sind alle Christen. Es wäre doch sehr traurig, wenn das Geld uns letztlich entzweien würde.“

Verbände im Vergleich

Nicht nur bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland bezahlen die Mitglieder die Verbandsarbeit, auch bei anderen kirchlichen Organisationen sind Abgaben fällig. Bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) beispielsweise beläuft sich der Jahresbeitrag für ein Einzelmitglied auf 34,20 Euro. 22,80 Euro bekommt der Bundesverband, 1,40 Euro ein eventuell bestehender Kreisverband. Somit bleiben bei der Ortsgruppe im ungünstigsten Fall 4,50 Euro, also rund 13,2 Prozent. Beim Kolpingwerk liegt der Jahresbeitrag pro Einzelmitglied bei 44 Euro, wovon jeweils 8,50 Euro dem Bundes- sowie dem Landesverband zugeführt werden. Somit bleibt der örtlichen Kolpingsfamilie 27 Euro pro Mitglied, also 61 Prozent. Der Verband EFD, die Evangelischen Frauen in Bayern, überlassen ihren Ortsgruppen die Gestaltung der Mitgliedsbeiträge zum großen Teil selbst. Nach Angaben des Verbands liegt die Spanne bei den Gruppen zwischen 15 und 35 Euro Jahresbeitrag, wobei der an den Verband abzuführende Betrag konstant bei 7,50 Euro liegt. Verlangt eine Ortsgruppe also jährlich 15 Euro Mitgliedsbeitrag, bleiben 7,50 Euro und damit 50 Prozent, in der örtlichen Gruppe. mw

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