Zehn Jahre Anti-Blamier-Programm

Aufklärung über „Dolchstoß-Griff“

von Redaktion

Wie grüßt man richtig? Wohin kommt die Serviette bei einem stilvollen Essen? Welche Themen sollte ich bei einem Geschäftsessen auf keinen Fall ansprechen? Die Berufsschule II in Rosenheim zeigt Schülern, wie man sich richtig benimmt. Jetzt feierte das „Anti-Blamier-Programm“ sein zehnjähriges Bestehen.

Rosenheim – „Fachliche Kompetenz reicht für berufliches Glück und Fortkommen nicht aus“, weiß Erika Körner-Metz. Viel sei von der persönlichen Darstellung abhängig: „Letztlich ist es das menschliche Miteinander, das uns erfolgreich sein lässt.“ Darum hat die Lehrerin das Thema „Knigge“ vor zehn Jahren an die Berufsschule II in Rosenheim geholt. Körner-Metz sieht darin eine „echte Lebenshilfe“ sowohl auf beruflicher, als auch privater Ebene: „Mit guten Umgangsformen lassen sich Türen leichter öffnen.“

Das „Anti-Blamier-Programm“ ist eine geschützte Marke. In 14 Bundesländern ist der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband (ADTV) mit diesem Konzept bereits Kooperationspartner durch die Kultusministerien. In Bayern nicht, trotzdem hat man sich in der Berufsschu- le II entschlossen, mit diesem speziellen Programm die Schüler zu unterstützen.

Durchgeführt werden die Kurse von Tanzlehrerin Christine Kesmarki. In Sachen „Knigge“ ist die Rosenheimerin eine wahre Expertin. Sie ist nicht nur Tanzlehrerin, sondern auch Lehrerin für moderne Umgangsformen, Business Knigge-Trainerin, Mitglied der Umgangsformen-Akademie sowie im Berufsverband der Business Knigge Coaches

Über 700 Schüler wurden in der Berufsschule II bereits die Grundregeln von Stil und Etikette nahegebracht. Die Rückmeldungen von ihrer Seite fielen durch die Bank positiv aus. Antonia hat erst kürzlich teilgenommen. „Dieser Kurs hat sehr viel Spaß gemacht. Der Unterricht war offen und sehr humorvoll“, erzählt die 15-Jährige. Sie absolviert gerade eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Assistentin. „Auch bei diesem Beruf ist richtiges Benehmen wichtig. Man findet sich dadurch viel besser im Alltag zurecht“, steht für die Jugendliche fest. Durch den Kurs achte sie jetzt wesentlich mehr auf die Körpersprache ihres Gegenüber. Auch Schulleiterin Christiane Elgass steht voll und ganz hinter dem Knigge-Kurs an ihrer Schule: „Bei uns bekommen die Schüler das fachliche Rüstzeug für eine erfolgreiche Ausbildung. Ebenso wichtig ist aber auch die soziale Kompetenz.“

Gefeiert wurde der zehnte Geburtstag des „Anti-Blamier-Programms“ auf besondere Weise. Statt der Schüler absolvierten die Lehrer einen Knigge-Kurs. Geleitet wurde dieser von Christine Kesmarki in der Residenz Winkler in Aschau.

Als gelernte Hotelfachfrau spielten für Christine Kesmarki Stil und Etikette immer schon eine wichtige Rolle. „Ein Hotel vermittelt eine perfekte Welt“, sagt sie. Gute Umgangsformen seien aber nicht nur dort, sondern überall gefragt: „Toleranz, Höflichkeit, Wertschätzung und Respekt sind die vier wichtigen Säulen unseres Zusammenlebens“.

Fettnäpfchen, in die man treten kann, gibt es viele. Das fängt schon beim ungezwungenen Gespräch zu Beginn eines Treffens an. „Wahre Stimmungskiller sind Themen, die sich mit Politik, Religion oder Arbeit befassen“, weiß die Expertin. Wesentlich unverfänglicher seien Gespräche über gutes Essen, Hobbys oder aktuelle Kinofilme. Selbst Treppensteigen will gelernt sein. Wichtig sei aber auch der richtige Händedruck. Nicht zu lasch und nicht zu fest, laute dabei die Devise.

Fortgesetzt wurde der unterhaltsame Benimm-Kurs in Theorie und Praxis an den Esstischen. Den Lehrern wurde dort schnell klar, dass es viele Möglichkeiten gibt, das Besteck falsch zu halten. Die Varianten reichen vom „Dolchstoß-Griff“ bis zum „Monstergriff“. Sternekoch Heinz Winkler begrüßte die Kursteilnehmer. Auch für ihn steht fest. „Knigge ist und bleibt ein wichtiges Thema“. Eines weiß er aus Erfahrung: „Geld ist nicht gleich gutes Benehmen“.

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