OVB-Weihnachtsspendenaktion

Für Entlastung in schwerer Zeit

von Redaktion

Die Geschichte von Georg Grubwinkler zeigt, wie belastend es sein kann, einen sterbenden Menschen zu Hause zu pflegen. Auch deshalb will der Anna Hospizverein Mühldorf mithilfe der OVB-Leser sein Betreuungsangebot um die sogenannte Hospizinsel erweitern.

Mühldorf – Die Zeit heilt alle Wunden. Doch in der Trauer ist ein Jahr keine Zeit. Und an manchen Tagen ist der Schmerz für Elisabeth Grubwinkler immer noch so groß, als wäre ihr Georg erst gestern gestorben. Dann nimmt sie sein Sterbebild zur Hand, das immer noch auf dem Esstisch steht. „Millifahrer von Oberwiesbach“ steht unter seinem Namen. „Das war sein Leben“, erzählt Elisabeth Grubwinkler. „Jeden Tag ist er raus zu seinen Bauern, krank war er so gut wie nie. Und Urlaub wollten wir machen, wenn er im Ruhestand ist.“ Doch dann kam alles anders.

Was am 60. Geburtstag mit Ohrenschmerzen begann, wurde zu einer rätselhaften Krankheitsgeschichte. Es folgten Gewebeentnahmen, Mandeloperation, Chemo- und Antikörpertherapien, eine Darm-OP. „Über Jahre haben wir alles versucht“, erklärt die 58-Jährige. „Aber nichts half, es ging immer nur bergab.“ Die Autoimmunerkrankung machte sich vor allem im Gesicht bemerkbar. Georg Grubwinkler erblindete auf einem Auge, kämpfte mit offenen Geschwüren, konnte nicht mehr sprechen und musste in den letzten Jahren künstlich ernährt werden.

„Trotzdem war er kein Pflegefall“, sagt Elisabeth Grubwinkler. „Er machte seine Spaziergänge ums Haus, liebte die Natur und fuhr jeden Abend immer noch den Laster in die Garage, als längst der Sohn das Geschäft übernommen hatte. Das ließ er sich nicht nehmen.“ Doch natürlich stieg der Betreuungsaufwand, je weiter die Krankheit voranschritt. Und trotz der großen Unterstützung durch die vier Söhne, gab es Phasen, in denen Elisabeth Grubwinkler auf sich gestellt war. Vor allem nachts, wenn es galt, die Blutungen im Gesicht zu stillen. „Man ist so sehr im Krisenmodus, dass man gar nicht merkt, wie belastend das ist.“ Eine Nachbarin öffnete ihr schließlich die Augen – mit einer simplen Geste. „Eines Tages lag ein Infoblatt des Anna Hospizvereins in meinem Briefkasten. Da habe ich dann angerufen.“

Am nächsten Tag um 10 Uhr saßen die Mitarbeiter der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) am Esszimmertisch. „Wir haben uns beraten. Und Georg bekam noch am gleichen Tag eine Schmerzpumpe zur Linderung seiner Leiden.“ Die Palliativärzte und -pflegekräfte ergänzten ab diesem Zeitpunkt die bisherige Versorgung durch Hausärzte und Pflegeeinrichtungen mit dem Ziel, eine Klinikeinweisung zu vermeiden und die palliative Weiterbetreuung zu Hause zu ermöglichen. „Genau das war ja unser Wunsch“, sagt Elisabeth Grubwinkler. „Georg sollte hier auf dem Hof in Oberwiesbach bleiben. Nach 38 Jahren Ehe war für mich ein Heim oder die Klinik keine Option.“

Das Gefühl, auch in Krisensituationen nicht mehr allein zu sein und immer einen Ansprechpartner an der Seite zu haben, war Gold wert. „Ich würde in der ganzen Krankheitsgeschichte meines Mannes aus heutiger Sicht nur eines anders machen: Ich würde mich früher an den Anna Hospizverein wenden.“ Auch um sich selbst stärker zu entlasten, um früher für Phasen der Entspannung zu sorgen.

Deshalb will der Anna Hospizverein Mühldorf mit der sogenannten Hospizinsel und den Spenden der OVB-Leser eine weitere Betreuungsform schaffen – einen Zufluchtsort für schwerstkranke und sterbende Menschen, in Kooperation mit dem Adalbert-Stifter-Seniorenwohnen in Waldkraiburg.

Als ein Angebot für Menschen, die sich in palliativer Behandlung befinden und zu Hause nicht mehr versorgt werden können: Weil sie alleine sind, weil das Umfeld nicht den Anforderungen entspricht, weil die Familien überfordert sind oder weil die nahen Angehörigen eine qualitativ hochwertige Entlastung brauchen.

„Für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist der Hospizverein mit seinen Angeboten ein Segen“, sagt Elisabeth Grubwinkler. Bis heute hält sie Kontakt zu den Helfern des SAPV-Teams. „Sie waren auch danach für mich da.“ Ihr Mann Georg ist am 13. August 2016 gestorben.

„Er hatte immer Angst davor, dass er vor lauter Schmerzen nicht einfach einschlafen kann. Aber an diesem Tag hat er einfach die Augen geschlossen und ist nicht wieder aufgewacht.“

Zahlscheine liegen heute bei

Welchen Stellenwert die Hospizbewegung in der Region hat und mit welch‘ großherzigem Engagement die Leserinnen und Leser der Heimatzeitungen sie unterstützen, zeigt der Zwischenstand der Weihnachtsspendenaktion zugunsten der Hospize in Bernau und Waldkraiburg. Fast 335000 Euro sind bis gestern eingegangen, damit liegt das Spendenaufkommen bis jetzt sogar über den Vorjahren. Überweisungsträger für die OVB-Aktion liegen unserer heutigen Ausgabe bei. Die neue Spenderliste finden Sie auf den Seiten V16 und V17.