Zum Advent

Alle Jahre wieder

von Redaktion

Ich soll Ihnen verraten, wie ich in der hektischen Adventszeit Momente der Ruhe finde. Da könnte ich fragen: Wie soll ich Ruhe finden, wenn ich ständig neue Aufträge bekomme?! Aber so billig will ich mich nicht aus der Affäre ziehen. Ich füge mich und verrate ich Ihnen meine drei ganz persönlichen Rezepte gegen den Vorweihnachtswahn.

Zutaten für Rezept Nummer eins: Eine Vollmondnacht mit Schnee und sternklarem Himmel. Rein in die Schneestiefel, die alte Lodenjoppe runter vom Haken, Wollmütze auf, und los geht’s. Wenn Sie dann zwischen mächtigen Buchen und Fichten den Hochwald durchqueren oder durch gespenstisch-schöne Filzenlandschaft stapfen, verschwinden Sorgen und Hektik wie von selbst. Und wer weiß: Vielleicht gelingt es Ihnen hier sogar, Frieden mit Gott und der Welt zu schließen. Pünktlich zum Weihnachtsfest.

Leider schenkt uns der liebe Gott in der Adventszeit nur eine Vollmondnacht. Und dazu noch Schnee und wolkenloser Himmel? Also brauchen wir eine Alternative. Bitteschön: Zuerst machen Sie ordentlich Feuer im Kamin. Dann legen Sie eine CD auf, ich empfehle das Weihnachtsalbum von Bob Dylan. Das klingt zwar nicht nach Lametta und Engelschören, aber dafür wunderbar unkompliziert. Wenn der Altmeister so dahin krächzt und knattert, traue sogar ich mich, mitzusingen. Leider hat auch dieses Antistressrezept einen Haken: Ich muss immer warten, bis meine bessere Hälfte zum Turnen oder zur Chorprobe entschwunden ist. In ihren Ohren klingt Dylan nämlich „wie ein rostiger Gartenschlauch“. Ich weiß zwar nicht, wie ein rostiger Gartenschlauch klingt. Aber ich weiß, was es bedeutet, wenn die Dame des Hauses den Daumen senkt.

Also brauchen wir ein Rezept für alle Fälle. Da empfehle ich wieder Feuer im Kamin, dazu ein gutes Buch. Genauer gesagt Gunnar Gunnarssons „Advent im Hochgebirge“. Gunnarsson hat zwar im Gegensatz zu Dylan nie den Literaturnobelpreis gewonnen (obwohl er mehrfach nominiert war). Aber die Geschichte des Hirten Benedikt, der zusammen mit Leo („ein Papst von Hund“) und Leithammel Knorz die menschenleere Schneewüste nach verirrten Schafen absucht, dieser einsame Kampf gegen die Naturgewalten, fasziniert mich alle Jahre wieder. Weihnachtliche Pflichtlektüre sozusagen.

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