Rosenheim/Großkarolinenfeld – 350 Frauen sind im Landkreis Rosenheim aktiv bei der Feuerwehr. Zum Vergleich: Bei den Männern sind es 6500. Seit Juni ist Marlen Meindl aus Großkarolinenfeld Frauenbeauftragte und Ansprechpartnerin für alle Feuerwehrlerinnen.
„Aber auch für alle Männer“, fügt die 27-Jährige hinzu. Denn gerade sie kommen bislang auf Meindl zu: „Häufig geht es um bauliche Anfragen. Braucht das Feuerwehrhaus eine zusätzliche Umkleidekabine? Müssen die Toiletten getrennt sein?“
Bei der Bezirkstagung im Frühjahr kam der Wunsch nach dem Posten überhaupt erst auf. Kreisbrandrat Richard Schrank verschickte daraufhin E-Mails, um eine geeignete Kandidatin für die Position zu finden. Mit allen Interessierten gab es im Juni dann eine entsprechende Versammlung, „auf der ich dann gewählt worden bin“, so Meindl.
Mit der Wahl begann für sie eine aufregende Zeit: „Ich wusste ja noch gar nicht, was auf mich zukommen wird. Bin ich überhaupt gewollt? Was sind die Erwartungen an mich?“ Die Bedenken lösten sich schnell in Luft auf: Seit Juni hat Meindl nur positive Erfahrungen gesammelt.
Verwunderlich ist das nicht, wirkt die junge Frau auf den ersten Eindruck sofort offen, sympathisch und vertrauensvoll.
Seit zwölf Jahren engagiert sich Meindl ehrenamtlich bei der Feuerwehr in Großkarolinenfeld – damit ist sie eine von sieben Frauen. Ihre Freizeit sinnvoll für die Gemeinschaft zu investieren, ist der Verwaltungsangestellten, die eigentlich Schneider-Meisterin ist, wichtig. Dass weibliche Ehrenamtliche der Wehr guttun, davon ist sie überzeugt. „Die Rückmeldung der Kollegen war bisher, dass sich der Umgangston durch uns Frauen positiv verändert hat. Auch ist die Herangehensweise oftmals eine andere. Früher war zum Beispiel die Frage bei einem schweren Verkehrsunfall mit Mutter und Kind, wer kümmert sich um das Kind? Heute sind wir oftmals dafür verantwortlich.“ Wichtig beim Thema Reanimation: Inzwischen kann eine Frau von einer Frau zurück ins Leben geholt werden. So positiv wie Großkarolinenfeld stehen andere Wehren der Frauenquote oft nicht gegenüber. Im Gegenteil. Da müsse sich noch etwas tun, findet Meindl. Denn eine Feuerwehrfrau sei nicht unqualifizierter als ein Mann. „Körperliche Voraussetzung sind der einzige Unterschied.“
Dass das Engagement ihren Charakter geprägt hat, davon ist die 27-Jährige überzeugt: „Ich bin selbstbewusster und habe auch gelernt, mich durchzusetzen.“ Anderen Frauen kann sie nur empfehlen zur Wehr zu gehen: „Die Gemeinschaft ist mit keiner anderen vergleichbar. Wir müssen ja schließlich auch als Team funktionieren.“
Einsätze bleiben oft lange im Kopf
Einsätze gab es schon viele in den vergangenen zwölf Jahren – auch welche, die einem noch lange im Kopf bleiben. Der ungewöhnlichste Fall war aber ein Marder, der im Müll gewühlt hatte und dabei mit dem Kopf im Marmeladenglas feststeckte. „Das werde ich nie vergessen“, sagt Meindl, die sich noch an die Nachbarn erinnert, die meldeten, dass Tier würde verwirrt auf der Straße tapern. Die Wehr befreite das Tier und setzte es wieder im Wald aus. Das sind für Meindl die schönsten Fälle: Die, die gut ausgehen.
„Man wird einfach dankbar mit der Zeit, wie gut es einem geht, wenn man beispielsweise wie bei Hochwasserkatastrophen auch viel Leid sieht.“ Für ihre Amtszeit wünscht sich Meindl noch mehr aktive Wehrlerinnen.