Gedanken zum Jahreswechsel

Kein Grund für Trübsal

von Redaktion

Vorboten von Sorgenfreiheit sind die Silvesterraketen sicher nicht, die morgen den Nachthimmel erhellen. Symbolcharakter haben sie jedoch allemal, nicht nur als farbenprächtige Begrüßung des Jahres 2018. Eine Region, deren Bewohner binnen weniger Minuten im doppelten Sinne des Wortes unbesorgt einen Millionenbetrag verpulvern können, hat keinen Grund zu jammern.

Im Gegenteil: Wieder einmal ist im Rückblick auf ein Jahr Dankbarkeit das Gebot der Stunde. Friede, Freiheit, eine stabile Demokratie in einem funktionierenden Rechtsstaat, Vollbeschäftigung, eine in ihrer gesamten Bandbreite überdurchschnittlich gute Infrastruktur und ein Sozialstaat, der trotz mancher Defizite niemanden fallen lässt – darauf konnten sich die Menschen in Stadt und Landkreis Rosenheim beinahe wie selbstverständlich verlassen. Und sie dürfen darauf hoffen, auch 2018 auf die Stabilität dieser Säulen bauen zu können. Eine Perspektive, die keinen Grund für Trübsal liefert.

Daraus erwächst auch Verantwortung, nicht zuletzt in der Fürsorge für diejenigen, die aus den verschiedensten Gründen nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Es ist nicht nur materielle Hilfe, die für sie zum Silberstreif der Hoffnung am Horizont des (Ver)zweifelns werden kann. Ein gutes Wort, ein offenes Ohr für die Sorgen anderer, ehrenamtliches Engagement: Es gibt eine breite Palette an Möglichkeiten, dazu beizutragen, dass 2018 ein Stück menschlicher werden kann.

Selbstverständlich gibt es Grenzen des Machbaren – für die Einzelperson und den Staat gleichermaßen. Das gilt nicht zuletzt für die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Migrationspolitik war auch 2017 das zentrale Thema, das für die hitzigsten Diskussionen in unserer Heimat sorgte und unverändert gesellschaftlichen Spaltpilz in sich birgt. Bei der Lösung der Probleme, die mit der Flüchtlingswelle verbunden sind, erwies sich die Politik weiterhin leider großteils erschreckend unfähig. Die EU präsentierte sich tief zerstritten und unsolidarisch, die Uneinsichtigkeit der mittlerweile deutlich angeschlagenen Bundeskanzlerin auf diesem Sektor trug erheblich zu ihrem Akzeptanzverlust in der Bevölkerung und zum Aufwind bei, den Rechtspopulisten bei Urnengängen auf Landes- und Bundesebene jüngst verspürten.

Die neue Bundesregierung muss endlich eine vernünftige Balance zwischen Humanität und Staatsräson finden. Ein Gemeinwesen, welches das im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Asyl nicht antastet und die Genfer Flüchtlingskonvention achtet, bei der Migrationspolitik aber neben den Integrationsmöglichkeiten die Stabilität seiner Werteordnung, den inneren Frieden und die Leistungsfähigkeit der Sozialsysteme verantwortungsbewusst im Blick behält, handelt nicht inhuman. Auch dann nicht, wenn es die Abschiebepraxis konsequenter als bisher handhabt und sich bei der Aufnahmekapazität eine Obergrenze als Ziel setzt.

Ziele sollte jeder von uns 2018 haben. Der Weg dahin beginnt immer mit einem ersten Schritt. In diesem Sinne: Ein gutes neues Jahr, das reich an ersten und auch letzten Schritten ist, die man ebenso zum Erreichen von dem braucht, was man sich vorgenommen hat.

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