Rosenheim/Mühldorf – Josef Mayr starb im Frühjahr 2017 an einem zu spät erkannten Nierenkarzinom. Wenigstens durfte er zu Hause im eigenen Bett sterben – dank SAPV.
Die SAPV – die „Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung“ – gibt es in Rosenheim und Mühldorf seit 2011, in den Kreisen Traunstein und Berchtesgadener Land seit 2015. Sie hilft unheilbar kranken Menschen und ihren Angehörigen.
So wie im Fall Mayr. Die SAPV ist ein zentrales Element im Netzwerk von Hospizbegleitung und Palliativmedizin. „35 Jahre waren wir glücklich verheiratet, und wir hatten noch so viel vor“, sagt Rita Mayr (58) aus Schwindegg (Kreis Mühldorf) und schaut wehmütig auf ein Bild aus glücklichen Tagen, das sie und ihren Mann zeigt.
Auf einem Fest von Freunden vor 42 Jahren hatte die damals 16-jährige Rita ihren Josef kennen- und lieben gelernt. „Er fiel mir gleich auf, weil er zu einem behinderten Mann so nett war.“ Diese soziale Ader zog sich durch Josef Mayrs ganzes Leben. „Selbst als er schon schwer krank war, hat er noch Fahrräder repariert für Flüchtlinge. Er wollte stets helfen“, erzählt Rita Mayr. „Jede Woche etwas Gutes tun, das war sein Motto. „Er war das Gegenteil eines Egoisten.“
Die schlimme Diagnose Nierenkarzinom traf die Mayrs 2014 wie ein Blitzschlag: „Auf einmal ist alles anders.“ Anfangs habe ihr Mann gekämpft, die Operation und auch die Chemo-Therapie 2015 gut überstanden. Er war wieder voller Lebensmut und sportlich aktiv. „Wir freuten uns schon, dass er den Krebs besiegt hat.“
Doch dann ereilte Josef Mayr 2016 bei einem Nachsorge-Termin die tragische Nachricht, dass der Krebs an gleicher Stelle wieder zugeschlagen hatte. Wieder Chemo, erneuter Kampf. Doch diesmal hatten die Krebszellen schon gestreut und in anderen Organen Metastasen gebildet. „Es hieß bald, es sei zu spät für Hilfe.“
Die Mayrs klammerten sich an jeden Strohhalm, aber der Kampf gegen den Krebs war nicht zu gewinnen. Josef Mayr wurde immer schwächer, bekam Fieberschübe, verlor seine Kraft, dachte ans Sterben. „Eine schlimme Zeit. Wir versuchten, uns gegenseitig zu stützen. Er wollte mich nicht allein lassen, mich schützen. Ich mochte ihm den Mut nicht nehmen“, erinnert sich die 58-Jährige.
Doch beide wussten, dass die letzten Monate gekommen waren. „Wir hatten alles: ein schönes Haus, einen herrlichen Garten, wir hatten uns, waren glücklich, auch mit unserer Tochter.“ Dann die Nachricht der behandelnden Ärztin: „Ihr Mann wird sterben.“
Am 5. März 2017 starb Josef Mayr – wie er es sich wünschte: „In seinem eigenen Bett, neben mir“, sagt Rita Mayr. Die Wochen zuvor seien schrecklich und doch wertvoll gewesen. Das Ehepaar hatte sich noch alles erzählen können, was es bewegte, und konnte Abschied nehmen.
„Viel Hilfe bekam ich in diesem letzten Monat im Leben meines Mannes von den Mitarbeitern der SAPV“, ist Rita Mayr dankbar. Die SAPV ist ein ergänzendes Angebot zur Versorgung durch Haus- und Fachärzte und Pflegedienste. Sie verbessert die Lebensqualität von schwerstkranken Menschen und ermöglicht ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod – oft in der vertrauten Umgebung.
Die SAPV ist in Mühldorf eine Einrichtung des Anna-Hospizvereins, in Rosenheim des Jakobus-Hospizvereins und in Traunstein des Netzwerks Hospiz. Sie wird von Krankenkassen und durch Spenden getragen. „Die SAPV-Mitarbeiter waren stets erreichbar, fragten täglich, ob ich noch könne, ob ich Hilfe brauche – und das tat mir sehr gut und mobilisierte in mir ungeahnte Kräfte“, erinnert sich Rita Mayr.
Mit der heutigen Geschichte
beenden wir unsere Reportagenreihe zur Hospizbewegung. Die beiden Spendenkonten bleiben bis auf Weiteres bestehen.